3.1 RunenkundeDie Runenkunde (Runologie) zählt seit den Anfängen der Nordistik zu den Kerngegenständen des Faches, hat sich jedoch in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend zu einer eigenen, methodisch vielfältigen Spezialdisziplin an der Schnittstelle von Philologie, Historischer Linguistik, Germanischer Altertumskunde und Archäologie des Mittelalters entwickelt. Die Auswahl an runologischer Fachliteratur in der vorliegenden Studienbibliographie wurde bewusst begrenzt; weitere Hinweise zur Forschungsliteratur sowie zu den großen, i.d.R. nach Regionen der einzelnen skandinavischen Länder gegliederten Editionen der Runeninschriften sind rasch über Düwels Einführung und die RGA-Artikel zu ermitteln. [MT] 2012 soll die Online-Bibliographie Svensk runbibliografi zugänglich gemacht werden, welche an die Fornsvensk bibliografi gekoppelt ist. Für Angaben zu den gotländischen Bildsteinen sowie Ornamentik auf Runensteinen siehe 8.4 (Kunstgeschichte); für Allgemeines siehe auch 3.3 (Mündlichkeit/Schriftlichkeit) 3.1.1 Einführungen 3.1.2 Lexikonartikel 3.1.3 Sammelbände 3.1.4 Monographien 3.1.5 Urnordische Grammatiken |
Allgemein |
4., überarbeitete und aktualisierte Auflage. Stuttgart: Metzler, 2008 (= Sammlung Metzler; 72) ISBN: 3-476-14072-5 Das Standardwerk gibt eine ebenso material- und informationsreiche wie verständliche Einführung in sämtliche wesentlichen Teilgebiete der Runologie. Nach einer allgemeinen Einleitung zu schrift- und sprachgeschichtlichen Aspekten sowie zur Dokumentation von Runenepigraphik (Kap. I) werden in der ersten Hälfte des Buches die Inschriften im älteren Futhark (Kap. II/III), im Futhorc (Kap. IV) sowie im jüngeren Futhark (Kap. V-VII) anhand eines Querschnitts repräsentativer Runendenkmäler verschiedener Trägermedien vorgestellt. Die Kapitel der zweiten Buchhälfte behandeln u.a. die Thesen zum Ursprung der Runenschrift (Kap. IX), runische Kryptographie, Manuskriptrunen und literarische Runenrezeption (Kap. XI und XIII), Runenmagie (Kap. XIV), Fälschungen (Kap. XV) und Forschungsgeschichte der Runologie (Kap. XVI). Ein über 30 Seiten umfassendes Literaturverzeichnis, das auch Editionen und Bibliographien aufführt, sowie ein Fundortregister erleichtern die Orientierung im Irrgarten der runologischen Forschungsliteratur. [MT] |
Fjellhammer Seim, Karin : Runologie In: Haugen, Odd Einar (Hrsg.): Altnordische Philologie. Norwegen und Island. Berlin: De Gruyter, 2007, S. 147-222 ISBN: 3-11-018486-9 ; 978-3-11-018486-0 Als Einführung sehr geeignet und vielleicht auch darüber hinaus. Es wird nicht nur erklärt, wie mit Funden gearbeitet wird, sondern vor allem auch, wie sich die Runenschrift bis ins Mittelalter entwickelt hat. Dies wird mit zahlreichen Abbildungen von Funden und den verschiedenen Runenreihen illustriert. Durch die in Rahmen abgesetzten Exkurse werden jeweils Zusatzinformationen gegeben. Neben den Runensteinen sind auch lose Funde berücksichtigt, doch leider sind aufgrund des Gesamtkontextes des Nachschlagewerkes schwedische und dänische Funde nur am Rande erwähnt und hierzu sind keine Abbildungen von Steinen enthalten. [SN] Siehe auchAltnordische Philologie |
In: McTurk, Rory (Hrsg.): A Companion to Old Norse-Icelandic Literature and Culture. Malden, Mass.: Blackwell Publishing, 2005, S. 403-426 ISBN: 978-0-631-23502-6 Beleuchtet die Runeninschriften eher im Hinblick auf ihre Funktion und ihren Inhalt, wobei jeweils Textbeispiele zentraler Funde als Beispiel dienen. Leider wird die Entwicklung der Runenschrift nicht richtig deutlich und nur Funde aus der Wikingerzeit sind näher erklärt. Abbildungen der verschiedenen Futhark-Reihen fehlen ganz, deshalb ist der Artikel als alleinige Einführung wohl nicht ausreichend. Dafür sind aber im Gegensatz zum entsprechenden Artikel in Haugen auch Funde aus Schweden stärker berücksichtigt. [SN] Siehe auchCompanion to Old Norse-Icelandic Literature and Culture |
Knirk, James E. : Runes: Origin, development of the futhark, functions, applications, and methodological considerations In: Bandle, Oskar (Hgg.) et al. : The Nordic languages. Berlin [u.a.]: de Gruyter, 2002 (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft; 22, Vol. 1), S. 634–648 Online-Ausgabe (aus dem Hochschulnetz der Universität Köln bzw. für autorisierte Benutzer) ISBN: 978-3-11-014876-3 Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung der Runenschrift und ihrer möglichen Herkunft. Auch wird auf die Funktion der Runen kurz eingegangen. Die „Methodological considerations“ sind jedoch eher kurz geraten. Alles in allem ein guter Überblick, aber weniger für den ersten Einstieg geeignet. [SN] Siehe auchThe Nordic languages |
2., unveränderte Auflage. Berlin (u.a.): de Gruyter, 1993 (= Sammlung Göschen; 2810) ISBN: 3-11-014042-X Der Band war bis zum Erscheinen von Düwels Runenkunde die maßgebliche deutschsprachige Einführung in die Runologie und ist in historischer Perspektive nach wie vor lesenswert. Aufgrund des Alters des Manuskriptes (Erstauflage 1970) fehlen bedeutende Runenfunde jüngeren Datums (z.B. Fibel von Meldorf, Stein von Malt). Die Abbildungen und die Bildtafeln sind für das Alter des Werks von bemerkenswerter Qualität. [MT] |
Philippa, Marlies, u. Aad Quak : Runen. Een helder alfabet uit duistere tijden Amsterdam: T. Rap, 1994 ISBN: 9060053907 Besonderes Augenmerk gilt den friesischen Inschriften. [RN] |
Die runologischen Artikel des RGA informieren stringent, anschaulich (viele Abbildungen) und verweisungsreich (umfangreiche Bibliographie) über das jeweilige runologische Sujet. Neben Düwels Einführung die ‚erste Adresse‘ zum Einstieg in die Materie. Die Beiträge sind im folgenden alphabetisch nach dem Artikeltitel geordnet. |
ISBN: 3-11-017733-1 Düwel, Klaus: Runen und Runendenkmäler, S.
499-512 Siehe auchRGA |
Schulte, Michael, u. Robert Nedoma (Hgg.) : Language and Literacy in Early Scandinavia and Beyond |
Heizmann, Wilhelm u. Astrid van Nahl : Runica - Germanica - Mediaevalia Berlin (u.a.): de Gruyter, 2003 (= RGA – Ergänzungsbände; 37) ISBN: 3-11-017778-1 |
Graf, Martin Hannes : Paraschriftliche Zeichen in südgermanischen Runeninschriften. Studien zur Schriftkultur des kontinentalgermanischen Runenhorizonts |
Bauer, Alessia : Runengedichte. Texte, Untersuchungen und Kommentare zur gesamten Überlieferung Wien: Fassbaender, 2003 (= Studia medievalia septentrionalia; 9) ISBN: 3-900538-77-8 |
Hunger, Ulrich : Die Runenkunde im Dritten Reich. Ein Beitrag zur Wissenschafts- und Ideologiegeschichte des Nationalsozialismus |
Krauses Darstellung ist der historisch-vergleichenden, Antonsens der strukturalistischen Methode zuzuordnen. Für Grammatiken jüngerer Sprachstufen siehe 1.1.2 Grammatik |
Braunmüller, Kurt : The Ancient Nordic linguistic system from a typological point of view: Phonology, graphemics, morphology, syntax, and word order In: Bandle, Oskar (Hgg.) et al. : The Nordic languages. Berlin [u.a.]: de Gruyter, 2002 (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft; 22, Vol. 1), S. 649–656 Online-Ausgabe (aus dem Hochschulnetz der Universität Köln bzw. für autorisierte Benutzer) ISBN: 978-3-11-014876-3 Sehr sprachwissenschaftlich und speziell, eher für Linguistikstudenten interessant. [SN] Siehe auchThe Nordic languages |
Krause, Wolfgang : Die Sprache der urnordischen Runeninschriften |
Stockholm (u.a.): Kungliga Vitterhets Historie och Antikvitets Akademien, 1900- Detaillierte Übersicht zu Inschriften aus den einzelnen Regionen (jeder ist mindestens ein eigener Band gewidmet). Die gedruckten Ausgaben sind inzwischen auch online kostenlos in eingescannter Form zugänglich. [SN] |
Jacobsen, Lis, u. Erik Moltke (Hgg.) : Danmarks runeindskrifter Kopenhagen: Munksgaard, 1941- Beinhaltet neben den Bänden mit Inschriften auch einen Atlasband. [SN] |
Olsen, Magnus : Norges inskrifter med de yngre runer Oslo: Bokcentralen, 1990 Umfangreiches Verzeichnis. Die Bände sind nach Regionen unterteilt. [SN] |
Datenbanken |
Das Projekt ist als sprachwissenschaftliche Online-Datenbank der Inschriften im Älteren Futhark konzipiert und bietet vielseitige Suchmöglichkeiten. Die einzelnen Beiträge enthalten beispielsweise Informationen über den jeweiligen Fundort und den Träger der Inschrift sowie den Aufbewahrungsort, aber auch eine zugehörige grammatikalische Bestimmung. Hierzu gehört zudem eine Auswertung der jeweiligen Sekundärliteratur in Bezug auf die sprachwissenschaftlichen Merkmale der Inschriften. Eine Bibliographie ist enthalten und es finden sich zusätzliche archäologische Informationen. Für die Suche ist es möglich, eine Standard-Datenbankabfrage zu verwenden, die dem Benutzer bereits einige Kategorien zur Auswahl bietet und die Suche vereinfachen kann. [SN] |
Die Datenbank über ein Programm zu bedienen, welches zuerst (kostenlos) heruntergeladen werden muss. Sie enthält alle skandinavischen Runeninschriften sowie einige Funde von Außerhalb. Auch hier gibt es verschiedene Suchmöglichkeiten und Informationen zu den einzelnen Funden, beispielsweise eine Angabe der Standorte und verschiedenen Lesungen. Teilweise führen Links zu den entsprechenden Fotos der Inschriftenträger. [SN] |