2.2.3 Beispielhafte Applikationen |
Kafka: »Vor dem Gesetz« |
Bogdal, Klaus-Michael (Hg.): Neue Literaturtheorien in der Praxis. Textanalysen von Kafkas »Vor dem Gesetz« 2. Aufl. Opladen: Westdeutscher, 2005 (= WV studium; 169). [1993] Seinem einführenden Sammelband zu den neuen Literaturtheorien ließ Bogdal einen Fortsetzungsband folgen, um »die ›praktische Seite‹ der neuen Literaturtheorien zu demonstrieren«. Am Beispiel von Franz Kafkas Erzählung »Vor dem Gesetz« versuchen sich neun Autoren in verschiedenen Lektüren: Recht, Macht und Begehren stehen im Mittelpunkt einer Lacanschen Analyse, unter dem Stichwort ›Interdiskurs‹ wird die Erzeugung einer symbolischen Ordnung untersucht. Andere ›Suchbegriffe‹ lauten historische Diskursanalyse, Konstruktivismus, Hermeneutik (und ihre Grenzen) oder Dekonstruktion. Was der Band darüber hinaus zeigt: dass die Anwendung von Literaturtheorie nur mit einem gewissen ›Spielraum‹ funktioniert. Er schließt mit einer Untersuchung zu Literaturtheorie und Unterrichtspraxis. [TFS] |
Kafka: »Das Urteil« |
Jahraus, Oliver, u. Stefan Neuhaus (Hg.): Kafkas »Urteil« und die Literaturtheorie. Zehn Modellanalysen Stuttgart: Philipp Reclam jun., 2002 (= RUB; 9677). Auch in diesem Band wird zunächst ein kurzer Beispieltext (hier: »Das Urteil« von Kafka) abgedruckt, gefolgt von zehn Beispielanalysen, die stärker als die Beiträge in Wellberys Band einführenden Charakter haben. Da fünfzehn Jahre seit Wellberys letzter inhaltlicher Überarbeitung vergangen waren, werden in diesem Band naturgemäß auch jene Theorien einbezogen, die sich seit Ende der 1980er Jahre in der Literaturwissenschaft etabliert haben. Die Theorien, deren Leistungsfähigkeit in bezug auf Kafkas Text demonstriert wird, sind: Hermeneutik, Strukturalismus, Rezeptionsästhetik, Sozialgeschichte, Psychoanalyse, Gender Studies, Diskursanalyse, Systemtheorie, Intertextualität und Dekonstruktion. [SMS] |
Andersen: »Den lille Havfrue« |
Dahlerup, Pil (Hg.): »Splash! Six Views of the Little Mermaid« In: Scandinavian Studies 63 (1991), S. 141–163. Sechs Annäherungen an Andersens berühmtes Märchen, zum Teil äußerst knapp, in einigen Fällen überholt (strukturalistischer und psychoanalytischer Ansatz), in anderen durchaus interessant (folkloristischer Ansatz: im Grunde intermedial, vergleicht das Märchen mit der Disneyschen Trickfilm-Umsetzung; die ›synoptische‹ Lektüre: liest mit Lacan einen Subtext über Unsterblichkeit und Spiritualität). Insgesamt mehr ein Ausgangspunkt für eine tiefschürfende Analyse und ein Beispiel dafür, wie Theorie recht mechanistisch, aber ebensogut kreativ angewandt werden kann. Der Text ist auch als PDF-Dokument im Internet erhältlich: http://scandinavian.wisc.edu/schmidt/danish/hca/pdf_files/articles.pdf [TFS] |