Bearbeitung der Funde

Aus dem Reitia-Heiligtum stammen insgesamt rund 20.000 Alt- und Neufunde. Aufgrund der Menge der Funde muss­te ihre Publikation auf eine Vielzahl von Autoren aufgeteilt werden. In insgesamt 7 Bänden aus der Reihe Santuario di Reitia a Este werden die einzelnen Fundgattungen vorgelegt.

Die Fibelfunde

Abb. 8: Querschnitt durch das Spektrum der Fibelfunde aus dem Rei­tia-Heiligtum (aus: Dämmer 2002, Fig. 110).

Fibeln 
(Harald Meller 2002; Giovanna Gambacurta / Silvia Cipriano in Vorb.)

Die über 800 Fibeln aus dem Reitia-Heiligtum be­zeu­gen Weihungen von der späten Hallstattzeit bis in die Latènezeit. Den Hauptteil der Fibeln machen spätlatènezeitliche Typen aus, von denen viele als Fremdformen aus dem keltischen Raum stammen.
Besonders auffällig sind die zahlreichen im Fund­be­stand enthaltenen "Votiv"-Fibeln aus Latène C, die nicht zum eigentlichen Gebrauch bestimmt wa­ren, sondern aus dünnem Bronze­blech be­stan­den. Sie wurden speziell für die Niederlegung im Hei­lig­tum hergestellt. Die anderen Fibeln zeigen fast alle Anzeichen von intentioneller Zerstörung, wodurch man die geweihten Stücke dem profanen Ge­brauch entziehen wollte.
Nach antiken Quellen ist davon auszugehen, dass die Fibeln nicht als Einzelstücke, sondern zu­sam­men mit der Kleidung – als deren Teil sie als Gewandspange angesehen werden können – ge­opfert wurden. Zu welchem Anlass dies geschah, bleibt bislang unklar. Von Artemis – einer Gottheit mit vermutlich sehr ähnlicher Funktion wie die der Reitia – ist jedoch bekannt, dass ihr als Heil- und Geburtsgöttin vor oder auch nach einer Geburt Gewänder geweiht wurden.