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Kölner Sprachwissenschaftler zum Rücktritt des Fußballnationalspielers Mesut Özil

Der Kölner Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Aria Adli bedauert den Rückzug Mesut Özils aus der Deutschen Fußballnationalmannschaft. Schon in der Bewertung des Fotos, welches den türkischstämmigen Fußballer gemeinsam mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan zeige, liege ein unterschiedliches Verständnis des Begriffes „Wir“ zugrunde.

„In der Debatte, die der Rücktritt von Mesut Özil ausgelöst hat, werden viele entscheidende Botschaften zwischen den Zeilen vermittelt.
Ein relevanter Aspekt liegt im kleinen Wörtchen „wir“, welches häufig verwendet wird, wenn z.B. PolitkerInnen von „unseren Werten“ sprechen.
SprachwissenschaftlerInnen unterscheiden zwischen einem inklusiven „wir“, das den Angesprochenen einschließt (d.h. Özil gehört dazu),
und einem exklusiven „wir“, das den Angesprochenen ausschließt (d.h. Özil gehört nicht dazu).
Leider kann die deutsche Sprache (anders als andere Sprachen) nicht zwischen beiden Varianten unterscheiden. D.h. unser „wir“ kann inklusiv und exklusiv gemeint sein.
Gerade in Debatten, in denen Integration und Rassismus thematisiert werden, ist es jedoch wichtig, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, wenn wir nicht mit unseren Aussagen zur Diskriminierung beitragen wollen.
Özil spricht von seinen beiden Herzen, dem deutschen und dem türkischen. Sein „ich“ ist komplexer als bei einer Person ohne Migrationshintergrund und diese Komplexität ist Teil der heutigen deutschen Gesellschaft. Diesen Aspekt sollte man in der Interpretation seiner Aussagen beachten, weil es sonst schwer wird, einen sachlichen und auch respektvollen Dialog zu führen.“

 


Pressesprecher:
Dr. Patrick Honecker
+49 221 470-2202
patrick.honecker(at)uni-koeln.de