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Monatelange Luftverschmutzung durch Vulkan Bardarbunga geht bald zu Ende

Ausbruch im Holuhraun-Lavafeld am 4. Dez.2014. Foto: Martin Hensch, Isländ. Wetterdienst

Ausbruch im Holuhraun-Lavafeld am 4. Dez.2014. Foto: Martin Hensch, Isländ. Wetterdienst

Ende August 2014 bildete sich nordöstlich des Bardarbunga-Vulkansystems im Holuhraun-Lavafeld auf Island eine effusive Spalteneruption. Hieraus strömte ein halbes Jahr lang kontinuierlich Lava. Zusätzlich wurden große Mengen an vulkanischen Gasen, überwiegend Schwefeldioxid (SO2), emittiert.

Die Freisetzung von Asche spielte bei diesem Ausbruch keine Rolle im Gegensatz zum Eyjafjallajökullausbruch im April 2010 auf Island, der auf Grund der hohen Ascheemissionen eine mehrtägige Sperrung des europäischen Luftraumes zur Folge hatte. Dafür stellten die hohen Schwefeldioxidemissionen, die aus der Holuhraunspalte vor allem in die untere Troposphäre emittiert wUrden, eine Gefahr für die Gesundheit der Menschen auf Island dar. Laut Schätzungen des Isländischen Wetterdienstes wurden im September 2014 zwischen 20.000 – 60.000 Tonnen SO2 pro Tag freigesetzt. Im Vergleich dazu emittieren die Länder der Europäischen Union zusammen täglich ca. 14.000 Tonnen SO2 vorwiegend aus der Energieerzeugung.

Die vulkanischen SO2-Emissionen beeinträchtigten die Luftqualität nicht nur in der Nähe der Ausbruchsstelle sondern, je nach Wetterlage, auch in anderen, zum Teil besiedelten Gebieten in Island. Im ost-isländischen Reyðarfjörður wurden am 12. September 2014 auf Grund andauernder Westwinde Schwefeldioxidkonzentrationen von fast 4.000 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen. Dies ist der höchste gemessene Wert seit Beginn der Messungen in Island im Jahr 1970 und liegt weit über dem europaweiten 1-Stunden-Grenzwert von 350 µg/m3. Dieser Wert wurde am 26. Oktober 2014 in Höfn im Osten Islands mit 9.000-10.000  µg/m3 sogar noch überschritten. Die Bewohner der betroffenen Regionen wurden aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben sowie Fenster und Türen geschlossen zu halten.

Auch außerhalb von Island, vor allem in Norwegen, konnten regelmäßig erhöhte SO2-Konzentrationen nachgewiesen werden. Am 22. September 2014 wurden ungewöhnlich hohe SO2-Werte sogar in einigen Regionen von Österreich und am deutschen Alpenrand registriert. Diese hohen Werte stimmen mit den Vorhersagen überein (siehe Abbildung), die täglich seit Beginn des Ausbruches mit dem Chemietransportmodell EURAD-IM am Rheinisches Institut für Umweltforschung an der Universität zu Köln (RIU) und am Forschungszentrum Jülich (FZJ) durchgeführt wurden. Mit Hilfe dieser Modellrechnungen konnte zudem gezeigt werden, dass die auffällig hohen Messwerte ebenfalls auf einen Transport vom isländischen Bardarbunga nach Mitteleuropa zurückzuführen sind.

Laut einer aktuellen Meldung des Isländischen Wetterdienstes (IMO) fließt seit dem 27. Februar 2015 keine Lava mehr aus den Schloten im Holuhraun-Lavafeld. Der Ausbruch wurde somit, ziemlich genau ein halbes Jahr nach Beginn, offiziell für beendet erklärt. Zu diesem Schluss kamen die Mitarbeiter des isländischen Wetterdienstes nach einem Helikopterflug über das bis vor kurzem aktive Vulkangebiet. Dennoch werden in der Nähe der Ausbruchsstelle immer noch hohe Gaskonzentrationen gemessen, die von der erkaltenden Lava freigesetzt werden. Auf Grund des fehlenden Auftriebs sollen sich nach Aussagen des IMO die Ausgasungen des Lavafeldes vermehrt direkt über dem Boden ausbreiten und können vorübergehend somit zum Teil eine verstärkte Gefahr für die Gesundheit von Menschen und Tieren in dieser Gegend darstellen.

Kontakt:

Dr. Luise Fröhlich
Institute for Energy and Climate Research 8 (Troposphere)
Research Center Jülich
and
Rhenish Institute for Environmental Research
at the University of Cologne
Aachener Strasse 209
e-mail: lfSpamProtectioneurad.uni-koeln.de


Internet:

http://www.eurad.uni-koeln.de/