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Vom Adolf-Hitler-Platz zum Ebertplatz

Kulturgeschichte der Kölner Straßennamen seit 1933

Jeder benutzt sie ??? ständig. Aber kaum einer misst ihnen im Alltag eine große Bedeutung zu: Straßennamen sind alltäglich. Und genau das ist ihre Chance! Denn so können sie sich unbemerkt in unser Bewusstsein schleichen. Wir bemerken das erst, wenn sie sich schon festgesetzt haben. Dann plötzlich finden wir es befremdlich, wenn der Name einer Straße wechseln soll. Ein Grund für dieses Befremden ist, dass sie Teil unseres Alltagsgedächtnisses und auch unseres kulturellen Gedächtnisses geworden sind.  

Eine Forschergruppe um Professor Dietz Bering an der Kölner Universität hat ein großes Projekt zur Kulturgeschichte der Kölner Straßennamen begonnen und jüngst einen wichtigen Teil zum Abschluss gebracht: Die Doktorarbeit von Marion Werner "Vom Adolf-Hitler-Platz zum Ebertplatz" arbeitet den chronologisch letzten Teil dieser Kulturgeschichte vom Nationalsozialismus bis heute auf.

Marion Werner zeigt am Beispiel von Köln, wie Straßennamen das kulturelle Gedächtnis einer Stadt bilden, die Geschichte ihrer Selbstinterpretation. Schicht für Schicht trägt sie die Sedimente der verschiedenen Epochen ab und findet zum Beispiel Namen aus nationalsozialistischer Zeit, die an germanische Gottheiten erinnern oder an ehemalige deutsche Gebiete. Eingeschrieben in das städtische Namengedächtnis haben sich die apolitische Verschämtheit der frühen Nachkriegsjahre, ihre Sehnsucht nach einer guten alten Zeit ebenso wie Willy Brandts Ostpolitik und die Emanzipationsbestrebungen der späten 70er Jahre. So sieht man im Spiegel der Straßennamen wesentliche Züge der politischen und kulturellen Geschichte nicht nur Kölns, sondern vielfach auch Deutschlands seit 1933.

In einem zweiten Teil werden die einzelnen Kölner Stadtteile unter die Lupe genommen: Haben bürgerliche Stadtteile andere Straßennamen als Arbeiterviertel? Und wie unterscheiden sich die Straßennamen in der Altstadt von jenen in der Trabantenstadt Chorweiler? Sagt es etwas über den eigenen Sozialstatus aus, wenn man als Adresse Zum Landhaus oder Am Ölhafen angibt?

 

Publikation:

Marion Werner: Vom Adolf-Hitler-Platz zum Ebertplatz.
Eine Kulturgeschichte der Kölner Straßennamen seit
1933.
Erhältlich im Böhlau-Verlag, Ursulaplatz 1, 50668 Köln,

 

Bei Rückfragen:

Dr. Marion Werner, 
Tel.: 0221-882 609