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Philosoph trifft Astronaut und Schriftsteller

Shaun Gallagher hält Vortrag über „Weltraum, Wissenschaft und Spiritualität“, anschließend Podiumsdiskussion mit Martin Mosebach und Gerhard Thiele

Astronauten berichten bei ihren Weltraumfahrten oft von Gefühlen der Erhabenheit. Lassen sich Gefühle von „Awe and Wonder“ simulieren? Der international anerkannte Phänomenologe Shaun Gallagher versucht genau das: Er erzeugt diese Gefühle in Zusammenarbeit mit der NASA experimentell im Labor und versucht das Phänomen auch theoretisch zu fassen. Der Philosoph ist im Juni im Rahmen des Themenjahres „Luft- und Weltraumfahrt“ zu Gast bei Morphomata, dem internationalen Forschungskolleg in Köln. Er wird einen Vortrag halten und an einer Podiumsdiskussion mit dem Astronauten Gerhard Thiele und dem Schriftsteller Martin Mosebach teilnehmen.

Der weltbekannte Phänomenologe bringt ein Thema mit, das die großen Menschheitsfragen mit der Weltraumfahrt verknüpft: Der Weltraum und das Spirituelle. Dr. Jan Söffner vom Internationalen Kolleg Morphomata formuliert Gallaghers Thema so: „Es gab von Raumfahrern immer wieder Beschreibungen von etwas, was man ‚Erhabenheit‘ nennen könnte, die oft auch in spirituelle und religiöse Beschreibungen mündeten." „Awe and Wonder“ – Erfurcht und Verwunderung nennt es Gallagher. Shaun Gallagher hat diese Gefühle der Ehrfurcht untersucht und dabei die naturwissenschaftlichen Methoden der Neurologie mit den philosophischen der Phänomenologie vereint. „Gallagher ist einer der Phänomenologen, der offen für die Naturwissenschaften ist", erklärt Söffner. Unter Beteiligung der NASA werden visuelle, auditive und andere Eindrücke nachgestellt. "Spannend für die Naturwissenschaften ist dabei, dass sich manche dieser Erlebnisse der Erhabenheit simulieren lassen", erklärt Jan Söffner. Dabei werden gleichzeitig die physiologischen Veränderungen bei Versuchspersonen beschrieben und ihre Veränderungen im Gehirn gemessen. Die enge Zusammenarbeit mit den Neurowissenschaftlern bietet dem Philosophen Gallagher die Möglichkeit, philosophische Theorien so zu formulieren, dass Neurowissenschaftler damit arbeiten und in den Experimentalaufbau einfügen können.

Gesprächspartner des amerikanischen Wissenschaftlers wird einerseits der deutsche Astronaut Gerhard Thiele sein, der an einer Mission des NASA Space Shuttles teilgenommen hat und bei der DLR für das Trainingsprogramm der Astronauten zuständig ist. Ebenfalls am Gespräch teilnehmen wird der bekannte Schriftsteller Martin Mosebach. Der Büchnerpreisträger ist dieses Jahr Fellow im Forschungskolleg Morphomata. „Er ist ein exzellenter Romancier und hat sich intensiv mit Fragen der traditionellen Religiosität beschäftigt", so Söffner.

Jan Söffner erhofft sich, dass die teilweise konträren Standpunkte und Weltsichten zu einem anregenden und fruchtbaren Gespräch führen werden: „Wir wollen Philosophie, Naturwissenschaft, Technologie und Kunst auf eine ungewöhnliche Weise ins Gespräch miteinander bringen“, so Söffner. „Wissen und Können, Theorie und praktische Erfahrung, kultureller Hintergrund und situatives Erleben spielen bei spirituellen Erfahrungen eine gleichwertige Rolle. Wir haben es darauf angelegt, dass sie gleichermaßen zur Sprache kommen.“


Wann:

Montag, 24. Juni 2013,
Einlass: 18.00 Uhr,
Beginn 18.30 Uhr


Wo:

Aula,
Hauptgebäude,
Albertus-Magnus-Platz


Bei Rückfragen: 

Dr. Jan Söffner,
0221-470-1434
jsoeffn0@uni-koeln.de