Charlotte Herbig vom II. Physikalischen Institut der Universität zu Köln ist für die Ergebnisse ihrer Doktorarbeit mit dem renommierten "Nottingham Prize" ausgezeichnet worden. Der international vergebene Preis wurde ihr auf der diesjährigen "76th Physical Electronics Conference" der Arkansas University, USA überreicht. Hier setzte sich mit ihrem Vortrag in der Endausscheidung zum Preis erfolgreich gegen 20 verbliebene Mitbewerber durch. Mit Charlotte Herbig wird erstmals eine weibliche europäische Wissenschaftlerin mit dem „Nottingham Prize“ ausgezeichnet. Der eher selten an europäische Bewerber vergebene Preis geht nun schon zum dritten Mal an die Universität zu Köln - nach R. Raue 1983 und A. N’Diaye 2009 ist Charlotte Herbig die dritte Kölner Preisträgerin. Sie wird durch die Bonn-Cologne Graduate School of Physics and Astronomy gefördert.
Der traditionsreiche Preis wurde erstmals im März 1966 am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Erinnerung an Professor Wayne B. Nottingham vom MIT vergeben. Seitdem wird mit ihm jährlich die beste Arbeit eines Nachwuchswissenschaftlers im Bereich der Oberflächen- und Grenzflächenforschung ausgezeichnet, die im Rahmen einer Doktorarbeit erzielt wurde. Viele der Preisträger sind heute als Professoren und führende Wissenschaftler in diesen Gebieten tätig.
Charlotte Herbig erforscht in der Arbeitsgruppe von Professor Michely die physikalischen Prozesse, die auftreten wenn ein zweidimensionales (2D) Material mit einer Dicke von nur einer Atomlage, das an einer Metallunterlage anhaftet, durch energiereiche Gasatome getroffen wird. Charlotte Herbig hat nun festgestellt, dass sich die zweidimensionale Lage, z. B. Graphen, wie ein Einwegventil mit Rückschlagklappe verhält: Die Gasatome durchdringen das 2D Material leicht, verlieren dann aber so viel Energie an die Metallunterlage, dass sie im Zwischenraum eingefangen werden, und aufgrund der guten Haftung des 2D Materials an die Unterlage für Temperaturen bis 1200 ° C nicht mehr entkommen können. Es bilden sich Blasen, in denen der Druck so hoch ist, dass die Gasatome bei Raumtemperatur Kristalle bilden können. Die von Frau Herbig entwickelte Methode könnte verwendet werden um chemische Reaktionen bei extremen Drücken und sehr hohen Temperaturen ablaufen zu lassen. Da atomar dünne Schichten transparent für Licht sind, könnte man sogar photochemische Reaktionen untersuchen.
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Prof. Dr. Thomas Michely
II. Physikalisches Institut
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