Studienbibliographie zur neueren
skandinavistischen und fennistischen Literaturwissenschaft

2.1 Allgemeine Einführungen in die Literaturwissenschaft

Für Lexika, die schnell und präzise Informationen zu literaturwissenschaftlichen Stichwörtern liefern, siehe Abschnitt 4.4.

Es gibt, wenn auch nicht zahllose, so doch zahlreiche Einführungen in die Literaturwissenschaft. Hier etwas besonders hervorheben zu wollen, ist beinahe schon Geschmackssache. Allerdings gibt es ein Scheidekriterium: das Alter. Mit dem gestiegenen Einfluss der Literaturtheorie und ihren ständig neuen Verzweigungen sinkt zugleich die Halbwertzeit aller Einführungen, zumal dann, wenn sie über diesen Bereich noch halbwegs den Überblick geben wollen. Daher sind die Empfehlungen an dieser Stelle allesamt jüngeren Datums und naturgemäß vorläufig.


Brackert, Helmut, u. Jörn Stückrath (Hg.): Literaturwissenschaft. Ein Grundkurs

8., erw. u. durchges. Aufl. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch, 2004 (= re; 523) [1992].

Die wohl ausführlichste der hier vorgestellten Einführungen. Insgesamt acht Oberkapitel gelten der Texterschließung (Stoff, Figur, Gattung), der Texthermeneutik, Problemen der Reihen- und Typenbildung (z.B. Epoche), der Realisierung (Mündlichkeit/Schriftlichkeit, Aufführung) sowie den literarischen Institutionen und der Entwicklung der Germanistik als Fach. Knapp 120 Seiten werden den verschiedenen Positionen der Literaturtheorie gewidmet (Hermeneutik, Psychoanalyse, Systemtheorie, Dekonstruktion, ...). Das Literaturverzeichnis ist allerdings sehr knapp gehalten. Enthält allerdings ausführliches Personen- und Sachregister. [ChB]


Arnold, Heinz Ludwig, u. Heinrich Detering (Hg.): Grundzüge der Literaturwissenschaft. Eine Einführung

8. Aufl. Originalausg. München: Deutscher Taschenbuchverlag, 2008 (= dtv 30171) [1. Aufl. 1973].

In Aufbau und Inhalt ähnlich wie Brackert/Stückrath, jedoch ohne die Fachgeschichte zu berücksichtigen. Die Abteilung ›Literaturtheorie‹ ist auf einem neueren Stand. Nützlich sind die Querverweise auf andere Kapitel, die ähnliche Problematiken behandeln. Enthält ausführliches Literaturverzeichnis, Glossar, Sach- und Personenregister. [ChB]


Pechlivanos, Miltos, u.a. (Hg.): Einführung in die Literaturwissenschaft

Stuttgart u. Weimar: Metzler, 1995.

Diese im Rahmen des Konstanzer Graduiertenkollegs ›Theorie der Literatur‹ erarbeitete Einführung richtet sich, stärker als Brackert/ Stückrath und Arnold/Detering, an Komparatisten und steckt den Rahmen weiter: Texte werden hier als Kulturprodukt begriffen, was nichts anderes zur Folge hat als eine Erweiterung der hier geübten Literaturwissenschaft in Richtung auf Interdisziplinarität und – vor allem – eine Kulturwissenschaft (was sich beispielsweise in Kapiteln wie »Postkolonialismus und Literaturwissenschaft«, »Memoria und Oblivio« oder »Archäologie der literarischen Kommunikation« äußert). Mit den drei Oberbegriffen (Aufzeichnungsmodelle, Vermittlungsmodelle, Übersetzungsmodelle) sowie einem Zusatz über »Medienwelten« bricht diese Einführung mit herkömmlichen Aufteilungen (Texterschließung, Textsorten, Texttheorie usw.). Das vorzügliche Literaturverzeichnis berücksichtigt – im Gegensatz zu Brackert/Stückrath und Arnold/Detering – vor allem auch die immer wichtiger gewordenen angelsächsischen und amerikanischen Beiträge zur Theoriediskussion. [TFS]


Schutte, Jürgen: Einführung in die Literaturinterpretation

5., aktual. u. erw. erw. Aufl. Stuttgart: Metzler, 2005 (= SM; 217).

Die Interpretation gilt nach wie vor als Königsdisziplin der Literaturwissenschaft. Für Schutte heißt das Ziel »nicht ›Richtigkeit‹, sondern Überprüfbarkeit und Kommunizierbarkeit«. Diese längst bewährte Einführung begreift die Stufen der Aneignung eines Textes (Lektüre–Kritik–Interpretation) als kommunikative Praxis. Dazu erarbeitet Schutte zunächst ein Modell, das die Beschreibung des Vermittlungsprozesses zwischen Wirklichkeit–Autor–Text–Leser ermöglicht, um danach in drei Kapiteln Analysemöglicheiten anzubieten (produktionsästhetische Analyse, rezeptionsästhetische Analyse, Strukturanalyse). Hierauf folgt ein kurzes Kapitel mit allgemeinen Hinweisen zur Technik des wissenschaftlichen Arbeitens (Bibliographieren, exzerpieren, protokollieren, ...). Enthält umfangreiches Literaturverzeichnis, Personen- und Sachregister. [ChB]


Nünning, Vera, u. Ansgar Nünning: Grundkurs anglistisch-amerikanistische Literaturwissenschaft

6. Aufl. Stuttgart: Klett 2007.

Ist zwar für Anglisten/Amerikanisten konzipiert, doch leicht übertragbar. Didaktisch sehr gut und übersichtlich gestaltet liefert das Buch in knappen, präzisen Kapiteln einen sehr guten allerersten Einstieg in literaturwissenschaftliche Begriffe und Arbeitstechniken. [ChB]


Klarer, Mario: Einführung in die neuere Literaturwissenschaft

Darmstadt: Primus, 1999.

Ähnlich präzise und übersichtlich wie Nünning, jedoch etwas ausführlicher und zudem fächerübergreifend ausgerichtet. Aber auch dieses Buch sollte nur ein allererster Einstieg sein und nicht alternativ zu Einführungen wie Brackert/Stückrath oder Arnold/Detering verstanden werden. [ChB]


Skei, Hans. H.: Å lese litteratur

2. Aufl. Oslo: Ad Notam Gyldendal, 2006. [1. Aufl. 1992 mit dem Untertitel: Lærebok i litterær analyse.]

Didaktisch aufgebaute Einführung in die literarische Analyse mit Textbeispielen vor allem aus der norwegischen Literatur. Im ersten Teil mit dem Titel »Litteratur og lesning« wird der Leser mit den Funktionen von Sprache, mit dem Begriff des Stils und des Genres vertraut gemacht, während im zweiten (Haupt-)Teil nach einer Abgrenzung der Belletristik von Sachprosa in die literarische Analyse von epischen, lyrischen und dramatischen Texten eingeführt wird. Mit Index sowie einem Glossar wichtiger Fachausdrücke. [TFS]


Eco, Umberto (Hg.): Zwischen Autor und Text. Interpretation und Überinterpretation

[Interpretation and Overinterpretation; 1992.] Übers. v. Hans G. Holl. München u. Wien: Hanser, 1994 (= edition akzente). Taschenbuchausgabe: 2. Aufl. München: Dtv, 2004.

In Zeiten postmodernen Pluralismus (Stichwort ›anything goes‹) ist die Frage nach den Möglichkeiten, aber auch den Grenzen des Interpretierens bzw. den Gefahren der Überinterpretation zentral geworden. Dieser Band diskutiert, relativiert und revidiert z.T. Positionen des ›offenen Kunstwerks‹ (Eco) aus semiotischer, pragmatischer und dekonstruktiver Perspektive. [TFS]


Link, Jürgen: Literaturwissenschaftliche Grundbegriffe. Eine programmierte Einführung auf strukturalistischer Basis

6., unveränd. Aufl. München: Fink, 1997 (= utb; 305). [1. Aufl. 1974]

Links aus einem literaturwissenschaftlichen Propädeutikum hervorgegangenes Buch liefert eine praxisorientierte und praktikable (hier: strukturale) Methode zur Analyse von vornehmlich literarischen Texten. Angefangen bei den kleinsten Teilen (Zeichen) über die syntagmatischen Beziehungen der Textelemente bis zu den Besonderheiten, welche die ›Literarizität‹ eines Textes ausmachen (z.B. Verfremdung, Ironie, Tropen), durchläuft man 14 didaktisch gut aufgebaute Lektionen, die von einer Gattungs- und Genretheorie beschlossen werden. Vorteil des Buches: Begrifflichkeit und Vorgehensweise werden immer am konkreten Beispiel erläutert und durch zusätzliche Übungen für den Leser doppelt nachvollziehbar gemacht. [TFS]


Baasner, Rainer, u. Maria Zens: Methoden und Modelle der Literaturwissenschaft. Eine Einführung

Unter Mitarbeit von Maria Zens. 3., überarb. und erw. Aufl. Berlin: Erich Schmidt, 2005.

Das Buch beginnt mit G.C. Lichtenbergs Zitat: »Ich habe nun noch [...] eine Theorie, die aber nicht mehr zu gebrauchen, denn sie ist vom vorigen Jahr.« Baasner und Zens geben einen strukturierten Überblick über das weite Feld der Theorie und Methodologie der Literaturwissenschaft, der knapp und ausführlich genug ist. Angefangen mit einer allgemeinen Einführung und Diskussion der Grundbegriffe (Literatur, Literaturwissenschaft, ...) widmen sie ein Kapitel der Fachgeschichte und die folgenden dreizehn Kapitel den verschiedenen Theorien und Methoden (Strukturalismus, Diskursanalyse, Psycho- analyse, Feministismus, Gender, ...) in chronologischer Reihenfolge, wodurch auch Querbezüge deutlich werden. Enthält Auswahlbibliographie mit grundlegenden Texten zu den einzelnen Theorien. [ChB]




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