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Wie ein arabischer Philosoph dem Westen Aristoteles vermittelte

Kölner Thomas-Institut erhält die nächsten 25 Jahre über 10 Millionen Euro für Forschungsprojekt zu Averroes

Mit seinen Schriften mischte Averroes (1126-1198) die arabische, die lateinische und die hebräische Welt auf. Der auch unter dem arabischen Namen Ibn Rušd bekannte Philosoph gehört zu den wichtigsten Autoren des Mittelalters. Seine Aristoteles-Kommentare wurden für Jahrhunderte zur Pflichtlektüre in den Wissenschaften. Damit brachte er dem Westen die Werke des Aristoteles so nahe wie kein Zweiter. 

In einem millionenschweren Forschungsprojekt wollen Wissenschaftler/innen des Thomas-Instituts der Universität zu Köln nun so weit wie möglich an das Originalwerk des Philosophen herankommen und ausgewählte Texte in einer kritischen Edition zugänglich machen. Als eines von zwei Forschungsvorhaben der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste wurde das Projekt „Averroes (Ibn Rušd) und die arabische, hebräische und lateinische Rezeption der aristotelischen Naturphilosophie“ neu in das Akademienprogramm aufgenommen. Das Projekt startet 2016 und wird für die nächsten 25 Jahre mit insgesamt 10,6 Millionen Euro gefördert. Leiter des Projekts sind Professor Andreas Speer, Direktor des Thomas-Instituts, und David Wirmer, Juniorprofessor für Arabische und Jüdische Philosophie. Die beiden Antragssteller sehen vor allem in dem langen Förderzeitraum eine einzigartige Chance: „Wir haben in den nächsten 25 Jahren die Möglichkeit, Köln zu dem auch im internationalen Kontext stabilsten Zentrum der Averroes-Forschung auszubauen“, betont Speer.

Die beteiligten Wissenschaftler/innen erstellen im Rahmen des Projekts eine vollständige kritische Edition aller Kommentare Ibn Rušds zur Naturphilosophie. Die Texte gelten als Schnittstelle philosophischer Diskussionen in drei ganz unterschiedlichen Kulturkreisen. Eine Herausforderung bildet dabei die sehr komplexe sprachliche Überlieferungslage: Das Werk des Philosophen war gleichzeitig in arabischer, hebräischer und lateinischer Sprache präsent. Die Übersetzungen überliefern teilweise revidierte Fassungen des Autors, die im arabischen Original nicht erhalten sind. Durch die Berücksichtigung der drei Sprachtraditionen soll auch ein genaueres Bild der intellektuellen Entwicklung des Autors ermöglicht werden. 

Das Team um Speer und Wirmer profitiert von einer einzigartigen Forschungsinfrastruktur am Thomas-Institut: Durch das Digital Averroes Research Environment (DARE) werden bereits seit 2010 Schriften des Averroes zusammengeführt und in digitaler Form zur Verfügung gestellt. Die digitale Plattform wird nun für verschiedene Arbeitsschritte im Rahmen des Projekts Verwendung finden.

 

Bei Rückfragen:

Prof. Dr. Andreas Speer
Jun.-Prof. Dr. David Wirmer
Universität zu Köln
Thomas-Institut
Telefon: +49 221 470 2309
E-Mail: thomas-institutSpamProtectionuni-koeln.de


Homepage: http://www.thomasinstitut.uni-koeln.de