5.
Beispiele
Im
Zuge ihrer Erläuterungen nennen Bandler und Grinder die praktische
Arbeit Virginia Satirs, die in der Familientherapie das inhaltliche
Reframing als eines ihrer wichtigsten Handwerkszeuge betrachtet.
Sie führen das folgende Beispiel an, in dem Virginia Satir
mit einer Familie arbeitete. Der Vater war Bankier und wird als
steifer Kerl beschrieben. Die Mutter war Hausfrau und wird als beschwichtigende
Person beschrieben. Der Vater beklagt sich in einer der Therapiesitzungen
über die Sturheit der Tochter und wirft der Mutter vor, bei
der Erziehung Fehler diesbezüglich gemacht zu haben. Als er
diese Vorwürfe wiederholt, drehte sich Virginia Satir zu ihm
um, sah ihn an und meinte: „Sie sind doch ein Mann, der es
im Leben zu etwas gebracht hat. Stimmt das?“
Mann: „Ja.“
Satir: „Wurde Ihnen das alles einfach geschenkt? Gehörte
die Bank Ihrem Vater und er brauchte nur zu sagen, nimm sie, du
bist der Präsident?“
Mann: „Nein, nein. Ich habe mich hochgearbeitet.“
Satir: „Dann sind Sie ganz schön beharrlich, nicht wahr?“
Mann: „Ja.“
Satir: „Nun gut, es gibt also einen Teil von Ihnen, der es
Ihnen ermöglicht hat, dort hinzukommen, wo Sie sind, und ein
guter Bankier zu sein. Und manchmal müssen Sie Menschen Dinge
abschlagen, die Sie ihnen lieber gewähren würden, einfach
weil sie wissen, dass später etwas Unangenehmes daraus erwachsen
könnte, wenn Sie es täten.“
Mann: „Ja.“
Satir: „Gut, es gibt einen Teil von Ihnen, der stur genug
ist, um sie auf verschiedene Weise effektiv zu schützen.“
Mann: „Nun ja. Aber sie wissen, dass man solche Dinge nicht
außer Kontrolle geraten lassen kann.“
Satir: „Jetzt möchte ich, dass Sie sich umdrehen und
ihre Tochter anschauen und sich unmissverständlich klar machen,
dass Sie ihr beigebracht haben, stur zu sein und für sich einzustehen,
und dass das etwas Unbezahlbares ist. Diese Fähigkeit, die
Sie ihr mitgegeben haben, kann man nicht kaufen, und vielleicht
kann sie ihr das Leben retten. Stellen Sie sich vor, wie wertvoll
diese Fähigkeit sein wird, wenn Ihre Tochter zu einer Verabredung
mit einem Mann geht, der schlechte Absichten hat.“" (Bandler/Grinder
2000, 21)
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