Libor Navrátil, 1.2.1920, to Olaf Fønss
(English translation at the bottom of the page)
In Dašice 1./2. 1920.
Hochgeehrter Herr!
Entschuldigen Sie im Voraus, dass ich störe. Ich bin ein 17-jähriger Student. Ohne Lust aufs Leben, das auf die Studien folgen würde. Wie wäre ein Leben für mich? Ich studiere, um ein ausgebildeter und intelligenter Mensch zu sein wie jeder, der sich Kunst widmet. Mein Ziel ist also zu leben – mittels Kunst und für die Menschheit zu arbeiten.
Schauen wir uns das Leben der jetzigen modernen Welt an, müssen wir innehalten-überlegen. Es ist nicht möglich, die Menschheit sich dem Abgrund der Edellosigkeit nähern zu lassen – ohne Gefühl der Menschlichkeit.
Ihr einen besseren Weg zeigen. Und wie am besten? Mit derselben Methode wie Sie, werter Herr!
Deshalb fühle ich mich vom Bereich der Kunst angezogen, in dem Sie arbeiten.
Wie gerne ich nun ein Schauspieler wäre, dem es möglich ist, der Menschheit zum Glück zu verhelfen – dann sich vom Erdstaub zu erheben.
Ich wende mich deshalb an Sie, lieber Herr mit dieser Bitte: Ob Sie mir raten könnten, ob ich mich im selben Bereich wie Sie ausbilden könnte und wie es am besten wäre und dann noch ob Sie selbst sich nicht dessen annehmen würden, mich auszubilden. Einen warmen Dank im Voraus
Sich mit Ehre verabschiedend
Libor Navrátil
in der VI. [Klasse] der Realschule studierend
in Pardubice
wohnhaft in Dašice
Tschechoslowakische Republik
(Übersetzt aus dem Tschechischen von Anton Mateijcka)
In Dašice 1./2. 1920.
Honored Sir!
Sorry in advance for interrupting. I am a 17-year-old student. With no desire for the life that would follow my studies. What would life be like for me? I study to be an educated and intelligent person like everyone who devotes himself to art. So my goal is to live – by means of art and to work for humanity.
If we look at the life of the present modern world, we must stop–think. It is not possible to let humanity approach the abyss of nobility – without a sense of humanity.
Show her a better way. And how best? With the same method as you, dear sir!
That is why I am attracted to the field of art in which you work.
How I would like to be an actor now, to whom it is possible to help humanity to happiness – then to rise from the dust of the earth.
I therefore turn to you, dear sir, with this request: whether you could advise me whether I could train in the same field as you and how it would be best and then, too, whether you yourself would not take it upon yourself to train me. Warm thanks in advance
Saying goodbye with honor
Libor Navrátil
studying in VI [grade] of secondary school
in Pardubice
resident in Dašice
Czechoslovak Republic
(DFI, Olaf Fønss collection, no. 1083)