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Doch ist hier nicht der Ort, solche Überlegungen weiter zu vertiefen. Allein auf Folgendes sei hingewiesen, nämlich den oft unreflektierten Gebrauch der Begriffe. Denn der bloß im biologischen Sinne gebrauchte Terminus "Symbiose" läßt die Diskussion unfruchtbar werden, da er in diesem Falle niemals auf irgendeine Beziehung zwischen Menschengruppierungen angewandt werden kann. Erst mit der erweiterten Bedeutung im Sinne eines Austausches von Kulturelementen, in dem beide Seiten ihre Identität bewahren können, führt die Diskussion zu einem Erkenntnisgewinn. Dies ist bereits früh wahrgenommen worden, und dementsprechend stammen die Argumente zumeist aus dem kulturellen Kontext, in den Ausführungen der Verfechter einer "Symbiose" oder – vielleicht treffender – Akkulturation wie Ludwig Bamberger, Hermann Cohen und Martin Buber ebenso wie bei deren Gegnern, so etwa bei Hannah Arendt oder eben Gershom Scholem. Dabei tat sich eine weitere Problematik auf, nämlich die der schwierigen Abgrenzung. Denn allzu oft wurde die Aufgabe jüdischer Kulturelemente zugunsten einer zweifelhaften Assimilation als sehr gravierend und nachhaltig bewertet. Hingegen wurden jüdische Beiträge zur Umgebungskultur als die individuellen Werke Einzelner angesehen, die rückstandslos in einer offenbar amorphen Masse "deutscher" Kultur verschwanden. Allein was ist denn diese "deutsche Kultur" genau? – eine Frage, die streng genommen nie über das Stadium blinder Schlagworte und Polemik hinausgekommen ist. Sofern man "Kultur" überhaupt national zu definieren vermag, wie man hinzufügen muß; denn für die "jüdische" Kultur gilt ein nämliches, was sich in der uns hier interessierenden Diskussion darin äußert, daß ungeachtet einer ganzen Legion ins Felde geführter Namen von Heine bis Husserl beständig beklagt wird, daß eben stets jüdische Kultur aufgegeben wurde, ohne daß dafür die deutsche in irgendeiner Form beeinflußt worden sei. Es stellt sich die Frage, ob diese jüdische Kultur nur aus offensichtlichen, folkloristischen Elementen gar bestanden habe, ob also Klezmer und koscheres Essen nicht schon damals das Deutschtum hätten bereichern sollen, damit so etwas wie eine wahre Akkulturation hätte stattfinden können? Hier jedoch gilt es, einen Einschnitt zu machen. Denn Scholem ist genau besehen kein Teil der Diskussion um Symbiose oder nicht, obgleich er desungeachtet als der führende Vertreter der Kritikerpartei gilt. Denn, wie Yehiel Ilsar festgestellt hat, tendiert Akkulturation stets dazu, gegenseitig zu sein, wenngleich dies oft eher undeutlich, gleichsam subtiler geschieht. Scholem hingegen bleibt in seiner Argumentation bei dem Bild des Gesprächs bzw. des Monologs, und – da ist ihm in der Tat recht zu geben – von einer ähnlich demonstrativen Übernahme jüdischer Identitätsmerkmale, wie dies in der umgekehrten Richtung geschah, kann "deutscherseits" wahrlich keine Rede sein; doch ließe wohl die Beschränkung auf eine solch oberflächliche Beobachtung die Komplexität von Geschichte außer acht. |