2.2.4 Einzelne Theorien und MethodenDie folgenden Seiten nennen die wichtigsten aktuellen ›Theorien‹, die freilich selten ein zur praktischen Benutzung bereitliegendes literaturchirurgisches Werkzeug darstellen, ja oft nicht einmal ein kohärentes Ganzes ausmachen. Angestrebtes Ziel dieses Abschnitts ist es, wenigstens einen einführenden Aufsatz und/oder eine brauchbare Einführung in Buchform anzugeben sowie ein bis zwei Hauptwerke und möglichst eine ›Anwendung‹ aufzulisten. Folgende Theorien, Methoden und turns werden in diesem Abschnitt in alphabetischer Reihenfolge vorgestellt: (Bourdieusche) Literatursoziologie Auch literaturwissenschaftliche Lexika lassen sich für eine stichworthafte Orientierung über die meisten dieser Theorien und Methoden heranziehen (Abschnitt 4.4), längere, empfehlenswerte Essays finden sich in Seiffert. |
(Bourdieusche) LiteratursoziologieIn der Folge der Frankfurter Schule/Kritischer Theorie und einer marxistischen Literaturtheorie (s.u.) entstand in den späten sechziger und vor allem den siebziger Jahren eine soziologisch ausgerichtete Literaturwissenschaft (Abschnitt 3.6). Neue Impulse erhielt die Literatursoziologie in den neunziger Jahren aus Frankreich durch die (verspätete) Rezeption von Pierre Bourdieus Theorie des ›Habitus‹, des ›Feldes‹ und seiner ›Soziologie der symbolischen Formen‹. |
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Dörner, Andreas, u. Ludgera Vogt: »Kultursoziologie (Bourdieu – Mentalitätengeschichte – Zivilisationstheorie)« In: Bogdal, S. 131–53. — — — : Literatursoziologie. Literatur, Gesellschaft, Politische Kultur Opladen: Westdeutscher, 1994 (= WV studium; 170). Sowohl der Aufsatz und als auch – naturgemäß detaillierter – das Buch geben einen ausgezeichneten Einblick in Bourdieus Untersuchungen der Kultur und der sich für die Literaturwissenschaft ergebenden Möglichkeiten, wobei auch die Wurzeln und Quellen dieses Ansatzes behandelt werden (neben Marx z.B. die frz. ›nouvelle histoire‹, also die Alltags- bzw. Mentalitätengeschichte von Febvre, Bloch, Braudel u.a. sowie Norbert Elias’ Untersuchungen über den Prozess der Zivilisation). Zur Veranschaulichung der Theorieansätze dient eine Fallstudie zu Kleists Hermannsschlacht. [TFS] |
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Dahlerup, Pil: Dekonstruktion. 90’ernes litteraturteori 5. Aufl. Kbh: Gyldendal, 2002 (= Gyldendal Intro) [1991]. Kurze und prägnante Einführung in Begriff und Schulen. Setzt die Schwerpunkte ähnlich wie Culler auf die Abfolge Leser>Text, Derrida, de Man, stellt darüber hinaus auch andere Repräsentanten vor (J. Hillis Miller, B. Johnson, M. Riffaterre). Das letzte Viertel des Buches widmet sich den Konsequenzen des Dekonstruktivismus für eine feministische Literaturwissenschaft. – Eine deutsche Übersetzung, besorgt von Barbara Sabel, erschien unter dem Titel Dekonstruktion. Die Literaturtheorie der 1990er 1998 bei de Gruyter in Berlin (= Sammlung Göschen; 2813). [SMS/TFS] |
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Kammler, Clemens: »Historische Diskursanalyse (Michel Foucault)« In: Bogdal, S. 31–55. Kurze, aber solide Einführung in Foucaults Diskursbegriff und dessen Folgen für die Literaturwissenschaft, nicht zuletzt am Beispiel von ›Anwendern‹ wie etwa Jürgen Link. [TFS] |
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2., überarb. Aufl. München: Beck, 1999 (= Beck’sche Reihe. Große Denker; 513) [1988]. Marti gibt einen Überblick über das Werk Foucaults und seine intellektuelle Entwicklung, studiert die Ursprünge und Einflüsse (z.B. Nietzsche, Bachelard) und erläutert die wichtigen Begriffe vor allem von Foucaults Archäologie der Humanwissenschaften (Diskurs bzw. diskursive Formationen, Episteme, Genealogie usw.). [TFS] |
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Kleiner, Marcus S. (Hg.): Michel Foucault. Eine Einführung in sein Denken Frankfurt u. New York: Campus, 2001 (= Campus Studium). Im Gegensatz zu den meisten, von einer Person geschriebenen Einführungen in Foucaults Werk wie die von Marti versucht dieser Band, »anhand der Darstellung von Leitbegriffen und zentralen thematischen Zusammenhängen [...] das Foucaultsche Denken [...] in seiner Heterogenität und Kontinuität bzw. seiner permanenten Transformation, Prozessualität und Extension« (S. 7) darzustellen. Im ersten Teil des Bandes werden Leitbegriffe wie ›Dispositiv‹, ›Macht‹, ›Geschlecht und Subjektivierung‹ in Aufsatzform diskutiert, im zweiten Teil (»Foucault im Kontext«) geht es vor allem um Foucaults Plazierung in der Philosophiegeschichte. [SMS] |
EcocriticismInspiriert durch Werke wie Rachel Carsons Silent Spring (1962) oder die vom Club of Rome initiierte Studie The Limits to Growth (1972), die als die Anfänge der aktuellen Ökologiedebatte gelten können, etablierte sich in den 1990ern in der nordamerikanischen Literaturwissenschaft die interdisziplinäre Forschungsrichtung des Ecocriticism, die zunehmend auch in den europäischen Universitäten Einzug hält. Theoretisch und methodologisch bewusst offen und heterogen angelegt, sind es vor allem die gemeinsamen Fragestellungen, die Ecocritics einen: Anhand fiktionaler und nicht-fiktionaler Texte untersuchen sie die Konstruktion von Natur und Mensch-Umwelt-Beziehungen sowie die Wertvorstellungen und kulturellen Funktionen, die dem Natürlichen zugeordnet werden. Ein institutionelles Zentrum für diese Fragestellungen, die gelegentlich auch unter dem Label des Green Criticism verhandelt werden, stellt seit 1992 die Association for the Study of Literature and the Environment (ASLE) mit ihrer Zeitschrift ISLE (Interdisciplinary Studies in Literature and the Environment) und ihrer sehr informativen Homepage http://www.asle.org/ mit umfangreichem Textarchiv dar. [HaM] |
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London/New York: Routledge, 2004 (= The New Critical Idiom). Eine sehr instruktive, leicht verständliche und übersichtlich gegliederte Einführung, die zentrale Themenfelder des Ecocriticism wie Pastoraldichtung, apokalytische Vorstellungen und die Konstruktion von Wildnis oder Verschmutzung vorstellt. Die Entwicklung der ›grünen Literaturwissenschaft‹ wird ebenso umrissen wie die wichtigsten theoretischen Positionen in diesem nach wie vor sehr heterogenen Forschungsfeld: Environmentalism, Deep und Shallow Ecology, Ecofeminism und Eco-Marxism. Ergänzt um ein Glossar, eine ausführliche Bibliographie und einige kommentierte Leseempfehlungen ein empfehlenswerter Einstieg in das Thema Ecocriticism. [HaM] |
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Packalén, Sture (Hg.): Litteratur och språk. Ekokritik, Jean-Henri Fabre, Återvinningens estetik, Kerstin Ekman, Posthumanism, Elektriska får och mekaniska människor, Djurkaraktärer, Kultur och hållbar utveckling Themenheft der Litteratur och språk 5 (2009). Heft zum Thema Ökokritik der Zeitschrift Litteratur och språk: Forskning vid Institutionen för Humaniora. Frei als Volltext zugänglich unter: http://urn.kb.se/resolve?urn=urn%3Anbn%3Ase%3Amdh%3Adiva-9569 [SMS] |
Semiotik/ Semiologie |
Barthes, Roland: »Einführung in die strukturale Analyse von Erzählungen« In: Ders.: Das semiologische Abenteuer [L’aventure sémiologique; 1985]. Übers. v. Dieter Hornig. Ffm: Suhrkamp, 1988 (= es; 1441), S. 102–143. Wie Mukarovský versucht auch Barthes, den Strukturalismus zu einer allgemeinen Semiologie zu erweitern. Ein linguistisches Modell zugrundelegend, begreift er die Erzählung als Satz, als – mehr oder weniger kompliziertes – Syntagma, dessen Einheiten sowie die Funktionen und das Zusammenwirken der Elemente (z.B. Isotopie) sich bestimmen lassen. Dieser Aufsatz gibt allerdings nur einen stichwortartigen, dafür leicht zugänglichen Einblick in die Werkstatt Barthes’; exemplarische Anwendungen finden sich im selben Band, dem der Aufsatz entstammt. [TFS] |
Feministische Literaturwissenschaft – Gender Studies – Queer Studies – Men's StudiesSeit der Mitte der siebziger Jahre hat sich im Zuge der Neuen Frauenbewegung und der allgemeinen politischen Hinterfragung der Geisteswissenschaften eine rege feministische Literaturwissenschaft etabliert. Ihre Ansätze lagen zunächst in einer Kanonerweiterung um vergessene oder verdrängte weibliche Autoren, in einer kritischen Analyse von Frauenschilderungen und einer Neubewertung der wenigen kanonisierten Autorinnen unter Berücksichtigung ihres Geschlechts. Während diese Anliegen der feministischen Literaturwissenschaft sich keiner bestimmten methodischen Richtung verpflichtet fühlten, entwickelte sich mit den Gender Studies eine methodologisch spezifische, aber in ihrem Fragenspektrum engere Richtung, der es um die Erforschung des Entstehens der Geschlechterdifferenz, ihrer Erscheinungsformen und ihrer Mechanismen geht. Etliche Studien haben gezeigt, dass diese Fragen, die vor allem mit den Methoden der Dekonstruktion und unter dem Einfluss psychoanalytischer Theorien verfolgt werden, besonders ergiebig am literarischen Material untersucht werden können. [MCT] Aus den Gender Studies entstanden in den 1990er Jahren zwei weitere Forschungsfelder: Zum einen die Queer Studies, die – aufbauend auf den älteren Gay and Lesbian Studies und häufig mit Ausgangspunkt in Judith Butlers Werk Das Unbehagen der Geschlechter – die vermeintlich ›natürliche‹ Heteronormativität und Homophobie (nicht zuletzt auch in der Literatur) thematisieren und statt dessen die Inszeniertheit von ›Geschlecht‹ betonen. Zum anderen etablierte sich das Feld der Men's Studies (Männlichkeitsstudien), in denen die Maßgabe der Gender Studies, ›Geschlecht‹ als eine sozial-kulturelle Konstruktion zu lesen, jetzt auch konsequent auf die Konstruktion von (zumeist implizit heterosexuellen) Männlichkeiten angewendet wird. [SMS] |
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Stockholm: Bilda förlag, 2002. Leicht verständliche, knappe und dennoch umfassende Einführung in Geschichte und Anliegen des Feminismus, die konsequent Wissenschaft, politischen Aktivismus und die private Sphäre verzahnt bzw. deren Trennung hinterfragt. Gemzöe präsentiert unterschiedliche Kontexte und Ansätze von der Ideologie der "samhällsmoderlighet" über liberalen und radikalen Feminismus bis hin zu Postmoderne und Konstruktivismus.Für Skandinavistikstudierende wegen des Fokus auf die Situation in Schweden vom 19. Jahrhundert mit Fredrika Bremer und Ellen Key bis zum heutigen »Staatsfeminismus« besonders interessant. [LAK] |
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Für eine Themennummer mit Queer-Lektüren skandinavischer Texte s. die Fachzeitschrift Scandinavica 40:1 vom Mai 2001. |
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Ekenstam, Claes, u. Jørgen Lorentzen (Hg.): Män i Norden: Manlighet och modernitet 1840-1940 Möklinta: Gidlunds Förlag, 2006. Ein Sammelband, der sich mit der Konstruktion von Männlichkeiten im Norden insbesondere des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts beschäftigt. Neue Definitionen von Männlichkeit werden im Zusammenhang mit den grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen in der Moderne betrachtet. In ihrer Einleitung grenzen sich die Herausgeber zudem von Connells Hegemoniekonzept ab und präsentieren ein neues Modell, das sich auf die Dynamik zwischen Männlichkeit und Unmännlichkeit stützt. [KaS] |
Rezeptions-geschichte |
Jauss, Hans-Robert: »Literaturgeschichte als Provokation der Literaturwissenschaft« In: Ders.: Literaturgeschichte als Provokation. 11. Aufl. Ffm: Suhrkamp, 1997 (= es; 418), S. 144–207; sowie in: Warning, S. 126–62. Dieser Aufsatz verhandelt in grundsätzlicher Weise Probleme der Literaturgeschichtsschreibung und der Epochenbildung. Jauss entwickelt darin den z.T. von Gadamer übernommenen, mittlerweile fest etablierten Begriff des ›Erwartungshorizontes‹, der das historisch differierende (Vor-)Verständnis von Texten mit den unterschiedlichen Bedingungen (›Horizont‹) und Auffassungen (›Erwartungen‹) der jeweiligen Zeit kurzschließt. So beeinflussen historische Ereignisse (z.B. die französische Revolution), aber auch jüngere Texte (Moderne) beispielsweise auch unseren Blick auf ältere Literatur (z.B. Aufklärung oder Romantik) und sorgen dadurch für einen ›Horizontwandel‹. [TFS] |
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Iser, Wolfgang: »Die Appellstruktur literarischer Texte« In: Warning, S. 228–52. Dieser ursprünglich als Vortrag gehaltene Aufsatz komprimiert in leicht zugänglicher Weise wichtige Gedanken der Rezeptionsästhetik, darunter die Annahme, dass Texte keine verborgene, vom Leser lediglich zu entschlüsselnde Intention ›enthalten‹, sondern im Gegenteil von einer grundsätzlichen ›Unbestimmtheit‹ geprägt sind. Diese Unbestimmtheit (als eine Form von Spielräumen) erfordert die aktive Mitarbeit des Lesers im Verstehensprozess, indem dieser bereits durch die Lektüre sogenannte ›Leerstellen‹ interpretierend ausfüllt. [TFS] |
IntermedialitätIntermedialitätsforschung beschäftigt sich mit den Beziehungen von Medien untereinander. Der Begriff wurde zwar erst in den neunziger Jahren gebräuchlich, doch hat sich die Intermedialitätsforschung aus zwei älteren Forschungskonzepten entwickelt: (1) aus den sog. Interart-Studien (im Englischen auch: Comparative Arts), die sich der »wechselseitigen Erhellung der Künste« (Oskar Walzel, 1917) widmen, und (2) der (post-)strukturalistischen Intertexualitätsforschung, deren Fokus auf die Beziehungen zwischen Texten dann in der Intermedialitätsforschung auf Beziehungen zwischen Medien erweitert worden ist. Die Intermedialitätsforschung ist ein äußerst produktives Forschungsfeld, doch ist immer zu beachten, was jeweils für ein Medienbegriff zugrundegelegt wird. [SMS] Das Heft 2008:1 der schwedischen Tidskrift för litteraturvetenskap [TFL] ist ein Themenheft zur Intermedialität. |
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Hockenjos, Vreni, u. Stephan Michael Schröder »Einleitung: Historisierung und Funktionalisierung: Zur Intermedialität, auch in den skandinavischen Literaturen um 1900« In: Stephan Michael Schröder u. Vreni Hockenjos (Hg.): Historisierung und Funktionalisierung. Intermedialität in den skandinavischen Literaturen um 1900. Berlin: Nordeuropa-Institut, 2005, S. 7-35 (= Berliner Beiträge zur Skandinavistik; 8). In übersichtlicher Form werden in diesem Aufsatz wichtige Entwicklungslinien und Forschungsprobleme der Intermedialitätsforschung skizziert, wobei nicht zuletzt der jeder Intermedialitätsforschung notwendig zugrundeliegende Medienbegriff problematisiert wird. [SMS] Der Aufsatz ist auch als PDF erhältlich. |
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Lukács, Georg: »Einführung in die ästhetischen Schriften von Marx und Engels« In: Kimmich u.a., S. 79–94. Bereits in seiner frühen, noch stark dem deutschen Idealismus und insbesondere Hegel verpflichteten Theorie des Romans (1916) spricht Lukács davon, dass der Roman nur als ›Totalität‹ verstanden werden könne. Mit seiner Hinwendung zum Marxismus übernimmt er von Marx insbesondere dessen Vorstellung vom ›Fetischcharakter‹ der Waren, die Lukács in Geschichte und Klassenbewusstsein zu einer Theorie der ›Verdinglichung‹ ausweitet. Diese beiden Vorstellungen bilden zugleich die Grundlage seines Realismuskonzeptes der Literatur, das sich gegen jegliche ›Tendenz‹ wandte, jedoch ›Parteilichkeit‹ einforderte, wobei Lukács in letzterer keinen Hinderungsgrund für eine ihm notwendig erscheinende Objektitvität sah. – Der Aufsatz enthält eine implitzite Theorie des Realismus (mit Hinweis auf das große Vorbild Balzac). [TFS] |
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Spangenberg, Peter M.: »Mediengeschichte – Medientheorie« In: Fohrmann; Müller, S. 31–77. Knappe, aber solide Übersicht über die historische Entwicklung der (Speicher-) Medien, angefangen bei Problemen von Oralität/Literalität über den Buchdruck bis hin zu Photographie, Rundfunk, Kinematographie und Fernsehen sowie einem abschließenden Durchgang durch Medientheorien. Sehr gute Auswahlbiographie. [TFS] |
PostkolonialismusDer Postkolonialismus nimmt seinen Ausgangspunkt in der Feststellung, dass wir in einer Welt leben, die durch koloniale Strukturen geprägt war und geprägt ist. Untersucht wird, was für Auswirkungen dies auf die kulturelle (einschließlich der literarischen) Bedeutungsproduktion gehabt hat, und zwar sowohl in den kolonialisierten wie auch in den kolonialisierenden Kulturen, und was für (auch: Text-) Strategien und diskursive Praxen eingesetzt werden, um das komplexe Verhältnis zwischen diesen Kulturen zu gestalten (z.B. Dominanz/Subordination, Mimikry, Erzeugung von Hybridität, eines ›Dritten Raumes‹). Der Postkolonialismus ist in der Anglistik und Romanistik entstanden und greift methodologisch vor allem auf den französischen Poststrukturalismus sowie Kategorien der Cultural Studies wie gender, race, class zurück. In der Skandinavistik ist der Postkolonialismus erst ab ca. 2000 rezipiert worden. Applikationen auf skandinavische Literatur finden sich z.B. in den Themennummern der folgenden beiden Zeitschriften: Tijdschrift voor Skandinavistiek Heft 25:2 (2004) (Surmatz, Astrid, u. Henk van der Liet (Hg.): Postkoloniale tilgange til nordisk rejselitteratur) und Heft 30:2 (2009) (Tema: Et postkolonialt Danmark) sowie in Kritik 178 (2005). [SMS] |
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McClintock, Anne: Imperial Leather - Race, Gender and Sexuality in the Colonial Context New York u. London: Routledge, 1995. S. den Kommentar zu diesem Titel in der Intersektionalitätssektion. |
Spatial TurnDer Spatial Turn oder die ›räumliche Wende‹ beinhaltet, Sigrid Weigels Differenzierung von 2002 folgend, eigentlich zwei verschiedene Wenden: Während der Spatial Turn in den Cultural Studies das durchaus konkrete politische Anliegen einer neuen Geographie verfolgt, wo z.B. auf der Grundlage einer postkolonialistischen Umwertung von europäischen Zentrum und historisch kolonialer Peripherie ›dritte‹ oder ›hybride‹ Räume ausgelotet werden, zielt die eher topographische als allgemein räumliche Wende in den Literaturwissenschaften darauf, Räumlichkeit und ihre Repräsentation z.B. auf Landkarten als ganz konkrete in den Blick zu bekommen. [SMS] |