Literarische Praktiken in Skandinavien um 1900

DFG-Forschungsprojekt

Abschlussbericht

LogoArbeitsorganisation: Die Projektarbeit erfolgte in zwei Arbeitsgruppen in Köln und Freiburg, die u.a. über eine Mailing-Liste, eine internetgestütztes Literaturverwaltungsprogramm und Skype-Konferenzen in engem Kontakt miteinander standen. Auf 2-3 Klausurtreffen pro Jahr, abwechselnd in Köln und Freiburg, wurden die laufenden Ergebnisse der Teilprojekte sowie theoretische und konzeptuelle Fragen diskutiert.
Input: Im ersten Projektjahr nahmen die Mitarbeiter am Abschlusskongress des SFB ›Kulturen des Performativen‹ in Berlin teil, um direkt an den Ergebnissen dieses SFBs zu partizipieren. Mehrmals wurden zudem externe Wissenschaftler mit ihrer Expertise in die Projektarbeit eingebunden, um Ideen, Konzepte und Entwurfstexte zu diskutieren: auf einem Klausurtreffen in der Mitte der Laufzeit die Medienkulturwissenschaftlerin Prof. Dr. Natascha Adamowsky (Freiburg) und die Skandinavistin Prof. Dr. Antje Wischmann (Tübingen); auf der Abschlusstagung des Projektes im Oktober 2013 Soziologen, Medien- und Literaturwissenschaftler. Spezifisch der theoretische Ansatz des Projektes wurde in persönlichen Treffen mit zwei führenden Theoretikern sozialer Praktiken, Prof. Dr. Andreas Reckwitz (Frankfurt/Oder) und Prof. Dr. Robert Schmidt (Universität Nürnberg-Erlangen), diskutiert.
Output: Kurz nach der Aufnahme der Projektarbeit stellten die beteiligten Professoren das Projekt auf einem in Freiburg stattfindenden Workshop der Georg-Brandes-Graduiertenschule (Kopenhagen) vor, der dem Thema ›Literatur und intermediale Praktiken‹ gewidmet war. Weitere Präsentationen des Projektes und seiner Ergebnisse erfolgten auf der Arbeitstagung der Skandinavistik in Wien 2011 sowie auf Tagungen in Lund, Poznań und Umeå (sowie demnächst in Berlin). Auch Lehrveranstaltungen gingen aus der Projektarbeit hervor; zu nennen ist hier vor allem eine Ringvorlesung im Sommersemester 2011, die parallel in Freiburg und Köln stattfand (vgl. die vollständige Auflistung der Lehrveranstaltungen und Vortragstätigkeiten hier).

Im Zentrum des Projektes stand die Frage, welches Potential eine interdisziplinäre Verschränkung von im weitesten Sinne kulturwissenschaftlicher Performativitätsforschung mit soziologischer Praxeologie für eine Untersuchung der skandinavischen ›Literaturen‹ um 1900 bietet. Das Ziel war also ein doppeltes: einerseits die Entwicklung eines produktiven theoretischen Ansatzes, andererseits die Erforschung bislang marginalisierter literarischer Praktiken. Die Theoriebildung (vgl. zum Folgenden Schröder/Grage 2012) nahm ihren Ausgangspunkt in einer kritischen Revision der kurrenten Ansätze im Feld der Performativitätsstudien und in den disziplinär bedingten Schwierigkeiten der literaturwissenschaftlichen Performativitätsforschung, sich vom Leitmodell des Textes zu lösen. Der Rekurs auf die Praxeologie erlaubte es hingegen, (1) tatsächlich das Handeln selbst in den Blick zu nehmen, (2) dabei die Dimension des Sozialen mit aufzurufen, die in der Performativitätsforschung eine Leerstelle darstellt, (3) anstatt auf tendenziell ahistorische Performativität konkrete historische Praktiken zu fokussieren sowie (4) die Möglichkeit einer Selbstreflexion des eigenen Handelns zu eröffnen. Begrifflich haben wir zwischen ›Praktiken‹ als situativ applizierbaren, habitualisierten und damit relativ stabilen und iterabilen Handlungsschemata, die das körperliche wie mediale Handeln im literarischen Feld selbst oder in bestimmten mit diesen verknüpften Milieus disponieren, und ›Praxis‹ als Einheit von Praktiken und deren situativ offenem Vollzug unterschieden. Idealtypisch lassen sich dann drei Typen literarischer Praktiken unterscheiden, die in unserem Projekt in den verschiedenen Teilprojekten untersucht worden sind: ein akteurorientierter Typus, bei dem die literarische Praktik von dem Interesse an einem literarischen Akteur dominiert ist (z.B. bei Dichterehrungen oder kinematographischen Porträts von Autoren), ein medienorientierter Typus, bei dem ein Interesse am literarischen Text in seinem jeweiligen medialen Modus prioritär ist (z.B. bei Lesereisen, Literatur›verfilmungen‹, Phonographenaufnahmen oder Liederabenden), und ein milieuorientierter Typus, bei dem das soziale Milieu, in dem ›literarisch‹ gehandelt wird, das Interesse an der literarischen Praktik steuert (z.B. bei Schullektüren oder bei der Lektüre in der Arbeiter- oder Frauenbewegung). Da sich der Akteur, der ›Text‹ in seinem jeweiligen medialen Modus sowie das Milieu wechselseitig voraussetzen und konstituieren, sind sie notwendige Bestandteile jeder Praktik, auch wenn sie im Einzelfall nicht gleich gewichtet sind.

Die Erforschung einzelner konkreter Praktiken unter Rückgriff auf empirische Quellen war das zweite Ziel des Forschungsprojektes. Im ursprünglichen Antragstext waren acht Praktiken in Form von Teilprojekten skizziert worden, die mit Hilfe reichhaltiger Archivfunde rekonstruiert werden konnten, welche in insgesamt 22 längerzeitigen Archivaufenthalten der Projektteilnehmer in Skandinavien erschlossen wurden. Das Teilprojekt »Autorenlesungen um 1900« (Katharina Müller, Köln) untersuchte so an jeweils einem kanonisierten Autor der Länder Dänemark (Herman Bang), Schweden (Selma Lagerlöf) und Norwegen (Knut Hamsun) einerseits die Praktik des öffentlichen Vorlesens eigener Texte und deren Beitrag zur Autorenkonstruktion, andererseits den Stellenwert dieser Praktik innerhalb des literarischen Feldes (Müller 2013d). Bei Knut Hamsun zeigt sich die Praktik als Strategie zur Selbstexponierung, da sich bei ihm die Lesungen gezielt zum ›Machtkampf‹ im Feld funktionalisieren lassen (Müller 2013c). Herman Bang bewegt sich mit seinen Auftritten auf der Schnittstelle zwischen Vortrags-, Körper- und Schauspielkunst und nutzt das innovative Potential der Praktik (Müller 2013b). Die Stilisierung Selma Lagerlöfs als Bewahrerin einer oralen Tradition muss mit einer kritischen Bewertung der Idee des Authentischen einhergehen. An ihrem Beispiel zeigt sich auch, wie die Praktik des Vorlesens/Vortragens wiederum ästhetische Konsequenzen für die Textproduktion hat. Für alle drei Autoren gilt, dass die Praktik nur in Konvergenz von Medialität, Korporalität und sozialem Feld beschreibbar ist. Dabei hat sich als lohnend herausgestellt, die Lesung mit zeitgenössischem Text- und Bildmaterial über Mündlichkeit/Schriftlichkeit, Schauspiel- und Stimmkunst, Berufsschriftstellerei und Geschlechterkonstruktionen zu diskursivieren. Die abschließende Analyse von Texten über Lesungen mit (auto-)biographischen Bezügen in unterschiedlicher Abstufung zeigt, dass die performativen Eigenschaften der Praktik sich gerade nicht als Widerspruch zum Textparadigma erweisen. Die Neuaspektuierung der literarischen Praktik in den aus anderen Perspektiven bereits gut erforschten Autorschaften leistete somit eine doppelte Fokusverlagerung: vom literarischen Text auf die Handlung sowie von der Biographie auf die Inszenierung von Autorschaft. Die ›Rückkehr‹ des Autors nach dessen theoretischem ›Tod‹ schließt an eine literatur-/kulturwissenschaftliche Forschungstendenz an, die zunehmend wieder die Subjektform Autor in den Blick nimmt und sich auch Texten zuwendet, die sich durch geringen Fiktionalisierungsgrad auszeichnen.

Im Zentrum des Teilprojektes »Literaturverfilmungen als literarische Praxis 1907–24« (Stephan Michael Schröder, Köln) stand eine Differenzierung der in der Forschung weitverbreiteten These, dass die Literaturverfilmungen der mittleren Stummfilmzeit vor allem eher plumpe Versuche der Filmindustrie waren, am symbolischen Kapitel der Literatur teilzuhaben. In einer umfangreichen in-depth-Studie der Beziehungen zwischen Kino und dänischer Literatur 1909–1918 (Schröder 2011) wurden die verschiedenen Funktionen der Literaturverfilmung in den drei ›Literarisierungsphasen‹ der dänischen Filmproduktion (1907–08, 1909–1910, 1912–15) beleuchtet (Aufspannen eines extradiegetischen Netzes, Teilhabe am symbolischen Kapitel von ›Vorlage‹ wie Autor, Recycling erprobter kultureller Narrationen, Vermeidung von urheberrechtlichen Konflikten). Aufgrund der bis dato erschlossenen Quellen erwies es sich aber – von Einzelfällen abgesehen – als problematisch, die Literaturverfilmung nicht als filmische, sondern tatsächlich als strikt literarische Praktik zu aspektuieren und zu dokumentieren. Da nicht auszuschließen war, dass dieser empirische Befund durch die Ausrichtung auf primär filmgeschichtliche Quellen bedingt war, waren für den Sommer 2012 zwei längere Forschungsaufenthalte in Stockholm und Kopenhagen geplant und auch bereits gebucht, um in den Kgl. Bibliotheken gezielt Material über die literarische Praktik der Literaturverfilmung zu erschließen (so z.B. in den Nachlässen Ossiannilssons, Söderbergs und Hjalmar Bergmans). Eine längerwährende Erkrankung mit zwei Krankenhausaufenthalten führte jedoch leider dazu, dass die Forschungsaufenthalte nicht stattfinden konnten. Da zeitgleich das vom selben Bearbeiter durchgeführte folgende Teilprojekt sich als ergiebiger als ursprünglich gedacht herausstellte, wurden hinfort die Ressourcen auf die Durchführung dieses Teilprojektes konzentriert und die arbeitsintensiven Quellenstudien vor Ort in Stockholm und Kopenhagen auf einen späteren Zeitpunkt nach Ablauf der Förderungsdauer verschoben.

Am Anfang des Teilprojektes »Die Inszenierung von Autoren im Stummfilm« (Stephan Michael Schröder, Köln) stand die Frage nach den Inszenierungsmodi von Autoren im mit der Literatur konkurrierenden Filmmedium und die These, dass diese Aufnahmen zur Popularisierung wie Reauratisierung hegemonialkultureller Autoren beigetragen haben. Im Antragstext war das Projekt als ein ›kleineres‹ angekündigt worden, doch angesichts der Vielzahl gefundener Aufnahmen und da weltweit keine einzige systematische Studie zu kinematographischen Autorenporträts in der Stummfilmzeit existiert, hat das Projekt einen größeren Stellenwert bekommen, als ursprünglich geplant war.Drei Grundtypen des Autorenporträtfilms lassen sich unterscheiden: Aktualitäten- und Wochenschauaufnahmen; filmauratisierende Aufnahmen von Autoren im Kontext des sog. ›Autorenfilms‹, mit denen die Werkherrschaft über den Film markiert werden sollte; und ›Autorenporträtfilme sui generis‹, die zu Archivierungszwecken gedreht wurden (Schröder 2013b). Historisch hat sich das Genre über Begräbnisfilme und damit zunächst über die toten Körper von Autoren konstituiert (Schröder 2012, 2013b), wobei dies u.a. die Möglichkeit bot, eine Medienkonkurrenz zwischen Literatur, repräsentiert durch den toten Autor, und den ›lebendigen Bildern‹ zu inszenieren. Dieser Topos ist auch den Filmen nach der Etablierung des Genres ab 1913 unter umgekehrten Vorzeichen eingeschrieben. Diegetische Strategien der dargestellten Autoren versuchen die Abwesenheit des Logos als medialen Mangel des Films bloßzustellen (vgl. Schröder 2013b). Prinzipiell werden die Autoren unter Verzicht auf traditionelle Insignien oder Praktiken ihrer Tätigkeit in Szene gesetzt (die einzige Ausnahme sind die früh stark konventionalisierten filmauratisierenden Aufnahmen, in denen der Autor beim (simulierten) Schreib-, Schöpfungs- oder Leseakt gezeigt wird). Der Raum erhält in den filmischen Porträts eine gesteigerte Bedeutung und wird typischerweise als Ausweitung des Autors und Symbolisierung wesentlicher Charakteristika seines Werkes gestaltet. Die These im Antragstext, dass die Autorenporträtfilme zur Überhöhung der Autorenpersona genutzt wurden, kann uneingeschränkt nur für die Begräbnisfilme behauptet werden, während die anderen Filme zumeist Arenen der Verhandlung zwischen der Apparatur des Filmes und den literarischen Akteuren sind sowie eher in den Parametern einer sich herausbildenden Celebrity-Kultur als in denen einer Reauratisierung von Literatur verstanden werden müssen.

Das Teilprojekt Archivierung von Präsenz: Literatur auf frühen Tonträgern 1890–1925 (Jan-Philipp Holzapfel, Freiburg) nahm sich zum Ziel, die Praxis der Phonographie hinsichtlich gesprochener Literatur als Archivierung von Präsenz zu analysieren sowie die Aufnahmen auf ihre medienkulturgeschichtlichen Hintergründe und Prämissen hin zu untersuchen. Der Fokus wurde zunächst auf die zwischen 1889 und 1897 in Kopenhagen entstandenen Ruben-Aufnahmen gerichtet (Holzapfel 2012). Diese zählen zu Skandinaviens ältesten Tonaufnahmen und weisen einen vergleichsweise großen Anteil an Sprechaufnahmen auf, was für die Anfangsphase der dänischen Phonographie charakteristisch ist. Die Bedeutung dieser Aufnahmen liegt auch darin, dass hier eine Habitualisierung der Praxis beobachtbar ist. Es konnte gezeigt werden, dass in der sich herausbildenden literarischen Praktik der Phonographie die Materialität der Stimme und des Mediums im Zentrum des Interesses standen. Der Text stellte in erster Linie einen Anlass dafür dar, die Stimme und die Sprechkunst einer prominenten Person zu erleben, da die Texte zumeist von namhaften Schauspielern eingesprochen wurden. Schwerpunkte bei der weiteren Beschäftigung mit dem Material bildeten die Auseinandersetzung mit der 1913 erfolgten Gründung eines dänischen nationalen Stimmenarchivs (Holzapfel 2013a) sowie als Beispiel für die Überschneidung mit den Praktiken des Kabaretts in den 1910er Jahren die Fokussierung auf den dänischen Künstler Robert Storm Petersen (Holzapfel 2013b). An beiden Beispielen ließ sich darstellen, dass die Praktik der Phonographie dazu diente, die Präsenz der Akteure sowohl zu simulieren als auch zu archivieren, jeweils im Verbund mit bereits etablierten Medien (Buch, Fotografie, Illustration) und Praktiken (Archivierung, Bühnenperformance). Dadurch wurden die Künstler in neuer, auratisierender Weise dem kulturellen Gedächtnis verfügbar gemacht.

Ausgangspunkt für das Teilprojekt »Schul-Lektüren« (Esther Prause, Freiburg) war das Verständnis der Schule als literarischer Institution, der eine wichtige normative und regulative Funktion bei der Vermittlung literarischer Praktiken zukommt. Ziel sollte sein, die angewandten Praktiken, die ihnen zugeschriebenen Wertungen und ihre pädagogische Funktionalisierung in ihrer Entwicklung zwischen 1870 und ca. 1910 zu analysieren. Bei der Erschließung des Diskursfeldes erwies sich die Fokussierung auf Schweden und auf publizistische Texte zum Muttersprachenunterricht und andere pädagogisch-didaktische Literatur als besonders ergiebig. Diese Quellen, die zum Großteil bisher nicht wissenschaftlich erschlossen waren, wurden auf Archivreisen nach Stockholm (2011 und 2012) beschafft. Statt sich auf die Rekonstruktion der im Unterricht tatsächlich angewandten Praktiken zu konzentrieren, wurde ein diskursgeschichtlicher Ansatz gewählt, der die pädagogische Debatte über Literatur im Schulunterricht und die Rolle literarischer Praktiken in einem Bildungskontext in den Blick nimmt. In einer Studie über das välläsning (›gutes‹/ ›schönes‹ Vorlesen) konnte die vielfache Funktionalisierung des Vorlesens, das sich als die dominante Praktik im Unterricht herausstellte, gezeigt werden: Unter Berufung auf die charakterbildende Wirkungsmacht von Literatur priesen zeitgenössische Pädagogen das Vorlesen als Werkzeug für die staatsbürgerliche Erziehung, zugleich sollte es zur Entfaltung des Individuums und zur Bildung eines ästhetischen Sinnes dienen (vgl. Prause 2013). Eine Untersuchung der Debatte über das Freizeitlesen von Schülern konnte eine pädagogisch motivierte Hierarchisierung literarischer Praktiken offenlegen, bei der der gemeinschaftlich-soziale Aspekt des Vorlesens und Erzählens affirmiert, die stille Lektüre dagegen als ›einsame‹ und damit unkontrollierbare Tätigkeit, besonders in Verbindung mit der sog. ›Schundliteratur‹, als moralisch verwerflich und zerstörerisch abgewertet wurde (vgl. Prause 2012).

Im Teilprojekt »Literatur und literarische Praktiken in der norwegischen Arbeiterbewegung 1900–1931« (Christian Berrenberg, Köln) wurde mit einem kontrastiven Seitenblick auf Schweden die in der Forschung vertretene These widerlegt, dass in Norwegen weder eine Arbeiterliteratur noch eine umfassende literarisch-kulturelle Arbeit der norwegischen Arbeiterbewegung existiert habe (Berrenberg 2012b, 2013a, 2013b). Traditionelle Ansätze wie Öffentlichkeitstheorien und klassisch-dichotomische Vergleiche zwischen Bürgertum und Arbeiterbewegung, wie sie ursprünglich im Antrag skizziert worden waren, erwiesen sich für das Projekt indes als wenig erkenntnisreich. Stattdessen ermöglichte eine dichte Beschreibung des Materials, der Debatten und literarischen Praktiken eine differenziertere Untersuchung des Gegenstandes, als sie in der bisherigen Forschung der v.a. 1970er Jahre geliefert wurde, und leistete somit einen wichtigen historiographischen Beitrag zur norwegischen ›Arbeiterkultur‹. Durch die Dokumentation der diversen milieuspezifischen literarischen Praktiken sowie der bisher nicht erforschten proletarischen Literaturdebatte wurde gezeigt, dass eine norwegische Arbeiterliteratur erst aus einer praxeologischen Perspektive sichtbar wird. Die Ergebnisse der Ersterschließung der proletarischen Literatur- und Bildungsdebatte fließen in eine Bibliographie ein, die im Rahmen der Dissertation veröffentlicht wird (Berrenberg 2013b). Als besonderer Archivfund sind die handgeschriebenen Zeitungen zu nennen, die bisher kaum Interesse erregt hatten (vgl. Berrenberg 2012a, 2013c). Ihre Erforschung hat zu einer Zusammenarbeit mit finnischen Forschern geführt, die in einem Projektantrag resultierte, der im September 2012 bei der Finnischen Akademie eingereicht worden ist.

Im Teilprojekt »Liedvortrag als literarische Praxis 1870–1920« (Joachim Grage, Freiburg) wurden die sozialen, medialen, musikalischen und literarischen Bedingungen des Vortrags von vertonter Lyrik in Skandinavien untersucht und damit exemplarisch literarische Praktiken im Medienverbund von Literatur und Musik in den Blick genommen. Die Entwicklung des Liedvortrags im Rahmen des öffentlichen Konzertwesens in Skandinavien wurde am Beispiel Kopenhagens untersucht (Grage 2012). Dabei konnte das von Kravitt formulierte 3-Phasen-Modell für die Etablierung des Liederabends in Bezug auf Kopenhagen modifiziert, differenziert und um medienhistorische Aspekte erweitert werden. So zeigte sich eine sehr rasche Ausdifferenzierung der Programmgestaltung, wobei drei Typen des Liedvortrags definiert werden konnten: 1. eine akteurzentrierte Variante der Praktik des Liederabends, bei der zumeist der Sänger und dessen Interpretation im Mittelpunkt stehen, 2. eine werkzentrierte Variante, in der die Geschlossenheit der Liedauswahl in literarischer, musikalischer oder historischer Hinsicht in den Fokus gerückt werden, und schließlich 3. eine um Literarisierung bemühte Variante, in der der Liedvortrag mit nicht musikalisch dargebotenen (zumeist gelesenen oder deklamierten) literarischen Texten kombiniert wird. Da eine Untersuchung anderer Städte keine grundlegend anderen Forschungsergebnisse vermuten ließ, andererseits aber der Bereich der Unterhaltungskultur mit dem ursprünglichen Forschungsprogramm unberücksichtigt geblieben wäre, wurde in einem zweiten Schritt die Praktik des Liedvortrags im Kabarett des frühen 20. Jahrhunderts am Beispiel des 1912 gegründeten Chat Noir in Kristiania untersucht (Grage 2013a). Der Liedvortrag stand im Zentrum der Kabarettvorführungen und machte den Kunstanspruch zwischen Avantgarde und Theaterreform besonders augenscheinlich. Das Kabarettlied wurde wiederum Gegenstand anderer Praktiken (Rauminszenierungen, Bilddarstellungen, Bucheditionen, Grammophoneinspielungen), die auf Kanonisierung, Musealisierung und Verfestigung der ephemeren Praktik des Liedvortrags zielen.

Das Teilprojekt »Dichterehrungen: Geburtstage und Trauerfeiern 1900–1925« (Wolfgang Behschnitt, Gent) wurde leider nicht in der ursprünglich geplanten Form durchgeführt, da der Projektverantwortliche, der zur Zeit der Antragstellung Professor in Gent/Belgien war und für den daher keine Mittel beantragt wurden, sich 2011 aus dem Projekt zurückzog und nachfolgend auch seine Professur in Gent aufgab. Aspekte des Teilprojektes sind allerdings im Rahmen anderer Teilprojekte mit aufgegriffen worden. Am Beispiel der als Skandal reflektierten Funeralinszenierung Bjørnstjerne Bjørnsons 1910 ist herausgearbeitet worden, wie instabil und prekär die literarische Praktik Dichterehrung um 1910 geworden war (Schröder 2012). Historisch hatten Formen repräsentativer Öffentlichkeit Modell für die Dichterehrung gestanden, doch die Singularität und die in zeitlicher wie räumlicher Hinsicht strengste Exklusivität der Zeremonien in der repräsentiven Öffentlichkeit war nicht zuletzt mit der durch Massenmedien wie den Film ermöglichten Iterabilität inkompatibel. Unter Rückgriff auf Erkenntnisse der Celebrity Studies lässt eine Analyse der Funeralinszenierung erkennen, wie Bjørnson bei seiner Trauerfeier als ein kommodifizierbarer ›Star‹ inszeniert wurde, indem er als sozialer Signifikant mit einer erstaunlichen semantischen Dehnbarkeit fungierte und das vermeintlich Privat-Intime einbezogen und ausgestellt wurde. Im Rahmen des Teilprojektes »Autorenlesungen« wurde die Doppelfunktion der Ehrungen Selma Lagerlöfs herausgearbeitet: Sie dienten zum einen der Selbstinszenierung, zum anderen waren sie Teil einer nationalen und genderspezifischen Identitätskonstruktion, z.B. im Kontext der Frauenbewegung (Müller 2013d).

Allen Teilprojekten gemeinsam war die Problematisierung des Literaturbegriffes. In praxeologischer Perspektive bedingen ›Literatur‹ und literarische Praktiken einander (Schröder/Grage 2012). Bestimmte Textgruppen und Medialisierungen wie die handgeschriebenen Zeitungen der Arbeiterbewegung und phonographische Sprechaufnahmen treten überhaupt erst als literarisch in Erscheinung, wenn man einen praxeologischen Blickwinkel einnimmt. ›Literatur‹ wird nicht nur in poetologischen Metadiskursen definiert, sondern auch in all jenen Debatten, in denen es vor allem um das richtige Handeln und um Bedingungen für das Gelingen von Praktiken geht, nicht aber primär um die Texte selbst (Berrenberg 2013b, Prause 2012). So war es in der proletarischen Amateurtheaterbewegung von Bedeutung, dass ins Theater gegangen wird, dass ein Stück aufgeführt wird, und weniger, welches Stück literarische Grundlage der Praktik war (Berrenberg 2013b). Eine Lesung Bangs besuchte man vor allem wegen dessen exzentrischer Bühnenkunst (Müller 2013b). Mitunter wurde auch der Qualitätsanspruch an Literatur im Rahmen der Praktik definiert oder nuanciert bzw. der Text durch die Praktik nobilitiert. Lagerlöfs Lesungen wurden aufgesucht, um ihre Werke beseelt zu erleben, denn im Rahmen der Praktik Dichterlesung stand der Autor für die Authentifizierung des Textes ein, indem er die Stimmen des Textes erst hörbar macht (Müller 2013d). Der geschriebene Text wurde in der Schule als defizitär betrachtet; erst durch die Praktik des adäquaten Vorlesens (välläsning) entfaltete er seine wahre Bedeutung, und nur diejenigen Texte, in denen sich dieser Effekt einstellte, galten folglich als literarisch (Prause 2013).

In medial-praxeologischer Hinsicht ist bei einer Zusammenschau der Teilprojekte auffällig, dass dem Sprechen oder Singen als Leitmedium für viele literarische Praktiken eine solche Bedeutung zukommt, dass tentativ von einer Phase der Re-Oralisierung von ›Literatur‹ um 1900 gesprochen werden kann. Diese ist z.B. bei der Autorenlesung, dem Lesen in der Schule und in der Arbeiterbewegung, der Aufführung von literarischen Texten bei Liederabenden oder im Kabarett ebenso zu beobachten wie schon medienbedingt bei Phonographenaufnahmen oder im Radio – und indirekt selbst im Autorenporträtfilm in der Stummfilmzeit, wo gerade die Aussparung des gesprochenen Wortes problematisiert wird. Durch den praktikenbedingten Nexus mit Oralität gewinnen zugleich Texte in der Literatur an Bedeutung, die Merkmale von Mündlichkeit (d.h. ›discours-strukturelle‹ Performativität in der Terminologie unserer Projektes, vgl. Schröder/Grage 2012:18f) und Interaktivität zeigen wie die Causerie oder die Improvisation (Holzapfel 2013b, Grage 2013a, Wischmann 2013, Stefer 2013).

Auch die Kritik an den in allen Teilprojekten beobachteten Kommodifizierungstendenzen im literarischen Feld nahm bezeichnenderweise häufig die Form von Kritik an bestimmten Praktiken an und ist ohne praxeologische Perspektive nur unzureichend zu analysieren. In den zeittypischen ›Schundliteratur‹debatten z.B. steht weniger die Bewertung der diskutierten Texte im Vordergrund, statt dessen drehte sich die Diskussion um die Praktiken der Literaturaneignung (womit implizit auch die Textsorte ›Schundliteratur‹ transzendiert wurde): Man solle sich nicht an Texten ›überessen‹ (so die Kritik von Pädagogen, vgl. Prause 2012), sie nicht wie Drogen ›konsumieren‹ (so die Kritik in der Arbeiterklasse, vgl. Berrenberg 2013b). Die in diesen Debatten häufig verwendeten Metaphern der Maßlosigkeit stehen sinnbildlich für die zeittypische kritische Reflexion über die quantitative Popularisierung und die neuen Formen der medialen Distribution von Literatur, beispielsweise in Form von Heftchenliteratur und Billigdrucken, später auch durch Schallplatten (Holzapfel 2013b), Radio (Stefer 2013) oder Kabarett (Grage 2013a, Grage 2013b), unterstützt durch literarische ›Merchandise‹-Artikel. Auch die Autoren konnten sich dieser Kommodifizierung nicht entziehen; ihre soziale Identität als Handelnde in den literarischen Praktiken verändert sich entsprechend im Zuge des Ökonomisierungsprozesses im literarischen Feld. Einerseits findet eine ausgeprägte ›Zelebrisierung‹ des Autors statt, bei der der identitäre Bezug auf seine literarische Produktion zunehmend an Bedeutung verliert: Der Autor ist primär ein Star wegen seiner herausgehobenen Position in der massenmedialen Öffentlichkeit (Schröder 2012, Müller 2013d). Andererseits wird der Autor zunehmend zum eigenen Unternehmer und Vermarkter seiner Kunst: So war Bokken Lasson zugleich Künstlerin, Managerin und Intendantin (Grage 2013a), Selma Lagerlöf betrieb auf ihren Lesungen Marktforschung (Müller 2013d).

Unsere These einer starken Praktikendichte im literarischen Feld in Skandinavien um 1900 (nicht quantitativ zu verstehen, sondern qualitativ als starke Prägung des Literaturbegriffes durch den Bezug auf Praktiken) muss zweifellos einer Hermeneutik des Misstrauens ausgesetzt werden, da die spezifische Optik des Forschungsprojektes ja vor allem Praktiken fokussierte. Die These hat allerdings nicht zuletzt literaturhistoriographisch ein großes Erklärungspotential in Hinblick auf die durch wechselseitige Rekursion miteinander verknüpften Prozesse von Kanonisierung und Avantgardisierung. Die von uns analysierten Praktiken trugen in eher traditionellen Literaturmilieus kräftig zu Kanonisierungstendenzen bei, d.h. zu einer Bestätigung von hegemonialen Wertungen im literarischen Feld, weil häufig eine wechselseitige Verstärkung des symbolischen Kapitals von Praktiken, Akteuren und Texten zu beobachten war. Zur Aus- und Auffführung kamen oft kanonische Texte, die durch der Hochkultur zugehörige Akteure und Texte die jeweilige Praktik aufwerteten. Zugleich können auch literarische Praktiken selbst kanonisiert werden (für schulisches Lesen vgl. Prause 2013, für den Liederabend Grage 2012). Galt die Praktik als prestigeträchtig, konnten auch die Texte durch die Praktik selbst aufgewertet werden. Dichterehrungen setzten den Celebrity-Status der zentralen Akteure sowie eine bereits erfolgte Kanonisierung bereits voraus und sind ohne sie nicht denkbar (Schröder 2012). Ähnliches gilt für Literaturverfilmungen, bei denen zwar ein neues Medium im Einsatz ist, dieses sich jedoch bevorzugt kanonischer Texte bedient (Schröder 2011). Lediglich in der Peripherie des hegemonialen literarischen Feldes fand eine Innovation in Bezug auf literarische Praktiken und Texte statt. Das Kabarett beispielsweise prägte durch die Iterabilität der Praktik in Anlehnung an internationale Vorbilder selbst kanonische Texte aus, an die sich wiederum andere Praktiken anlagerten (Grage 2013a, Grage 2013b). Analog fanden im Arbeitermilieu die Akteure erst durch Praktiken ihre Literatur und bildeten ihren eigenen (Gegen-)Kanon aus (Berrenberg 2013a, 2013b).

Solche Ansätze zur Revision des hegemonialen literarischen Kanons blieben indes die Ausnahme – generell ist eher festzuhalten, dass die starke Praktikendichte im literarischen Feld zu einer Sklerotisierung von Sozial- und Symbolwelten beigetragen zu haben scheint. Die hegemoniale Definition von ›Literatur‹ über Praktiken, wie sie besonders plakativ gegen Ende unseres Untersuchungszeitraums 1922 auf der Kopenhagener Buchausstellung zu erkennen war, auf der Literatur als ein Ensemble von Praktiken inszeniert wurde (Schröder 2013a), mag auch einer der Gründe sein, warum die skandinavischen Literaturen nach 1900 ihre Rolle als internationale Schrittmacher literarischer Innovation rapide einbüßten. Der Mangel an Avantgarde-Literatur ist besonders auffällig; die europäische avantgardistische Literatur ab ca. 1910 wurde in Skandinavien lange kaum rezipiert, und ein Zusammenhang mit einer hegemonialen Definition von Literatur über Praktiken liegt auf der Hand: Trotz der prinzipiellen Vollzugsoffenheit von Praktiken basieren diese auf Iterabilität und zielen auf soziales Gelingen; ihre Routinisierung und Repetitivität tragen zur Stabilisierung von (Sozial-)Strukturen bei (Schröder/Grage 2012:23f). Avantgardeliteratur hingegen verweigert sich programmatisch gerade sozialer Eingemeindung und Institutionalisierung. Es handelt sich explizit um eine Nicht-Praktik, weil Iterabilität per definitionem nicht möglich ist. Die frühen, durchaus proto-avantgardistischen Lesungen Herman Bangs verloren so bei späteren Wiederholungen ihre Provokativität (Müller 2013b). Avantgarde-Literatur greift als nur in ihrer Praxis-Dimension adäquat zu verstehende Literatur den Praktikencharakter von Literatur an, der in Skandinavien aber besonders stark zur Konstituierung des literarischen Feldes herangezogen wurde und sich in unserem Untersuchungszeitraum noch als recht widerstandsfähig erwies.

Unser Nachdruck auf der Bedeutung literarischer Praktiken für ein Verständnis der Literatur um 1900 bedeutet indes nicht, die Praktiken anders als heuristisch ins Zentrum zu rücken und die Texte zukünftig zu vernachlässigen. Vielmehr plädieren wir für eine integrative literaturhistoriographische Perspektive, die die jetzige text- und medienbasierte Geschichtsschreibung zukünftig um den Aspekt der Praktiken erweitert und so literarische Texte, Medien und Praktiken in ihrer Bezogenheit aufeinander zu reflektieren vermag. Schmerzlich bewusst geworden sind uns in den letzten Monaten zudem einige Desiderata in unserem Forschungsprojekt: Hierzu gehört die Untersuchung der literarischen Praktiken in weiteren Volksbewegungen wie den Abstinenzlern und der Erweckungsbewegung, die in Skandinavien in ihrer gesamtgesellschaftlichen Bedeutung kaum überschätzt werden können, sowie eine gründlichere Analyse der literarischen Praktiken im akademischen Betrieb um 1900, sozusagen die Reflexion der eigenen Praktik in historischer Perspektive (passim wurde das Thema jedoch berührt in Prause 2013).

Literaturangaben

Berrenberg, Christian (2012a): »Die handgeschriebenen Zeitungen der norwegischen Arbeiterjugendvereinigungen: ›eine weltgeschichtliche, philanthropische und psychologische Mission‹«. In: Grage/Schröder (2012), S. 109–150.
– – – (2012b): »100 Jahre Arbeiterbildungsverein in Schweden – ›Niveauerhöhung‹ für alle«. In: NordicHistoryBlog 02.07.12. http://nordichistoryblog.hypotheses.org/515
– – – (2013a): »Aus der Fabrik in die Literaturgeschichte? Auf der Suche nach einer norwegischen Arbeiterliteratur«. In: Grage/Schröder (2013), S. 191–207.
– – – (2013b): »Es ist deine Pflicht zu benutzen, was du weißt!« Literatur und literarische Praktiken in der norwegischen Arbeiterbewegung 1900–1931 [Dissertationsschrift; wird 2014 in der Reihe ›Literarische Praktiken in Skandinavien‹ erscheinen].
– – –  (2013c): »Den håndskrevne lagsavisen – et enestående medium«. In: Arbeiderhistorie. Årbok for Arbeiderbevegelsen Arkiv og Bibliotek (2013) [im Erscheinen].
Grage, Joachim (2012): »Literatur im Konzertsaal. Liedvortrag als literarische Praktik (nicht nur) in Kopenhagen«. In: Grage/Schröder (2012), S. 151–192.
– – – (2013a): »›Eine Blume französischer Herkunft auf norwegischem Felsboden‹. Literarische Praktiken im Kabarett Chat Noir, Kristiania 1912«. In: Grage/Schröder (2013), S. 111–130.
– – – (2013b): »Zur Mobilität literarischer Praktiken«. In: Wischmann, Antje (Hg.): Mobilität aus skandinavistischer Perspektive. Freiburg: Rombach (= Nordica) [im Erscheinen].
Grage, Joachim/Schröder, Stephan Michael (Hg.) (2012): Literarische Praktiken in Skandinavien um 1900. Fallstudien. Würzburg: Ergon-Verlag (= Literarische Praktiken in Skandinavien; 1).
– – – (Hg.) (2013): Milieus, Akteure, Medien. Zur Vielfalt literarischer Praktiken um 1900. Würzburg: Ergon-Verlag (= Literarische Praktiken in Skandinavien; 2).
Holzapfel, Jan-Philipp (2012): »Phonographie als literarisches Experimentierfeld: Die dänischen Ruben-Tonaufnahmen (1889–1897)«. In: Grage/Schröder (2012), S. 193–224.
– – – (2013a): »›Man gibt mir drei Minuten, um mich an die Zukunft zu wenden‹. Zur Gründung des dänischen Staatsarchivs für historische Filme und Stimmen 1913«. In: Mohrmann, Ruth-E. (Hg.): Audioarchive. Tondokumente digitalisieren, erschließen und auswerten. Münster u.a.: Waxmann (= Beiträge zur Volkskultur in Nordwestdeutschland; 121), S. 61–74.
– – – (2013b): »Bühne, Buch und Grammophon: Literarische Praktiken im Kontext von Robert Storm Petersens Monolog ›13 Øre‹ und dessen medialen Realisierungen.« In: Grage/Schröder (2013), S. 131–147].
Müller, Katharina (2012): »›Die weibliche Lesevereinigung sollte jeder kennen‹: Literarische Praktiken, Netzwerke und Sozialkapital in den weiblichen Lesevereinigungen in Skandinavien um 1900«. In: Grage/Schröder (2012), S. 37–65.
– – – (2013a): »Mit Alpakaunterrock und Thomas Cook zu den Pyramiden: Selma Lagerlöfs Orientreise 1899/1900«. In: Heitmann, Annegret, u. Stephan Michael Schröder (Hg.): Tourismus als literarische und kulturelle Praxis. Skandinavistische Fallstudien. München: Utz Verlag (= Münchner Nordistische Studien; 16), S. 107–134.
– – –  (2013b): »›Hier wird eine Kunst für eine Kunst entfaltet.‹ Herman Bangs Vorlesekunst in Kontext der Stimm- und Theaterdiskurse um 1900«. In: Grage/Schröder (2013), S. 27–43.
– – –  (2013c): »Literarische Mobilität und Transit-Texte. Lesereisen am Beispiel von Knut Hamsuns Tournee 1891«. In: Wischmann, Antje (Hg.): Mobilität aus skandinavistischer Perspektive. Freiburg: Rombach (= Nordica) [im Erscheinen].
– – –  (2013d): Autorenlesungen in Skandinavien um 1900. Knut Hamsun, Selma Lagerlöf, Herman Bang [Dissertationsschrift; wird 2014 in der Reihe ›Literarische Praktiken in Skandinavien‹ erscheinen].
Prause, Esther (2012): »Kontrollierte Freiheit. Die schwedische Debatte um Praktiken kindlichen Genusslesens um 1900«. In: Grage/Schröder (2012), S. 67–107.
– – –  (2013): »›Die Stimmung ist ein scheuer Vogel, der von lautem Gerede leicht in die Flucht geschlagen wird.‹ Über das Vorlesen in schwedischen Schulen um 1900«. In: Grage/Schröder (2013), S. 45–62.
Schröder, Stephan Michael (2011): Ideale Kommunikation, reale Filmproduktion. Zur Interaktion von Kino und dänischer Literatur in den Erfolgsjahren des dänischen Stummfilms 1909–1918. 2 Teilbände. Berlin: Nordeuropa-Institut (= Berliner Beiträge zur Skandinavistik; 18).
– – – (2012): »›La mort de l'auteur‹: Die Funeralinszenierung Bjørnstjerne Bjørnsons 1910«. In: Grage/Schröder (2012), S. 225–275.
– – – (2013a): »Literatur als Ensemble von Praktiken – die Kopenhagener ›Buchausstellung‹ 1922 und der ›Dänische Autorenfilm‹«. In: Grage/Schröder (2013), S. 229–257.
– – – (2013b): »How to film an author? Portrait films of authors in the silent age in Scandinavia and elsewhere«. In: Journal of Scandinavian Cinema [im Erscheinen].
Schröder, Stephan Michael/Grage, Joachim (2012): »Performativität und literarische Praktiken: Zum Erkenntnispotential einer Verschränkung von Performativitätsforschung und Praxistheorie«. In: Grage/Schröder (2012), S. 7–35.
Stefer, Dörthe (2013): »Literatur im Äther – die literarische Praktik der Radiolesung im frühen norwegischen Radio«. In: Grage/Schröder (2013), S. 149–165.
Wischmann, Antje (2013): »Hjalmar Söderbergs Erfindung der ›radio-kåseri‹ – die Erzählung ›Misstagssonaten‹ (1925) und ihre Umsetzung als Rundfunklesung (1933)«. In: Grage/Schröder (2013), S. 167–189.


 

Letzte Aktualisierung der Seite am: 08. April 2014
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