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Studie belegt: Talentförderprogramm NRW-Talentscouting schafft mehr Bildungsgerechtigkeit

Ergebnisse zeigen: Bildungsgerechtigkeit im Hochschulzugang bei Schüler:innen wurde um bis zu 70 Prozent verbessert und der Aufstieg durch Bildung deutlich erleichtert. Ministerin Pfeiffer-Poensgen: Wir unterstützen junge, talentierte Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, ihre Chancen zu ergreifen.

Die Studie Zukunfts- und Berufspläne nach dem Abitur (ZuBAb) hat die Wirkung des Talentförderprogramms Talentscouting NRW auf den Bildungsverlauf der Teilnehmenden untersucht. Die Ergebnisse der vom Wissenschaftszentrum für Sozialforschung Berlin (WZB) und der Universität zu Köln gemeinsam durchgeführten Studie zeigen, dass die Studienaufnahmequote von Schüler:innen aus Familien ohne akademischen Hintergrund durch das Programm signifikant erhöht wird. Das ist den Verantwortlichen zufolge ein klarer Anhaltspunkt dafür, dass das zentrale Ziel des Talentscoutings, Ungleichheiten im Bildungsverlauf abzubauen, erreicht wird.

Laut der Studie wurde durch das Talentscouting die Bildungsgerechtigkeit im Hochschulzugang bei der untersuchten Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe um bis zu 70 Prozent verbessert. Das Programm Talentscouting NRW zielt darauf, die Studienaufnahme oder die Aufnahme einer Berufsausbildung von Schüler:innen zu unterstützen und ihren Bildungsverlauf durch Beratung und Betreuung positiv zu beeinflussen. Insbesondere Schüler:innen, deren Eltern nicht studiert haben, stehen hier im Fokus.

Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen sagte bei ihrem heutigen Besuch im NRW-Zentrum für Talentförderung in Gelsenkirchen: „Mit dem Programm unterstützen wir junge Menschen dabei, ihre Talente zu entdecken, ihre Fähigkeiten zu entfalten und ihre Chancen zu nutzen. Die Talentscouts in Nordrhein-Westfalen mobilisieren mit ihrer wichtigen und engagierten Arbeit die Potenziale von Schülerinnen und Schülern insbesondere aus weniger privilegierten Familien und motivieren sie, ein Studium oder eine Berufsausbildung aufzunehmen. Die Ergebnisse der Studie belegen, dass das Talentscouting an der richtigen Stelle ansetzt. Den Weg, junge, talentierte Menschen unabhängig von ihrer Herkunft bei ihrem beruflichen Werdegang zu unterstützen, wollen wir auch in den kommenden Jahren fortsetzen.“

Professor Dr. Bernd Kriegesmann, Präsident der Westfälischen Hochschule, fügt hinzu: „Als wir 2011 mit dem Talentscouting gestartet sind, waren wir von unserem Ansatz überzeugt. Von manchem Druck, sich in etablierten Strukturen und eingefahrenen diagnostischen Routinen erklären zu müssen, haben wir uns nicht beirren lassen. Wenn man etwas ändern will, muss man bereit sein, neue Wege zu gehen. Wir sind stolz, dass die Arbeit des NRW-Zentrums für Talentförderung der Westfälischen Hochschule nun die wissenschaftliche Bestätigung erhalten hat. Vor allem zählt aber, dass so viele junge Menschen vom Talentscouting profitieren.“

Das sehr positive Ergebnis der Studie ließe sich insbesondere darauf zurückführen, dass das Talentscouting NRW dafür sorge, dass die Bildungsentscheidung besser an das jeweilige Leistungsniveau angepasst wird. Talentierte und leistungsstarke Schüler:innen aus Familien ohne akademischen Hintergrund würden wirkungsvoll ermutigt, sich für ein Studium zu entscheiden. „Die Studie zeigt, dass soziale Ungleichheiten beim Hochschulzugang reduziert werden können, wenn man Schülerinnen und Schüler direkt anspricht und bei ihren nachschulischen Entscheidungen unterstützt“, so Professorin Dr. Marita Jacob vom Institut für Soziologie und Sozialpsychologie der Uni Köln. Ein weiterer Befund war, dass die Beratung und Begleitung im Rahmen des Talentscoutings auch Schüler:innen aus akademisch vorgebildeten Elternhäusern, deren Abiturnoten unterdurchschnittlich waren, erkennbar bei der Entscheidung für eine Berufsausbildung unterstützen konnte. Das Talentscouting unterstütze somit Schüler:innen effektiv dabei, ihre Leistungspotentiale in entsprechende Bildungswege umzusetzen und ihre Chancen zu ergreifen.

Das Talentscouting wird in Nordrhein-Westfalen an 17 Hochschulstandorten mit insgesamt mehr als 70 Talentscouts umgesetzt. Die Talentscouts kooperieren mit circa 400 Schulen und beraten derzeit rund 15.000 Schüler:innen ergebnisoffen beim Übergang von der Schule in eine Berufsausbildung oder ein (duales) Studium bis in den Job. Insgesamt konnten bereits 30.000 Schüler:innen von diesem Beratungsangebot profitieren. Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW fördert das Programm Talentscouting NRW seit 2021 dauerhaft mit rund 6,4 Millionen Euro pro Jahr.

Zur Evaluation des Programms durch das Forschungsteam der Universität zu Köln und das WZB wurden über 1.700 Schüler:innen in einem einzigartigen Forschungsdesign über mehrere Jahre hinweg begleitet, um die Wirkung des Programms auf den Bildungsweg nach dem Abitur zu untersuchen.


Inhaltlicher Kontakt:
Professorin Dr. Marita Jacob
Institut für Soziologie und Sozialpsychologie der Uni Köln
+ 49 221 470 1531
marita.jacobSpamProtectionuni-koeln.de

Presse und Kommunikation:
Jan Voelkel
+49 221 470 2356
j.voelkelSpamProtectionverw.uni-koeln.de

Weitere Informationen / Videolink:
https://www.mkw.nrw/hochschule-und-forschung/studium-und-lehre/talentscouting
http://bibliothek.wzb.eu/wzbrief-bildung/WZBriefBildung452022_erdmann_helbig_jacob_petrzyk_schneider_allmendinger.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=6e4V8Yt2HnQ