Paläovenetische Keramik (Joachim Meffert 2009)
Den größten Teil des Neufundbestandes machen Keramikfunde aus. Die paläovenetische Keramik wurde von J. Meffert typologisch und chronologisch gegliedert. Die ältesten der von ihm untersuchten Funde stammen aus der späten Bronze- bis frühen Eisenzeit, die jüngsten aus frührömischer Zeit. Sie bieten damit einen einzigartigen Querschnitt durch die gesamte Keramik der Este-Kultur vom Ende des 7. bis in das 1. Jahrhundert v. Chr., wie sie in dieser Vergesellschaftung weder in den zeitgleichen Gräberfeldern noch Siedlungen vorkommt. Die Votivkeramik reicht von einfachen, über bemalte Gefäße bis zu speziell für den Kult hergestellten Miniaturgefäßen und Importen aus dem griechischen und etruskischen Raum.
Insgesamt ergibt sich anhand der Keramikfunde das Bild eines in der Frühphase stark von traditionellen Gefäßformen geprägten Kults, der den starken Bezug der Este-Kultur zur circumalpinen Hallstattkultur verdeutlicht. Anhand des zu beobachtenden Gefäßspektrums – und damit in Beziehung gesetzten Vergleichsinventaren und antiken Quellentexten zu mediterranen Heiligtümern – ist zu vermuten, dass es sich zu Beginn der Opferhandlungen im Reitia-Heiligtum um die Reste von Opfermählern handelt. Nach dem gemeinschaftlichen Verzehr des Opfermahles wurde die dazu benutzte Keramik intentionell zerschlagen und im Heiligtum niedergelegt (Abb. 10). Im jüngeren Abschnitt findet ein radikaler Bruch statt, nun kommen im Kult hauptsächlich neue Gefäßtypen vor, die ihren Ursprung im nordetruskischen und griechischen Raum haben. Trankopfer und Gussrituale gewinnen an Bedeutung. Nach Gebrauch werden die Gefäße – wie schon in den vorhergehenden Zeitabschnitten – zerschlagen. Ein neues Merkmal bei der Deponierung der Keramik ist jedoch beispielsweise, dass Schalen mit der Mündung nach unten auf der Erde niedergelegt werden (Abb. 10).
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