Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

4. Darstellung der Methode

>> 4.1 Organisation eines Planspiels
>> 4.2 Der idealtypische Verlauf eines Planspiels

Klippert definiert das Planspiel als „eine relativ offene politische oder ökonomische Problemsituation, die pädagogisch-didaktisch vereinfacht ist und nach einer irgendwie gearteten Lösung verlangt.“ (Klippert 2002, 20). Das Problem soll konkret in Interaktion aller Lerner gelöst werden.
Entscheidend für Planspiele ist eine relativ freie Ziel- und Zeitvorgabe. So wird den Teilnehmern eine Lernumgebung geschaffen, die sich insbesondere durch Gruppenautonomie, selbstständige Erarbeitung von fachbezogenem Wissen, Flexibilität, Interaktion, Hypothesen­bildung, Offenheit, Ungewissheit und nicht zuletzt einer „Quasi-Realität“ auszeichnet. Ein besonders wichtiger Aspekt ist dabei der Realitätsbezug – die Simulation einer Praxissituation und die damit verbundene Bewältigung von Anforderungen und Problemen, wie sie auch in der Realität auftreten könnten.
Dabei verlangt das Planspiel in der Umsetzung von den Teilnehmern ein großes Maß an planerischen, strategischen und kreativen Fähigkeiten zur Lösung des Problems. Zudem stellt das Planspiel hohe Anforderungen an die soziale Kompetenz der Teilnehmer, welche in der Interaktion mit der Gruppe von Bedeutung ist. Dabei werden gemeinsam Entscheidungen getroffen, Meinungsverschiedenheiten diskutiert, Gespräche und Verhandlungen geführt, Auswertungen der Ergebnisse vorgenommen, und zuletzt erfolgt die Auswertung und Präsentation der gemeinsamen Ergebnisse in sehr unterschiedlichen Formen (die auch selbst wieder gespielte Situationen sein können).

4.1 Organisation eines Planspiels

Zur Durchführung eines Planspiels (z.B. im Unterricht) müssen folgende Unterlagen vorbereitet / bereitgestellt werden:

  • eine Fallstudie, in der kurz die vorherrschende Problemsituation skizziert wird,
  • eine Arbeitskarte mit Erläuterungen zum Spielverlauf,
  • Rollenkarten, durch welche den Teilnehmern spezifische Rollen übertragen werden (Informationen zum Rollenverständnis von Betriebsrat, Unternehmensleitung, Aktionären, Mitarbeitern, Kunden, Bürgerinitiativen, Ministerium u.a.)
  • Ereigniskarten, die als Impulskarten durch den Spielleiter in die Gruppen gereicht werden können (Änderungen von Bedingungen, Preisen, o.ä.),
  • Arbeitsmittel wie Büromaterial und Nachschlagewerke.

 

4.2 Der idealtypische Verlauf eines Planspiels

Die Phasen sind im Überblick im Schaubild abgebildet. In den einzelnen Phasen sollten – idealtypisch gedacht – folgende Aspekte beachtet werden:

1.Spieleinführung
2.Informations- und Lesephase
3.Meinungsbildung und Strategieplanung innerhalb der Gruppe
4.Interaktion zwischen den Gruppen
5.Vorbereitung eines Plenums / Konferenz
6.Durchführung eines Plenums / Konferenz
7.Spielauswertung


1.Spieleinführung

  • Das Planspiel, sowie die Spielmaterialien und die einzunehmenden Rollen werden vorgestellt.
  • Auftretende Verständnisfragen werden geklärt.
  • Die Arbeitsgruppen werden eingeteilt.
  • Der Spielleiter schildert kurz das Problem und stellt das Material bereit (intensive Vorbereitung erforderlich!

    2.Informations- und Lesephase

  • Es werden die Plätze an den Gruppentischen mit der entsprechenden rollenspezifischen Bezeichnung eingenommen.
  • Die Gruppenmitglieder erhalten die Arbeitskarten (die für alle Gruppen gleich sind) und unterschiedliche Rollenkarten.
  • Das Informationsmaterial wird durchgelesen.
  • Auftretende Verständnisfragen werden geklärt.
  • Der Spielleiter verteilt die Arbeits- und Rollenkarten.

     


    1. Spieleinführung


    2. Informations- und Lesephase


    3. Meinungsbildung und Strategieplanung


    4. Interaktion zwischen den Gruppen


    5. Vorbereitung eines Plenums


    6.Durchführung eines Plenums


    7. Spielauswertung


    3.Meinungsbildung und Strategieplanung innerhalb der Gruppe

  • Die Informationen werden gruppenintern strukturiert und anschließend wird die Ausgangssituation analysiert.
  • Es werden Handlungsoptionen besprochen und diskutiert, sowie möglichst kreative Ideen und Strategien entwickelt.
  • Hilfestellungen werden nur in Notsituationen geleistet.
  • Der Spielleiter beobachtet und berät bei Rückfragen.


    4.Interaktion zwischen den Gruppen

  • Diese Phase ist die intensivste Spielphase.
  • Die Gruppen agieren (Versenden von Briefen und Faxen an die übrigen Gruppen, Besuche, das Führen von Gesprächen und Verhandlungen) und reagieren ebenso auf die Anfragen der anderen Gruppen.
  • Durch Ereigniskarten können gezielt Impulse und Veränderungen ins Spiel eingebracht werden.
  • Der Spielleiter beobachtet lediglich!


    5.Vorbereitung eines Plenums / Konferenz

  • Diese Phase ist meist die spannendste im Spielverlauf und bildet damit den Höhepunkt.
  • Die Gruppe trägt intern ihre Ergebnisse zusammen und verarbeitet und bewertet in dieser Phase ihre erreichten Ergebnisse.
  • Es wird der Verlauf des Plenums geplant, die zu vertretenden Positionen besprochen, mögliche Argumente und Strategien, sowie die Einstiegsstatements und der jeweilige Gruppensprecher bestimmt.
  • Der Spielleiter berät bei Rückfragen.


    6.Durchführung eines Plenums / Konferenz

  • An dem Plenum nehmen i. d. R. alle Teilnehmer teil.
  • In dieser Phase werden die Ergebnisse einer jeden Gruppe vor dem Plenum zusammengetragen und durch den Gruppensprecher, bzw. unterstützend durch die Gruppenmitglieder präsentiert.
  • Bleiben offene Fragen oder kein Konsens erzielt, da die Interessen nicht zu vereinbaren sind, werden die Teilnehmer auf die Phase der Spielauswertung verwiesen.
  • Der Spielleiter fungiert als Konferenzvorsitzender.


    7.Spielauswertung

  • In dieser Phase werden Zusammenfassungen und Analysen zum inhaltlichen, aber auch formalen Spielverlauf vorgenommen, wobei die Teilnehmer den Spielverlauf und die erzielen Spielergebnisse reflektieren und anschließend konstruktiv Kritik äußern sollen.
  • Der Spielleiter leitet das Gespräch in der Rolle des neutralen Moderators.

    Die hier dargestellte Abfolge ist idealtypisch und kann im Einzelfall variieren. In der Praxis ist darauf zu achten, dass die eingenommen Rollen tatsächlich gespielt und ernst genommen werden:

    Die Teilnehmer übernehmen Verantwortung für ihre eigenständig erarbeiteten Ergebnisse und damit für ihren Lernerfolg. Sie arbeiten zwar im Team, aber als solches zugleich selbstständig. Durch die Präsentation der Ergebnisse im Plenum sind die Teilnehmer meist höchst motiviert, da das Plenum die jeweiligen Präsentationen aufmerksam verfolgt und beurteilt. Dies fördert neben der Motivation die Lernintensität, da die Teilnehmer während der Diskussion informiert sein wollen, um am Ende als „beste Gruppe“ dazustehen (z.B. den höchsten Spekulationsgewinn an der Börse, den größten Unternehmensgewinn, den Gemeindezuschuss o.ä. zu verzeichnen). Diese Anerkennung vor der Gesamtgruppe ist natürlich für viele Teilnehmer ein großer Ansporn.

    Die Spielleiter trauen den Teilnehmern etwas zu und räumen ihnen damit große Freiräume ein. Diese zeichnen sich z.B. durch das Zulassen von Fehlern und Lernumwegen aus. Die Aufgabe des Spielleiters besteht hauptsächlich aus der Organisation des Materials und der Moderation der Spielphasen. Die Teilnehmer werden nur beraten, wenn sie den Spielleiter explizit dazu auffordern. Während der Gruppenaktivitäten hält sich der Spielleiter im Hinter­grund, achtet jedoch auf die grobe Einhaltung der Zielvorgaben.