Das Auftreten und die Verbreitung der Malaria in Afrika werden sich bis zum Jahr 2050 stark verändern. Betroffen von Epidemien werden zunehmend dichter besiedelte Gebiete in Westafrika sein, wie zum Beispiel der Süden Nigers und über 2000 m hoch gelegene Gebiete im Hochland Ostafrikas. Besonders dort wird die Gefahr für die Menschen zunehmen, an der Malaria zu sterben. Das ergeben Simulationen von Dr. Volker Ermert und Professor Dr. Andreas H. Fink vom Institut für Geophysik und Meteorologie mit Hilfe eines integrierten Wetter-Krankheitsmodells. Die Studie „The Impact of Regional Climate Change on Malaria Risk due to Greenhouse Forcing an Land-Use Changes in Tropical Africa“ wurde in der Zeitschrift Environmental Health Perspektives veröffentlicht.
In der Arbeit wurde das erste Mal ein Regionales Klimamodell mit einer hohen räumlichen Auflösung verwendet, das auch den Einfluss von Veränderungen der Erdoberfläche durch den Menschen auf das Klimageschehen berücksichtigt. Vor allem durch die Rodung von Wäldern, um Ackerflächen zu gewinnen, wird der Wasserkreislauf von Verdunstung und Niederschlag stark verändert, so dass weniger Regen fällt. Die veränderten Umweltbedingungen werden für die Malariaverbreitung dadurch in Teilen Westafrikas schlechter. Den Mücken, welche den Malariaparasiten auf den Menschen übertragen, stehen weniger stehende Gewässer für ihre Brutstätten zur Verfügung, weshalb sie sich schlechter vermehren können.
„Unser Modell sagt voraus, dass bis 2050 in den meisten Teilen des tropischen Afrikas deutlich weniger Niederschlag fallen wird. In Ostafrika hingegen tritt etwas mehr Niederschlag auf und die Temperatur steigt deutlich an“, erklärt Dr. Volker Ermert. Die Verbreitung der Malaria wird im Sahelgebiet zurückgehen. Dadurch verlieren große Teile der Bevölkerung ihre Immunität gegenüber der Malaria, wodurch gefährliche Epidemien auftreten können. Diese Gefahrzone wandert in den Süden und rückt in dichter besiedelte Gebiete des Kontinents vor, zum Beispiel in den Süden Nigers. In Ostafrika breitet sich die Malaria hingegen in den Hochländern aus. Dadurch steigt die Gefahr von Epidemien oberhalb von 2000 m. Unterhalb dieser Höhenstufe wird die Malaria allerdings stabiler auftreten und somit weniger gefährlich.
Die Kölner Wissenschaftler stützten sich bei ihrem Modell auf das sogenannte Liverpool Malaria-Modell, das u.a. von Andrew Morse entwickelt wurde. Die Klimadaten lieferte Heiko Paeth von der Universität Würzburg. Ermert musste die Parameter des Modells neu justieren. Dafür sammelte er für Westafrika alle verfügbaren Beobachtungsdaten der Malaria, wie beispielsweise die Stichrate von infizierten Mücken. Der Meteorologe kalibrierte mithilfe der Messungen das Malariamodell so, dass es realistische Werte simuliert.
Bisher wurde die Landnutzung durch den Menschen nicht in entsprechende Modelle integriert. Zu Unrecht: „Der Effekt auf den Regen ist sehr groß“, so Volker Ermert. „Wir rechnen für weite Teile Afrikas mit einem Rückgang um bis zu 20 Prozent im Vergleich zum jetzigen Niederschlag. Ohne diesen Effekt ist kein klarer Trend im Regen auszumachen.“ Dies führt auch dazu, dass die Veränderungen in der Malaria schneller auftreten als bislang vermutet. Die Malariaprojektionen werden durch den kürzeren Zeithorizont relevanter für Entscheidungsträger in Afrika.
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