Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

4. Darstellung der Methode

Bei einem Team handelt es sich um eine überschaubare Anzahl von Personen, z.B. arbeitet die Leiterin eines Kindergartens mit ihrem Team zusammen, die Jugendlichen im Jugendzentrum bilden ein Team, der Vorstand eines Wohlfahrtverbandes, die Lehrer eines Kollegiums usw.

Folgende Momente charakterisieren das Teamteaching im Blick auf Lernprozesse:
  • regelmäßige Zusammenarbeit über einen längeren Zeitraum
  • eine Beziehungskultur, in der offen miteinander kommuniziert wird, Ressourcen von allen Beteiligten freiwillig eingebracht, Konflikte lösungsorientiert bearbeitet werden
  • eine gleichberechtigte Zusammenarbeit, die ohne Führer bzw. mit rotierenden Rollen praktiziert wird
  • eine Leistungssteigerung im Hinblick auf das Arbeitsziel, die durch das Team erreicht werden kann
  • ein Praxisfeld, in der Teammitglieder gemeinsam und differenzierend in Lernprozessen tätig werden können
  • eine Evaluation der Teamergebnisse, die angestrebt wird, und eine Supervision für das Team, die kontinuierlich erfolgt (= Blick von außen)

Teamteaching könnte auf dieser Grundlage für alle Lernprozesse bedeutsam sein. Es scheitert oft an den Kosten bzw. einem mangelnden Willen der Beteiligten, sich aufeinander einzulassen und von gewohnten Wegen abzuweichen.

Durch Team Teaching können vor allem der Unterricht und die dabei verwendeten Methoden verbessert sowie die Arbeitszeiten des Lehrers besser genutzt werden.

Beispiel:
Das unterrichtende Team besteht aus einer Gruppe von zwei oder mehr Lehrern. Die Lehrer haben im Team gemeinsame Erziehungsaufgaben und Zielvorstellungen; sie planen gemeinsam, weisen sich untereinander Aufgaben zu, beobachten sich gegenseitig im Unterricht, bemühen sich um Erfolge, tauschen Informationen aus, übernehmen gemeinsam Verantwortung. Zusammen wird über Planung und Effektivität des Lernens diskutiert und evaluiert. Die Stundenpläne der Lehrer werden aufeinander abgestimmt, um Team Teaching tatsächlich zu ermöglichen.

Forderungen und Zielstellungen für Teamteaching:
Teamteaching kann sehr unterschiedliche Formen annehmen. Dabei wird immer wieder auf folgende Ziele oder Forderungen für die Rahmenbedingungen von Team Teaching verwiesen (eine Art Checkliste):

  • Im Teamteaching herrscht Vielfältigkeit und Offenheit bezüglich der Aufgabenstellung, Stundenplangestaltung, Gruppierung und räumlichen Zuweisung der Schüler.
  • „Im team teaching können die Schüler einer größeren Zahl als einer normalen Klasse länger als eine normale Unterrichtsstunde dem Team zugewiesen werden.“ (Dechert 1964, S. 26)
  • Teamteaching ist eine Art Organisation, die flexibel einen Rahmen bildet, um besseren Unterricht herbei zu führen. Lehrer, die sich auf Fächer spezialisiert haben, sollen dabei in diesem Fach eine größere Gruppe von Schülern unterrichten. Grundlage dafür bildet allerdings, dass der Schüler mehr Verantwortung für seinen Lernprozess zu übernehmen lernt.
  • „Teamteaching ist eine Form der Unterrichtsorganisation, die Lehrende und die ihnen zugeteilten Schüler einbezieht; zwei oder mehr Lehrende tragen die Verantwortung für den gesamten oder einen beträchtlichen Teil des Unterrichts derselben Schülergruppe und arbeiten zusammen.“ (Dechert 1964, S. 30) Diese Organisationsform muss in der Schule insgesamt anerkannt sein und die Leitung muss sie bewusst unterstützen, weil man sich der Vorteile des Verfahrens bewusst ist.
  • Teamteaching bezieht sich sowohl auf die Zusammenarbeit von Lehrern als auch auf die Interaktionen der Schüler untereinander und in Bezug auf die Lehrenden. Lehrer und Schüler bilden eine Einheit; das Team.
  • Das Lehrerteam zeichnet sich vorrangig durch die Verantwortung aus, ein optimales Unterrichtsprogramm für seine Adressaten zu erstellen. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, ist es im Rahmen von Team Teaching das Ziel, Talente ausgebildeter Lehrer zu vereinen und zu fördern. Das Kollegium arbeitet bei der Planung, dessen Zielsetzung und Durchführung eng zusammen. Auch ist man bemüht, parallele Stundenpläne zu erarbeiten, um die Einführung von Großgruppenunterricht in einzelnen Fächern zu erleichtern.
  • Die Methode des Team Teaching kann „im Kleinen“ beginnen: So ist es möglich, sie entweder in einer kleinen Anzahl von Unterrichtsstunden einzuführen oder nur für einige Stunden Großgruppenunterricht anzusetzen – eine effektive Art, Lehrer und Schüler mit Team Teaching vertraut zu machen.
  • Teamteaching stellt eine Form der Organisation dar, unter der Lernende und Lehrende mit reduzierter Stundenzahl in effizienter Weise eingesetzt werden können. Leider sind derzeit zu viele Lehrer mit Routinearbeiten beschäftigt. Hilfspersonal zu ihrer Entlastung wäre angebracht, stellt aber ein Problem dar. Eine Möglichkeit besteht in der Zuweisung von Lehrassistenten. Hierfür könnte insgesamt auch die Lehrerbiuldung genutzt werden (siehe Finnland). Teams könnten sich auch an die Eltern der Schüler wenden, die dann evtl. stundenweise aushelfen.
  • Nicht zu vergessen sind audiovisuelle und technische Medien zur Veränderung des Unterrichts. Sie müssen planvoll in die Arbeiten der Teams einbezogen werden.
  • Teamteaching ist kein Rezept und mehr als die Kooperation zwischen Lehrern vor und nach dem Unterricht. „Team Teaching ist eine neue Theorie und Praxis unterrichtlichen Geschehens, wobei Unterricht als Prozeß kommunikativen Handelns begriffen wird.“ (Winkel 1974, S. 369) Es berührt die Prozesse des Lehrens und Lernens, die Beziehungen zwischen Lehrern und die zwischen Schülern, aber auch zwischen Lehrern und Schülern. Team Teaching macht auch „die Komplexität und das Aufeinanderbezogensein zentraler und randständiger Faktoren des Unterrichts deutlich“. (Ebd.)
  • Teamteaching hat in Deutschland sich vor allem in der Gesamtschulbewegeung entwickelt. Leider blieb es auch überwiegend hierauf für die Schulen beschränkt. Im Rahmen einer notwendigen Schulreform hin zu einer Basisschule für alle könnte Team Teaching zu einer wesentlichen Herausforderung an eine bessere bildungspolitische Zukunft werden. Dies zeigen bereits viele Beispiele, an die sich anknüpfen ließe. Vgl. dazu exemplarisch das Modell der Helene-Lange-Schule unter Quellen!
  • Heute ist Teamteaching insbesondere in der Inklusion notwendig. Vgl. dazu unter Quellen Kricke/Reich (2016)

Arbeitsweisen:
Bisher ist es oft noch üblich, das Teamteaching in Form von Checklisten darzustellen, um Teams auf vorgängige Fragen zu orientieren. Eine gute Checkliste ist z.B. zu finden unter:
http://www.todaysteacher.com/Team Teaching.htm
Dabei werden dann Fragen nach den Voraussetzungen (Teilnehmerkreis, soziale Situation, Lernvoraussetzungen usw.) oder Phasen (Situation, Einstieg, Planungsschritte, Evaluation usw.) hypothetisch gestellt. Im Rahmen konstruktivistischer Didaktik gehen wir von der Annahme aus, dass das Team selbst nicht von einer Suche nach einer eigenen Struktur, nach Zielstellungen und Aufgaben abgelöst werden kann. Hierzu kann und sollte es zwar durchaus Hilfsmittel benutzen, aber diese haben meistens wenig Sinn, wenn sie nicht passend für das Team sind. Passend (viabel) sind sie dann, wenn sie aus den Bedürfnissen und Anliegen des Teams selbst ressourcen- und lösungsorientiert entwickelt werden.

In dem Buch von Kricke/Reich gibt es zahlreiche Checklisten, die das teamteaching erleichtern können. Wir bieten hier folgende Auswahl an:

1. Schaubild: Ausgangspunkte, Probleme, Ambivalenzen in der Teamarbeit
2. Schaubild: Frontalunterricht, Teamarbeit und Teamteaching im Vergleich
3. Schaubild: Vor- und Nachteile Einzelunterricht und Teamteaching
4. Schaubild: Was bringe ich für die Teamarbeit mit?
5. Schaubild: Leitung und Teamleitung
6. Schaubild: Checklisten zur Teamarbeit

In dem Buch gibt es zahlreiche weitere Angebote und Erklärungen zu den Checklisten und ihrem Einsatz.

Teamteaching sollte sich nie nur auf die Planung des Unterrichts beschränken, auch wenn dies ein günstiger Ausgangspunkt sein kann. Aber erst die ganzheitliche Erfahrung aus Planung, Umsetzung und Evaluation wird den Erfolg von Team Teaching verdeutlichen können und die wichtigen Stellen konkret zeigen, wo sich das Team weiterentwickeln muss, um zu noch produktiveren Lösungen zu gelangen.

Beobachtungskultur:

Da im Team unterschiedliche Perspektiven eingenommen werden, unterschiedliche Wahrnehmungen und Beobachtungen miteinander abgeglichen oder in ein Verhältnis gesetzt werden müssen, ist eine offene Beobachtungskultur notwendig. Sie muss auf gegenseitiger Wertschätzung basieren und sich vor allem folgender formaler Regeln versichern:

  • Beobachten, Protokollieren, Beschreiben von Verhalten und Situationen führt zu Daten, die regelmäßig miteinander ausgetauscht, besprochen und ausgewertet werden.
  • Das Beurteilen, Einschätzen, Bewerten solcher Daten und Situationen setzt immer eine gemeinsame Reflexion über Sinn und Reichweite des Vorgangs voraus. Dabei sollte man sich durch Einordnen, Vergleichen, Deuten, Interpretieren nicht unbedingt immer auf eine Sicht einigen, sondern auch zugestehen, dass es mehrere Sichtweisen über eine Situation geben kann und wird.
  • Beschreibungen von Situationen und Sachverhalten gelingen nie nur aus der Situation oder dem spezifischen Sachverhalt heraus, sondern benötigen einen Vergleich zu anderen Situation und Sachverhalten, um präzisiert zu werden und einen Möglichkeitsraum von Veränderung zu erkennen.
  • Team Teaching sollte nicht bedeuten, dass ein Expertenteam über Teilnehmer einseitig sich eine Meinung bildet und Entscheidungen findet, sondern umgekehrt immer auch die Teilnehmer an den Beobachtungen und Reflexionen über Beobachtungen und Lösungen partizipieren lässt.

 

Schwierigkeiten:

Wer in Deutschland zur Schule gegangen ist, der hat in der Regel kein ausgeprägtes Teamteaching erfahren. Insoweit fehlt ein Vorbildmodell für den Einsatz. Je mehr zudem eine Lernkultur auf ein individualisiertes Lernen und dessen Abprüfung setzt, desto weniger kann eine Bereitschaft zum Team erwartet werden. Das Scheitern von Teamteaching kann hier seine Ursachen haben. Dabei stehen folgende Gründe des Scheiterns oft im Vordergrund:

  • Ein Scheitern von Team-Arbeit liegt häufig in der Form der Kommunikation begründet. Eine Kommunikation (bestehend aus Inhalts- und Beziehungsaspekt), die auf der Beziehungsseite gestört ist, kann das Klima für sachliche Arbeit zerstören.
  • Außerdem fordert Team-Arbeit Anpassung: Arbeitstechniken, Arbeitstempo und Arbeitsgewohnheiten unterscheiden sich bei den Teilnehmern, und es kann dauern, bis der Einzelne seinen Platz im Gruppengefüge gefunden hat.
  • Weiterhin ist der Zeitaufwand nicht unerheblich. Allein das Einspielen des Teams braucht seine Zeit. Allerdings verschafft das team auch Sicherheit in der Arbeit und kann die Arbeitszufriedenheit stark erhöhen.
  • Die Kosten sind höher, der Nutzen wird von den Kostenträgern oft nicht gesehen, weil es um langfristige und qualitative Verbesserungen geht.

 

Politischer Kontext:

Teamteaching ist als ein Vorbild für Teamarbeit immer auch in einen politischen Kontext eingebettet. Viele Begründungen von Team Teaching sahen daher vor, dass die Lehrenden aus der Rolle des Experten, der von außen eine Gruppe beurteilt, heraustritt, und seine Beobachtungen innerhalb seines Teams relativiert und im Zusammenspiel von Lehrenden und Lernenden nicht mehr einseitig zuschreibt. Insoweit Partizipation der Lerner auch für das Lehrteam angestrebt wird – und dies wird in der konstruktivistischen Didaktik grundsätzlich gefordert –, kann Team Teaching ein wichtiges Vorbild für die Demokratie im Kleinen auch an Schulen werden.