Deutschlandradio und die Universität zu Köln haben in einem mehrjährigen Forschungsprojekt an der Weiterentwicklung des Radios zu einem durch Nutzer:innen individualisierbaren Medium gearbeitet. Grundlage dafür sind leistungsfähige Empfehlungsalgorithmen, die Hörer:innen bei der Auswahl geeigneter journalistischer Audioinhalte unterstützen. Die vorliegenden Forschungsergebnisse zeigen, wie Texte automatisch mittels künstlicher Intelligenz analysiert und für die konkrete individualisierte Programmgestaltung genutzt werden können.
Die Personalisierung, die bei Streamingdiensten für Musik und Unterhaltung längst Gang und Gebe ist, ist für den Bereich Radio ungleich komplizierter. Während Empfehlungssysteme bei Musikstücken auf recht homogene Inhalte zurückgreifen können, besteht Radio aus einer heterogenen Vielzahl von Inhalten, Längen und Formaten, zum Beispiel Nachrichten, Interviews, Beiträge, Konzerte, Meinungen etc. Jeder Inhaltstyp stellt dabei spezielle Anforderungen an Empfehlungssysteme. Am Ende der Forschungsarbeiten steht deshalb die Entwicklung eines „Radio Recommender System“.
Deutschlandradio mit den Programmen Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur, Deutschlandfunk Nova und digitalen Medienangeboten brachte die dabei notwendige journalistische Expertise ein und stellte in großem Umfang Medieninhalte bereit. Aus diesen Inhalten generierte ein Wirtschaftsinformatik-Team an der Universität zu Köln unter Leitung von Professor Dr. Detlef Schoder automatisch Meta-Daten, um journalistische Beiträge zweckmäßig zu kategorisieren. Teilprojekte befassten sich mit prototypischen Umsetzungen und bezogen früh erste Nutzererfahrungen bei der informationstechnischen Gestaltung eines individualisierten Radios ein. Dabei entwarfen und testeten die Projektbeteiligten verschiedene Nutzeroberflächen zur Visualisierung und zum Editieren thematischer Interessen für einzelne Nutzer:innen. Diese Oberflächen können ihre Präferenzen, die ein Empfehlungssystem aus ihrem Nutzungsverhalten ableitet, einsehen und entsprechend ihrer jeweiligen Informationsbedürfnisse für ihr „eigenes Radioerlebnis“ konfigurieren.
Auf der Grundlage der bisherigen Ergebnisse wird Deutschlandradio nun an Umsetzungsfragen arbeiten und plant, ein Empfehlungssystem für unterschiedliche Online-Ausspielwege aufzubauen.
Jona Teichmann, Programmdirektorin von Deutschlandradio: „Ich freue mich sehr über die fruchtbare Zusammenarbeit von Forschung und journalistischer Praxis. Die Entwicklung guter Empfehlungssysteme liegt mir am Herzen. Sie werden uns helfen, Nutzerinnen und Nutzern mit unseren Angeboten in der digitalen Welt noch besser zu erreichen. Als öffentlich-rechtlicher Anbieter sehen wir uns in besonderer Verantwortung, zielgruppengenaue Angebote zu unterbreiten und zugleich Themen- und Perspektivenvielfalt zu ermöglichen.“
Der Direktor des Seminars für Wirtschaftsinformatik und Informationsmanagement, Professor Dr. Detlef Schoder, sagte zum Abschluss der Zusammenarbeit: „Das ergebnisreiche Projekt mit Deutschlandradio zeigt vielversprechende Wege auf, wie auch der Rundfunk in Zeiten interaktiver und zunehmend individualisierter Medien innovieren kann. Sehr hilfreich waren für unsere informationstechnischen Prototypen und Nutzerstudien die umfangreiche journalistische und medientechnische Unterstützung durch Deutschlandradio, die frühe Einbindung von Test-Usern sowie die Kreativität aller Beteiligten, um eine spannende Innovation gemeinsam zu gestalten.“
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