Bei Kölner Studierenden des Lehramtsstudiums lassen sich Zuwächse von fachlichem und pädagogischem Wissen nachweisen, gleichzeitig besteht aber Bedarf an Lerngelegenheiten zu handlungsnahen Kompetenzen. Dies ist das Ergebnis der Absolvent*innenstudie von Wissenschaftler*innen des Projektes „Heterogenität und Inklusion gestalten: Zukunftsstrategie Lehrer*innenbildung“ (ZuS). Das Projekt wird im Rahmen der gemeinsamen „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ von Bund und Ländern aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.
Basierend auf einem Lehrer*innen-Bildungsmonitoring, das seit 2016 jährlich hochschulweit an der Universität zu Köln stattfindet, haben die Wissenschaftler*innen den fachübergreifenden und fachspezifischen Kompetenzerwerb von Studierenden untersucht, die laut Regelstudienzeit im Sommer 2020 ihr letztes Semester durchliefen und damit weitgehend das Niveau von Hochschulabsolvent*innen repräsentieren. Die Ergebnisse wurden im Februar 2023 auf dem Kölner UniversitätsPublikationsServer veröffentlicht.
Durch den Vergleich zweier Messzeitpunkte ermittelte die Studie Veränderungen über die Zeit: Zum ersten Messzeitpunkt 2017 befand sich die Kohorte im vierten Bachelorsemester, das Sommersemester 2020 als zweiter Messzeitpunkt markierte das vierte Mastersemester, welches nach Regelstudienzeit den Abschluss des Studiums bedeutet. Alle Lehrämter, die an der Universität zu Köln studierbar sind, wurden berücksichtigt, sodass differenzielle Veränderungen nach Lehramt analysiert werden konnten. Die Stichprobe ist nicht repräsentativ im strengen Sinne, steht aber in den wesentlichen Grundmerkmalen für die Heterogenität der Studierenden an der Universität zu Köln.
Die Autor*innen waren daran interessiert, welche Kompetenzen die Studierenden im Jahr 2020 zum Abschluss ihres Studiums erworben hatten und ob eine Zunahme ihrer Kompetenzen während des Studiums für den Zeitraum 2017 bis 2020 empirisch festgestellt werden konnte.
Den Kernbereich der Studie bilden Ergebnisse zu fachübergreifenden und fachspezifischen Kompetenzen der Studierenden. Themen, welche für die Lehrkräfteausbildung als zentral angesehen werden können, wurden ausgewählt. Dazu gehören die wahrgenommene Lehrer*innen-Selbstwirksamkeit, das pädagogische Wissen, das pädagogische Wissen für inklusiven Unterricht, Fachwissen und fachdidaktisches Wissen im Fach Deutsch (Primarbereich) und die „Classroom Management Expertise“.
Im Primärbereich des pädagogischen und fachlichen Wissens zeigten sich mittlere bis große Zuwächse über den Verlauf des Studiums. Dies spricht für die Qualität der Ausbildung an der Universität zu Köln. Unterschiede zugunsten der Lehrämter Grundschule (GS) und sonderpädagogischer Förderbedarf (SoPäd) fanden sich beim allgemeinen pädagogischen Wissen. Im pädagogischen Wissen zur Inklusion lagen Studierende des Lehramts sonderpädagogischer Förderbedarf vor allen anderen Lehrämtern. Da jedoch die Inklusionskompetenz auch im Regelunterricht immer wichtiger wird, wirft die Studie daher die Frage auf, ob Lehrangebote zur Inklusion stärker in alle Lehrämter einbezogen werden sollten.
In den Selbstwirksamkeitsüberzeugungen zeigten sich im Mittel keine Veränderungen im Laufe des Studiums: Studierende sind nach wie vor „eher überzeugt“, verschiedenen Anforderungen gewachsen zu sein. Im Bereich einer situationsspezifischen Testung von besonders handlungsnaher „Classroom Management Expertise“ konnten die Wissenschaftler*innen keinen Beleg für einen Kompetenzzuwachs feststellen. „Dieser ausbleibende Zuwachs überrascht nicht, da damit vorherige Untersuchungen generell bestätigt werden. Es handelt sich allerdings nicht um ein standortspezifisches Problem der Universität zu Köln, sondern um einen allgemeinen Mangel an Lehrangeboten zur professionellen Klassenführung“, sagt Professor Dr. Johannes König, Leiter des ZuS-Handlungsfelds „Qualitätssicherung“.
Neben Informationen zum Bereich der Digitalisierung werden für einige der Kompetenzmaße durch die Befragung von Absolvent*innen des Jahres 2023 Vergleichswerte zu den Kompetenzständen im Jahr 2020 möglich sein. Die Wissenschaftler*innen erwarten damit weitere wichtige Einsichten für die zukünftige Gestaltung der Lehramtsausbildung an der Universität zu Köln.
Inhaltlicher Kontakt:
Professor Dr. Johannes König
ZuS-Handlungsfeldleitung „Qualitätssicherung“
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Kristina Gerhard
Wissenschaftliche Mitarbeiterin ZuS-Handlungsfeld Qualitätssicherung
kristina.gerharduni-koeln.de
Presse und Kommunikation:
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