3.8 Über LiteraturgeschichtsschreibungBedingt durch die Vielfalt konkurrierender Literaturtheorien (Abschnitt 2.2), aber auch durch die direkte Thematisierung durch einzelne dieser Theorien (Jauss) sowie die Erkenntnis, dass die ›traditionelle‹ Literaturgeschichtsschreibung Teile der Literatur ignorierte (z.B. Frauenliteratur, Kinder- und Jugendliteratur, Trivialliteratur), setzte in den letzten Jahrzehnten zunehmend eine Metareflexion über die Bedingungen und Möglichkeiten von Literaturgeschichtsschreibung ein. Besonders für die Frühzeit der Literaturgeschichtsschreibung in den nordeuropäischen Ländern liegen mittlerweile umfangreiche Studien vor. |
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Zuletzt wurde 2002 im Rahmen eines Forschungsprogramms des Nordischen Ministerrats eine zweibändige Aufsatzsammlung vorgelegt, die sich vor allem mit den Anfängen der Literaturgeschichtsschreibung in den nordeuropäischen Ländern beschäftigt, teilweise aber verhältnismäßig umfangreiche historische Aufrisse enthält. Der 1980 erschienene IASS-Tagungsband zum Thema ist immer noch nützlich, da dort zu allen nordeuropäischen Ländern Einzeldarstellungen gegeben werden, die einen guten Überblick bis in die 1970er Jahre bieten. |
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Lönnroth, Lars: »Från retorik till textanalys – om litteraturstudiet i Sverige« In: Lönnroth, Bd. 7, S. 44–58. Kurze Übersicht zur Geschichte der schwedischen Literaturgeschichtsschreibung sowie ihrer Vorgeschichte im weitesten Sinn, unterteilt in »Latinstudiet som normgivare, ca 1300–1780«, »Estetik och litteraturkritik, ca 1780–1880«, »Litteraturhistoriens triumf, ca 1880–1950« und »Textanalysens revolt, ca. 1950–1985«. Mit weiterführenden Literaturhinweisen. |
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Zur finnlandschwedischen Literaturgeschichtsschreibung s. Laitinen. |
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Forssell, Pia: »1700-tallet rediviva. Litteraturhistorie i Helsingfors på 1910-tallet« In: Dahl, Per, u. Torill Steinfeld (Hg.): Videnskab og national opdragelse, S. 329–360. Neben der Institutionengeschichte werden hier die drei Literaturhistoriker behandelt, die das literaturhistorische Denken ihrer Zeit prägten. Zudem wird exemplarisch die Darstellung eines Autors (G.P. Creutz) in den verschiedenen Literaturgeschichten untersucht. [RJu] |
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Knapas, Rainar: »Finsk eller svensk nationallitteratur i Finland. Litteraturhistoriska frontlinjer på 1850- och 1860-talen« In: Dahl, Per, u. Torill Steinfeld (Hg.): Videnskab og national opdragelse, S. 15-52. Gründliche Untersuchung des Spannungsfeldes zwischen den beiden Nationalsprachen Finnlands. [RJu] |
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Varpio, Yrjö: »Det nationella i den finskspråkiga litteraturhistorieskrivningen 1858-1949« In: Dahl, Per, u. Torill Steinfeld (Hg.): Videnskab og national opdragelse, S. 83-102. Zeigt die Entwicklung der Literaturgeschichtsschreibung in Finnland auf und geht auf die dort verwendete Metaphorik ein. [RJu] |
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Þórir Óskarsson: »Så er det tross alt vår litteratur. Islandsk litteraturhistorieskrivning ca. 1840-1940« In: Dahl, Per, u. Torill Steinfeld (Hg.): Videnskab og national opdragelse, S. 103-150. Hundert Jahre isländischer Literaturgeschichtsschreibung, vorwiegend fokussiert auf die Forscherpersönlichkeiten Grímur Thomsen, Sveinbjörn Egilsson, Jónas Jónasson, Finnur Jónsson und Sigurður Nordal. [RJu] |
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Neijmann, Daisy: »In search of an Icelandic Literature. The History and Practice of Early Icelandic Literary Historiography« In: Scandinavica. 45 (2006). S. 43–73. Verfasst von der Autorin einer isländischen Literaturgeschichte von 2006 ergänzt dieser Artikel den Text von Þórir Óskarsson, indem hier der Fokus auf zwei weitere Literaturgeschichtsschreiber gelegt wird: Kristinn Andrésson und Stefán Einarsson. [RJu] |