Vom 8. bis 11. Juli findet an der Calouste Gulbenkian Foundation in Lissabon eine Konferenz mit dem Titel „Forecasting evolution?“ statt. Dr. Michael Lässig vom Institut für Theoretische Physik der Universität zu Köln organisiert diese Konferenz zusammen mit Dr. Isabel Gordo vom Instituto Gulbenkian de Ciência in Lissabon und Dr. Ville Mustonen vom Wellcome Trust Sanger Institute in Hinxton, Großbritannien. In Köln befasst sich der von Lässig geleitete SFB 680 „Molecular Basis for Evolutionary Innovations“ mit grundsätzlichen Fragen der Evolution.
Wird es in Zukunft möglich sein, Mutationen des Grippevirus vorherzusagen? Oder wie schnell Bakterien Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln? Oder wie sich Krebszellen im menschlichen Organismus ausbreiten? Dies sind nur einige der Fragen, die in Lissabon von renommierten Fachleuten aus aller Welt diskutiert werden.
Der Schwerpunkt der evolutionären Biologie hat sich in letzter Zeit von der Rekonstruktion der Vergangenheit zur Prognostizierung der Zukunft verschoben. Angesichts der hochkomplexen Faktoren, die evolutionäre Entwicklungsprozesse beeinflussen können, erscheinen jegliche Vorhersagen über das Leben auf der Erde in Millionen von Jahren absurd. Doch unterschiedliche Experimente im Labor und im Feld haben gezeigt, dass die Vorhersage relativ kurzfristiger Entwicklungen durchaus möglich ist.
Derartige Vorhersagen finden beispielsweise im Gesundheitswesen Anwendung. Genaue Vorhersagen über eine bevorstehende Grippewelle könnten zur Entwicklung eines besseren Impfstoffs beitragen. Durch Vorhersagen über die genetische Entwicklung von Bakterien könnten Antibiotika gezielter eingesetzt werden. Damit wird das Risiko multiresistenter Keime reduziert. Weitere Anwendungsbereiche finden sich in der Entwicklung des HI-Virus oder der genetischen Veränderung von Tumoren. In all diesen Bereichen könnten präzise Vorhersagen dazu beitragen, das Leben der betroffenen Patienten zu retten.
„Hier an der Uni Köln, und an anderen Forschungseinrichtungen weltweit, befassen wir uns intensiv mit Prognosen zur Entwicklung des Grippevirus. Diese Forschung steht kurz vor ihrer praktischen Anwendung: der Entwicklung besserer Impfstoffe“, sagt Professor Lässig.
Die Konferenz bringt Experten aus unterschiedlichen Fachrichtungen wie der Mikrobiologie, Virenevolution, Epidemiologie, Krebsforschung und -therapie und Evolutionsökologie zusammen. International renommierte Forscher/innen halten Vorträge darüber, was Evolutionsprognosen heute schon leisten und in Zukunft werden leisten können – und welche Auswirkungen dies auf die Therapierung unterschiedlicher Krankheiten hat.
Kontakt:
Prof. Dr. Michael Lässig
Universität zu Köln
Institut für Theoretische Physik
Zülpicher Str. 77
50937 Köln
Email: lassiguni-koeln.de
Tel.: +49 221 470 4309
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