6.
Reflexion der Methode
>> 6.1 Methodenkompetenz
>> 6.2 Methodenvielfalt
>> 6.3 Methodeninterdependenz
6.1 Methodenkompetenz
Skulpturen
können die Methodenkompetenz erheblich erhöhen, weil sie
stets eine Perspektive auf Dinge und Menschen und innerhalb einer
Gruppe darstellen lassen. Dies können Perspektiven der Betroffenen
und Beteiligten sein, aber es können auch Skulpturen für
vergangene oder fremde Menschen gestellt werden - etwa nach historischen
Vorlagen, nach literarischen Texten usw. Gerade die distanzierbareren
Skulpturen sind für pädagogische Prozesse sehr geeignet.
Bei Konflikten in der Gruppe sind auch Beziehungsskulpturen in pädagogischen
Prozessen möglich, wenn der Lehrende sich hierfür qualifiziert
hat.
Skulpturenarbeit kann in vielen Bereichen Anwendung finden, jedoch
sollte sie unserer Meinung nach nicht als eigenständige Therapie-
oder methodische Form angesehen werden, da man bedenken muss, dass
diese Methode die Beobachtungsperspektive erweitert und als eine
unterstützende Form im Feld weiterer Methoden angesehen werden
kann.
Gerade in der Vielfältigkeit des Einsatzes von Skulpturen sehen
einige Kritiker eine potenzielle Gefahr. Diese kann sich dadurch
äußern, dass der Leiter "zu schnell zu viel in der
Skulptur unterbringen oder eine problematische Skulptur nicht aushalten
und zu einer Lösung hin zu treiben" versucht (Schlippe/
Schweitzer 1997,165).
Grundsätzlich sei angemerkt, dass die Methode ernsthaft praktiziert
werden muss, um wirkungsvoll zu sein.
Der Leiter muss sich darüber im Klaren sein, dass es bei den
Teilnehmern zu starken emotionalen Ausbrüchen kommen kann,
wenn sich diese über ihre Stellung im System bewusst werden.
An dieser Stelle kann die Skulpturenarbeit vor allen in pädagogischen
Prozessen an ihre Grenzen stoßen. Aber auch in der Therapie
ist dies problematisch. Gerade in diesem Zusammenhang wird besonders
Hellinger der Vorwurf gemacht, in seinen Schnellaufstellungen die
Teilnehmer in ihren emotionalen Ausbrüchen weder aufzufangen
noch im Nachhinein zu betreuen. Gerade in pädagogischen Prozessen
ist es wichtig, dies unbedingt zu vermeiden. Dies bedarf einer entsprechenden
Sensibilität und Qualifikation des Leiters.
6.2 Methodenvielfalt
Das
ursprüngliche Anwendungsgebiet der Skulpturenarbeit war die
Familientherapie. Dies hat sich inzwischen auf zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten
in verschiedenen Bereichen erweitert. Im Folgenden werden einige
Bereiche dargestellt, auf die das Prinzip der Skulpturenarbeit/Aufstellungen
übertragen worden ist, um die Vielfalt an Anwendungsmöglichkeiten
zu zeigen:
In
Betrieben (Organisationsaufstellungen/ Arbeits- und Betriebsaufstellungen)
* Klärung von Fragen zur Organisationsstruktur
* Personalfragen (Einstellung, Nachfolgerregelung)
* Existenzgründung
* Konfliktklärung und Problembewältigung mit Kollegen
und Vorgesetzten
* Hilfe für Entscheidungsfindung
* Auffinden von Stärken und Ressourcen
* Supervision für Berater von Organisationen oder Arbeitssystemen
* Motivationsprobleme
In
Schulen oder ähnlichen Institutionen
* zur Klärung von Konflikten zwischen Schülerinnen und
Schülern
* zur Bewältigung von Drogenproblemen
* in Kinderheimen: Familien von verhaltensauffälligen Kindern
* Adoptionen/Pflegefamilien
Im
juristischen Bereich
* Mediation
* Sorgerechtsprozesse
* Arbeit mit Strafgefangenen (Täter-Opfer-Problematik)
Bei
körperlichen Erkrankungen (z.B. Körperaufstellungen, Homöopathische
Aufstellungen, Familienaufstellungen,...)
* Krebs, Aids, Asthma, Allergien, Diabetes,...
* Behinderungen
* Seelische Belastungen: Sucht, Essstörungen, Depressionen,
Ängste, Psychosen, Selbstmordgefährdung,...
Familienaufstellungen
* Scheidung/Trennung
* Tod eines Angehörigen
* Aufwachsen ohne einen Elternteil/Adoption/Pflege
* schwer erziehbare Kinder
* Abtreibung, Fehlgeburt, Kinderlosigkeit
* Schuld, Mord, als Opfer oder Täter mit dem Nationalsozialismus
verbundene Vorfahren,...
6.3 Methodeninterdependenz
Die
Skulpturenarbeit wird in der Regel nicht als gesonderte Methode
praktiziert, sondern steht oft in Verbindung mit anderen Methoden.
In der konstruktivistischen Didaktik besteht hier eine große
Interdependenz mit den anderen systemischen Methoden. Aber Skulpturen
lassen sich neben der Beziehungsseite auch auf der Inhaltsseite
sehr effektiv einsetzen. Dies gilt insbesondere dann, wenn der zu
vermittelnde Stoff mit früher oder heute agierenden Personen
zu tun hat, in die man sich mittels einer Skulptur hinein versetzen
kann. Auch eine Problemsituation, die immer mit beteiligten Menschen
zu tun hat, lässt sich so anschaulich stellen, um von heute
aus einen eigenen Kommentar dazu abgeben zu können.
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