5. Beispiele

Die Methode der Skulpturen hat in den letzten Jahren eine starke Verbreitung erfahren. Hier sollen nur zwei sehr kurze Beispiele zur Verdeutlichung gegeben werden. Die Methode kann, wie das Beispiel 2 zeigt, auch sehr stark variiert werden.


Beispiel Außenseiterin in der Klasse:

"In eine Klasse ist eine neue Schülerin gekommen. Sie signalisiert nach einiger Zeit, dass sie zu wenig Anschluss an die Mitschüler bekommt. Der Lehrer nutzt im vorderen Teil der Klasse einen großen freien Raum und bittet eine gut in die Gemeinschaft integrierte Schülerin, einmal als Bildhauerin ihr Bild der Klasse darzustellen ... Unsere Schülerin stellt die Klasse in verschiedene Gruppen, die Außenseiterin erscheint am äußersten Rand.
Dieses Bild kann zum Ausgangspunkt für zirkuläre Fragen werden. "Was meinst du Eva, wo du mitten im Zentrum stehst, wie Vera sich dort am Rande fühlt" Und mit direkter Aufforderung: "Tausch einmal deine Rolle, beschreib uns den Unterschied!" Oder später lösungsorientiert an die Gruppe: "Was könntet ihr tun, damit Vera nicht dauernd so am Rand stehen muss, nachdem ihr nun erfahren habt, dass dort keine schöne Position ist?" Oder: "Was müsste Vera tun, damit sie ins Zentrum rücken kann?" (Reich 2002, 243).


Beispiel Konfliktklärung:

Eine Schülergruppe im Alter zwischen 13 und 15 Jahren nimmt an einer erlebnisorientierten Freizeit teil. Innerhalb dieses Freizeitangebotes werden zur Verbesserung des Gruppengefühls und der Verstärkung der Selbstwahrnehmung Reflexionsrunden durchgeführt. In unserem Fall steht die Problematik im Vordergrund, dass innerhalb einer Spielsituation ein Streit entstanden ist, der eine Fortsetzung unmöglich gemacht hat. Ein Versuch der verbalen Klärung führt nur noch zu weiteren Angriffen und Verletzungen. Die Reflexion über Skulpturen wird vom Leiter folgendermaßen inszeniert:
Zuerst wird ein Kreis hergestellt, um die Bedingungen für die Reflexion zu klären. Hierbei wird verdeutlicht, dass jeder Einzelne eine Berechtigung für seine eigene Haltung hat, um aber innerhalb der Gruppe konstruktiv miteinander umgehen zu können, ein gegenseitiges Verständnis, sowie Toleranz für andere Ansichten sinnvoll ist. Nacheinander kann jeder zur Klärung der Situation in die Mitte des Kreises treten und deutlich machen, was er/sie selbst in der Spielsituation gedacht oder empfunden hat (z.B. "ich hatte das Gefühl, dass sich einige in den Mittelpunkt gestellt haben"). Daraufhin stellen sich die anderen Systemteilnehmer je nach Zustimmung oder Ablehnung in Nähe oder Distanz vom Redner. Entweder der Leiter der Skulptur oder der Redner selbst kann dann erfragen, warum bestimmte Personen sich in dieser Distanz befinden. Eine Lösungsskulptur wird bei dieser Reflexionsarbeit nicht angestrebt, da es in erster Linie um das Bewusstwerden von Haltungen und Ansichten innerhalb einer Gruppe geht.