Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

3. Theoretische und praktische Begründung

Die kooperierenden Lehrer verlieren im Teamteaching ihre traditionelle Rolle, insofern die Verantwortung für den Unterricht und seine Gestaltung geteilt wird. Dies impliziert auch, dass der einzelne Lehrende nicht als allwissend angesehen wird. Durch die Zusammen­arbeit mehrerer Lehrkräfte wird auf mehreren Ebenen eine Entlastung für diese erreicht: Teamteaching wirkt stressmindernd in der Verteilung der Aufgaben, der Planung, der Sicherheit bei der gegenseitigen Diskussion der Ziele, Inhalte und Methoden, der Fantasie und Kreativität, bei der Dynamik des Prozesses und beim Feedback. Insbesondere die Unterrichtsplanung liegt in den Händen mehrerer Personen und aufgrund der gemein­samen Arbeit können Probleme leichter zusammen bewältigt werden. Zugleich kann der Unter­richt stärker lernerorientiert und lernerbezogen strukturiert werden, da Teamteaching einen organisatorischen Rahmen für offenen Unterricht und Methoden bietet, die selbst­ständiges und selbstverantwortliches Lernen fordern und fördern. Zudem werden die didaktischen Möglichkeiten mehrerer Lehrender genutzt, wodurch in der Planung der Rück­griff auf ein breiteres Methodenspektrum als auch auf einen breiteren Fantasieraum möglich ist.

Durch die Zusammenarbeit erhält der einzelne Lehrende die Möglichkeit, seine didak­tischen Kompetenzen zu erweitern, aber auch seine eigenen didaktischen Handlungen mit Hilfe des Feedbacks des Mitlehrenden zu reflektieren bzw. sich bewusst zu machen. Hier können auch erfolgreiche kollegiale Supervisionen entstehen, insbesondere auch im Zusammenhang mit der Lehrerausbildung.

Anhand des Teamteaching findet in der Regel immer zugleich eine Förderung der Lehrer-Schüler-Interaktionen statt, da es auf der kommunikativen und kooperativen zu mehr und differenzierteren Kontakten kommen kann. Damit lassen sich die Lernprozesse der Lerner gezielter fördern, es kann größere Unterstützung gewährt werden und der Unterricht kann vielgestaltiger und interessanter werden. Insbesondere fördern sich aber auch die Lehrenden untereinander, wenn sie es zu Teamwork bringen, d.h. wenn beide oder mehrere ihre Kompetenzen in einem Mit- und nicht in einem Gegeneinander einbringen.

Vorteile hierbei: Eigene Werte, Normen und Verhaltensweisen werden im Vergleich mit anderen geprüft. Durch eine langfristige gemeinsame Lehrarbeit findet kaum ein Lehrerwechsel statt, die Schüler erhalten so feste Bezugspersonen, selbst wenn einmal ein Lehrender wechselt oder abgelöst wird. Die Schüler werden intensiver betreut als in Einzelarbeit der Lehrenden.

Durch das Teamteaching wird der schulische Stoff den Schülern schneller und besser vermittelt, weil er insbesondere in heterogenen Lerngruppen viel intensiver differenziert werden kann. Allerdings bedeutet dies nicht eine Verdopplung des Frontalunterrichts an verschiedenen Fronten, sondern immer den Einsatz von lerner- und handlungsorientierten Methoden. Zwei oder mehr Lehrende (je nach Gruppengröße) können bei der Handlungsorientierung viel effektiver arbeiten als einzelne Lehrer.

Dies zeigt z.B. das Modell der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden sehr schön. In dieser Schule gehört Teamteaching bereits zum Unterrichtsalltag:
http://www.wuitbf.com/webdesign/index.php?id=280
Auf der Internetseite wird das Jahrgangssystem beschrieben, in dem etwa 100 Schüler von einem Lehrerteam betreut werden. Hier können die Lehrer teamorientiert einen gesamten Jahrgang betreuen.

In der „Helios-Schule – Inklusive Universitätsschule der Stadt Köln“ wird wie in anderen inklusiven Schulen der Gegenwart vollständig auf Teamteaching gesetzt. Das Programm der Schule erscheint derzeit als am konsequentesten in einem Modell der teamschule, weil hier alle pädagogischen Akteure ganztägig im Team in einem Ganztagsmodell anwesend sind (vgl. dazu http://www.heliosschule.de/).

Beim Teamteaching werden die Lehrenden nicht nur in Konfliktsituationen durch die gegenseitige Unterstützung entlastet, wie oft in der Literatur begründet wird, sie haben vor allem mehr Zeit für die Schüler, was sich wiederum positiv auf den Klassenverband und die Lernprozesse der Schüler auswirkt.

Ein konsequentes, durchgängiges und damit effektives pädagogisches Arbeiten stellt sich durch die Arbeit im Team allerdings nie von selbst ein. Die Lehrenden müssen untereinander viel kommunikative und Beziehungsarbeit leisten, denn nur wenn sie das Teamteaching wirklich miteinander gestalten wollen, wird es ihnen auf Dauer auch gelingen. Dann werden sie auch automatisch stärker lernerorientiert arbeiten, indem sie öfter verschiedene Lernformen (beispielsweise Gruppenarbeiten) und Phasen handlungsorientierten Unterrichts (im Sinne der „großen Methoden“ im Methodenpool) einsetzen. Ihnen wird es auch möglich sein, leichter eine konstruktivistische Didaktik zu praktizieren, da diese hohe Vorbereitungszeiten und viele gute Ideen erfordert.

In ihrer Fragebogenerhebung (vgl. Huber 2000) gelangte Huber zu dem Ergebnis, dass Teamteaching unter der Voraussetzung der Bereitschaft der TeamlehrerInnen, ihre bisherige Philosophie des alleinigen Anspruchs auf „ihre“ Klasse zu Gunsten einer konstruktiven, kritikverträglichen und kooperativen Lehrauffassung zu überdenken, meist zu einer „sich gegenseitig unterstützenden, bereichernden und motivierenden Zusammen­arbeit“ führen kann. Aber auch ein „Bewusstwerden persönlicher Stärken und Schwächen und ein intensiveres ‚Nutzenkönnen’ gemeinsamer Ressourcen“ sind weitere positive Ergebnisse ihrer Untersuchungen. Darüber hinaus stellt Huber auch die Möglichkeit einer „effizienteren Betreuung der SchülerInnen bei verschiedenen Organisationsformen, wie Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeiten“ und „ein häufigeres Durchführen ‚offener’ und ‚freier’ Unterrichtsphasen, die ein selbstständiges und selbsttätiges Lernen fördern“ fest. Überaus wichtig für den Aspekt der Interaktion zwischen den Schülern ist, dass durch Teamteaching ein „bewussteres ‚Erlernenkönnen’ sozialer Verhaltensweisen, wie z.B. der gegenseitigen Hilfestellung unter den Schülern“, ermöglicht wird. (alles in: B. Huber 2000, 144).