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Forschungsprojekt
Aus den bisherigen archäologischen Forschungen im SFB-Projekt ACACIA geht hervor, dass die ehemalige Wadi Howar („Yellow Nile“) Region im Nord-Sudan eine wichtige Kontaktzone für die Verbreitung kultureller Traditionen darstellte.
Die bisherigen Sprachforschungen im Gesamtgebiet zwischen Tschad im Westen und Nord-Äthiopien und Eritrea im Osten zeigen, dass hier über längere Zeit Sprachkontakt eine wichtige Rolle spielte. Die Austrocknung des Wadi Howar hat offenbar zu einem Aufbruch dieser Kontaktzone und zu einer Diaspora nilosaharanischer Sprachgruppen in südwestliche, südliche und südöstliche Richtung geführt.
Die vorherrschende Sprache in dieser Region, dem bis heute noch fruchtbaren Gebiet um den Jabal Marra, war das For (oder Fur, Poor). Aus genetischer Sicht nimmt das For eine relativ isolierte Stelle innerhalb der nilosaharanischen Sprachfamilie ein. Es war die Handelssprache in dieser Gegend im Westen des Sudan, bis Arabisch wichtiger wurde. Heutzutage erfolgt jeglicher Unterricht an Schulen ausschließlich auf Arabisch und Arabisch ist auch in Handel und Regierungsangelegenheiten die vorherrschende Sprache. Mit dem Verlust der Sprache geht auch ein Verlust der Kultur einher, weil das gesammelte Wissen über Geschichte und Kulturen in der Gegend eng mit dieser Sprache verbunden ist.
Das Teilprojekt A10 aus dem SFB ACACIA beschäftigt sich mit der Erforschung
dieser Sprache der Poora, dem For. Sowohl lexikalische Daten als auch eine
detaillierte Analyse der Grammatik sollen zu vertieften Kenntnissen über
diese Sprache führen, um einen Vergleich mit anderen Sprachen der Region
zu ermöglichen. Der Schwerpunkt soll dabei auf die Merkmale gelegt werden,
die aus arealer Sicht wichtig sind, wie z.B. Wortreihenfolge, Kasus und die
komplexe Verbalmorphologie. Zudem werden Daten in semantischen Bereichen wie
Viehzucht, Ackerbau, Eisenbearbeitung und Töpferei erfasst, soweit sie
noch zugänglich sind. Es werden Texte verschiedener Gattungen gesammelt
wie Texte zur Unterweisung, Rollenspiele des ehemaligen Alltagslebens, Berichte,
Geschichten, die Teil des Kulturgutes sind, sowie auch historische Texte.
Die sprachwissenschaftlichen Forschungen sind aus der Sicht der archäologischen
Forschungen im SFB-Projekt ACACIA von besonderer Bedeutung, weil sie es potentiell
ermöglichen, auf Grund der „Wörter-und-Sachen“ Methode
sprachliche Daten (z.B. aus den oben genannten semantischen Bereichen) mit
Kenntnissen über die Kulturgeschichte der Region zu verbinden. Ohne weitere
linguistische Forschungen in der Region wird diese wichtige Quelle der Geschichtsforschung
endgültig verloren gehen.
Auf Grund der aus sprachwissenschaftlicher Sicht dramatischen Lage wäre
es wünschenswert, möglichst viele Sprachen in Nord- und Zentral-Sudan
in nächster Zukunft zu dokumentieren, nicht nur weil sonst aus Sicht der
Sprachwissenschaft wichtige Information über mögliche Sprachstrukturen
verloren geht, sondern auch, weil die Sprachen potentiell wichtige Information
zu kulturellen Traditionen enthalten. Diese Information wäre auch für
ethnologische Forschungen von besonderer Bedeutung (Sprache als Spiegel der
Kultur).
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