Studienbibliographie zur neueren
skandinavistischen und fennistischen Literaturwissenschaft

2.4 Rhetorik

Lange Zeit als eingestaubte Domäne für vorrangig antiquarisch Interessierte betrachtet, gewann die Rhetorik neuen Glanz und damit neue Aufmerksamkeit durch den Umstand, dass vor allem die amerikanische Abteilung der Dekonstruktivisten (u.a. de Man) das Rhetorische aller Literatur betonte.


Ueding, Gert (Hg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik [HWRh]

11 Bde. Tübingen: Niemeyer, 1992-2014 [Lizenzausgabe der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft: Darmstadt, 1992-2014].

Dieses interdisziplinär orientierte Standardwerk mit seinen ca. 1.390 Artikeln von über 400 Fachgelehrten will die Rhetorik dokumentieren als »das neben der Philosophie wichtigste, differenzierteste und wirkungsmächtigste Bildungssystem der europäischen Kulturgeschichte. Es erfaßt die theoretischen Entwürfe, Kategorien und Begriffe der Rhetorik und ihrer interdisziplinären Verflechtungen seit der Antike. […] Das Wörterbuch soll alle wirkungsgeschichtlich bedeutungsvollen rhetorischen Kategorien und Begriffe aufnehmen und daher nicht nur für die Rhetorik von größter Bedeutung sein, sondern auch ein wichtiges Grundlagenwerk für Wissenschaftler benachbarter Disziplinen.« (Vorwort des Herausgebers, Bd. 1, S. Vff) In bewusster Anlehnung an das Historische Wörterbuch der Philosophie konzipiert mit namentlich gekennzeichneten Einzelartikeln.


Ueding, Gert, u. Bernd Steinbrink: Einführung in die Rhetorik. Geschichte – Technik – Methode

4. aktual. Aufl. Stuttgart: Metzler, 2005 [1. Aufl. 1976].

Gegliedert in einen historischen und einen systematischen Teil, richtet sich der Band vor allem an jene, die sich ausführlicher mit dem Gegenstand ›Rhetorik‹, seiner Entstehung und geschichtlichen Entwicklung sowie seinen Erscheinungsformen auseinandersetzen wollen. Enthält neben einer ausführlichen Bibliographie getrennte Namens- und Sachregister.


Göttert, Karl-Heinz: Einführung in die Rhetorik. Grundbegriffe – Geschichte – Rezeption

4. überarb. Aufl. München: Fink, 2009 (= utb; 1599) [1. Aufl. 1991].

Ottmers, Clemens: Rhetorik

2. aktual. und überarb. Aufl. Stuttgart: Metzler, 2007 (= SM; 283) [1. Aufl. 1996].

Wesentlich knapper gehalten als Ueding/Steinbrink, bieten sich diese beiden Bücher für Einsteiger an, indem sie Grundbegriffe zusammenfassen, vorstellen und erläutern (u.a. Redegattungen, Topik, Argumentation und Stil) sowie einen Abriss der Geschichte der Rhetorik bieten, und zwar Göttert am Schluss, Ottmers jeweils themenbezogen am Ende seiner einzelnen Kapitel. Beide Bücher mit Register.


Kopperschmidt, Josef (Hg.): Rhetorik.

Bd. 1: Rhetorik als Texttheorie; Bd. 2: Wirkungsgeschichte der Rhetorik. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1990/1991.

Unter dem Eindruck eines wiedererwachten Interesses für die Rhetorik gerade auch in der neueren Literaturtheorie ist es das erklärte Ziel dieser beiden, inhaltlich verschieden gelagerten Bände, »die Wege dieses Interesses [zu] dokumentieren«. Das reicht, im ersten Band, von Funktionsmodellen über literarische Topik und Erfindung bis zur Analyse von Texten im Zeichen ihrer ›Rhetorizität‹. Der zweite Band widmet sich geistes- und ideengeschichtlichen, bildungs- und sozialgeschichtlichen sowie problem- und theoriegeschichtlichen Aspekten der Rhetorik. Die wichtigsten Beiträge zur Rhetorikforschung und zum Rhetorikverständnis sind in dieser Ausgabe versammelt (u.a. Texte von Gadamer, de Man, Jens, Blumenberg, Ueding). Mit Bibliographie und Schlagwortregister.


Lausberg, Heinrich: Handbuch der literarischen Rhetorik. Eine Grundlegung der Literaturwissenschaft

2 Bde. (mit durchgehender Seitenzählung) 4. unveränd. Aufl. Stuttgart: Sterner, 2008. [1. Aufl. 1960]

Das Handbuch will eine »auf das Mittelalter und die Neuzeit hin geöffnete Darstellung der antiken Rhetorik« (Vorwort) mit insgesamt 1.246 Paragraphen sein, wobei es sich jedoch im wesentlichen nur um eine Darstellung der antiken Rhetorik handelt; die neuzeitlichen Grenzüberschreitungen der Rhetorik werden ignoriert. Passend dazu die fast alleinige Ausrichtung auf die Praxis der Textinterpretation. Dennoch ist ›der Lausberg‹ zu dem Nachschlagewerk für die rhetorische Begrifflichkeit geworden. Die Beispiele stammen vor allem aus der lateinischen und der romanischen Literatur. Mit terminologischem Register. Als ›Handbuch für Anfänger‹ (so das Vorwort) allerdings kaum geeignet, Anfänger sollten eher zurückgreifen auf Lausbergs Buch »Elemente der literarischen Rhetorik«. Eine Einführung für Studierende der klassischen, romanischen, englischen und deutschen Philologie. 10. Aufl. München: Hueber, 1990.


Fafner, Jørgen: Retorik. Klassik og moderne. Indføring i nogle grundbegreber

9. überarb. Aufl. Kbh: Akademisk Forlag, 2005. [1. Aufl. Universitetsforlag 1977]

— — — : Tanke og tale. Den retoriske tradition i Vesteuropa

Kbh: Reitzel, 1995.

Während Fafner im ersten Buch eine eher systematische, knappe Einführung in die Rhetorik zu Studienzwecken vorlegt, ist »Tanke og tale« der Versuch einer umfangreichen westeuropäischen Rhetorikgeschichte, als deren Thema Fafner formuliert: »ikke fremførelseshistorie eller stilhistorie eller noget helt tredje, men: udviklingen af de idéer, man gennem tiderne har gjort sig om forholdet mellem tanke og tale, mellem erkendelse og fremstilling« (S. 5). Auch wenn die Perspektive eine westeuropäische ist, kommt die dänische Rhetorikgeschichte jedoch keineswegs zu kurz.


Zur Rhetorik siehe auch das entsprechende Themenheft von K & K. Kultur og Klasse. Kritik og Kulturanalyse 23:1 (1995).


Nordahl, Helge: Retorikk. De viktigste retoriske figurer belyst ved eksempler fra riksmålets litteratur

Oslo: Grøndahl og Dreyer, 1994.

Anhand von ca. 800 Beispielen aus der ›riksmål‹-Literatur der letzten einhundert Jahre versucht das Buch ein dreifaches Ziel zu erreichen: »Å påvise, empirisk, den frekvente forekomst av retoriske figurer i riksmålslitteraturen. Å beskrive den enkelte figurs variantrepertoar. Å analysere de enkelte figurers tendens til å opptre i kombinasjon med andre figurer.« (S. 10) Die Einleitung vermittelt eine kurzgefasste systematische Übersicht über die rhetorischen Figuren und Tropen; der Hauptteil bietet eine Einführung zu jeder Figur bzw. Trope sowie eine Beispielsammlung.


Eide, Tormod: Retorisk leksikon

Oslo u.a.: Spartacus, 2004. [1990]

Kurze Erläuterungen zu den wichtigsten rhetorischen Begriffen und Figuren mit norwegischen Beispielen sowie Bibliographie.


Johannesen, Georg: Rhetorica Norvegica

2. Aufl. Oslo: LNU/Cappelen, 2001. [1987]

Nach Eingeständnis des Verfassers, der einer der wichtigsten belletristischen Autoren Norwegens ist, ist dieses Lehrbuch der Rhetorik eher »et mangfoldiggjort manuskript enn […] en moderne norsk publikasjon i akademisk sakprosa« (S. 3). Das Buch ist in sieben Abschnitte gegliedert, die rhetorischen Fächern entsprechen: Exordium, Inventio, Narratio, Elocutio, Actio, Praecognitio, Epilogos (jeweils mit Textbeispielen). Zum Nachschlagen ist das Werk kaum geeignet, eher zum Durcharbeiten für Leute mit Überblick. Mit Sach- und Personenregister.


Johannesson, Kurt: Svensk retorik från medeltiden till våra dagar

Neuaufl. Sthlm: Norstedt, 2005. [Svensk retorik från Stockholms blodbad till Almedalen. Sthlm: Norstedt, 1983]

Einführungswerk; Versuch einer Geschichte der schwedischen Rhetorik von ca. 1520–1982, basierend auf der klassischen Rhetorik und unter Akzeptanz von deren Begrenzungen. Chronologisch aneinandergereihte Kapitel zu als repräsentativ betrachteten Beispieltexten. Enthält kommentiertes Literaturverzeichnis, Register rhetorischer Begriffe sowie Personenregister. [ChB]


Johannesson, Kurt: Retorik eller konsten att övertyga

Neuaufl. Sthlm: Norstedts, 2006. [1990]

Buch mit Einführungscharakter, in dem der Verfasser »retorikens grundläggande begrepp, liksom dess syn på människa och språket« (S. 10) anhand praktischer Beispiele, zumeist aus der Politik, beschreibt. Mit einem Verzeichnis rhetorischer Begriffe und kurzen Erläuterungen zu diesen (S. 223–234) sowie Literaturhinweisen.


Blomstedt, Jan: Retoriikkaa epäilijöille

Helsinki: Loki-kirjat, 2003.

Eine allgemein-pragmatische Darstellung zur Kommunikation und Rhetorik; mit Beispielen zur Darstellung der Komplexität der zwischenmenschlichen Sprachkunst. [HNi]



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