LEHRE | Erwerb einer Fremdsprache |
BFF Berufsbezogene Fremdsprachliche Fortbildung |
E. Evaluation
Das allgemeine übergeordnete Lernziel ist die Verbesserung der sprachgrenzübergreifenden Kommunikation. Dieses übergeordnete Lernziel gliedert sich in zwei Oberziele:
Bei der funktionalen Sprachkompetenz und der interkulturellen Kompetenz steht die Kommunikation im Vordergrund des Spracherwerbprozesses, wobei die sprachliche Bewältigung von berufstypischen Situationen besonders zu betonen ist. In der sprachlichen Bewältigung von Situationen wird die intensivste und komplexeste Form der Sprachanwendung gesehen.
Das erste Oberziel, die funktionale Sprachkompetenz, soll durch fünf Hauptziele angestrebt werden:Schematisch ergibt sich:
Abbildung 1: Die funktionale Sprachkompetenz setzt sich aus fünf und die interkulturelle aus drei Hauptzielen zusammen. Beide Oberziele dienen der Erreichung des allgemeinen übergeordneten Lernziels der sprachgrenzüberschreitenden Kommunikation.
B. Didaktische Probleme
Sprechen lernt man nur durch Sprechen, es ist die "Funktionsverbesserung eines Systems durch die Funktion selbst" (LORENZ, 1973, S. 101). "Eine Fremdsprache lernt man nur dann als Kommunikationsmedium benutzen, wenn sie ausdrücklich und genügend oft in dieser Funktion ausgeübt wird. In diesem Sinne ist die Fremdsprache der Weg zu sich selbst. Man lernt sie, indem man sie gebraucht. Dies ist das unterrichtsmethodische Prinzip der Kommunikation und der funktionalen Fremdsprachigkeit des Unterrichts". (BUTZKAMM, 1993, S. 83) Diese grundlegende didaktische Orientierung folgt sowohl aus der Psycholinguistik als auch aus der Kognitionspsychologie. Beide Wissensbereiche liefern auch die Orientierungsgrundlage für die Entwicklung der konkreten didaktischen Techniken. Diese Orientierung steht im Einklang mit der aktuellen Tendenz, die Didaktik der Sprachlehrforschung immer stärker an der Linguistik und der Kognitionspsychologie zu orientieren, wobei zu betonen ist, dass beide Wissensbereiche immer nur heuristische Leitlinien und nicht schon gleich didaktische Methoden liefern.
Diese didaktische Orientierung führt darüber hinaus dazu, die verschiedenen Probleme des Fremdsprachenlernens präzisieren zu können. Im vorliegenden Programm stehen die folgenden Probleme im Vordergrund:
Durch Sprachlernspiele ist es prinzipiell möglich, die syntaktische Komplexität zunächst stark zu reduzieren und trotzdem inhaltlich und formal erwachsenengerecht zu bleiben. Aus dieser Perspektive wurde das Spiel "Wegbeschreibung" entwickelt, das inhaltlich erwachsenengerecht ist, weil die Kompetenz, Wege zu beschreiben, im Alltag unmittelbar relevant ist. Das Spiel "Wegbeschreibung" wird sogar dem kommunikativen Sprachlehransatz gerecht, denn die Sprache ist nicht das primäre Ziel, sondern nur notwendiges Instrument zur Zielerreichung.
Dieses wird auch durch die empirischen Ergebnisse nahegelegt, denen zufolge Anfänger große Schwierigkeiten haben, einfache Dialoge so weit zu erlernen, dass sie frei gesprochen werden können. Angesichts empirischer Ergebnisse ist eine effektive Lernmethode im vorliegenden Projekt unerläßlich. Aus diesem Grunde wurde unter Nutzung der kognitionspsychologischen Ergebnisse die Methode der progressiven Integration mit wechselnden Lehrmethoden entwickelt.
Zusätzlich werden berufsspezifische Redewendungen vermittelt, die Elemente aus den nachfolgenden Dialogen enthalten:
Zu jeder der o. a. kommunikativen Funktionen sind mehrere Redewendungen zu erlernen und dazu kommen die berufsspezifischen Redewendungen. Da aber allesamt durch eine relativ einfach Satzstruktur gekennzeichnet sind, und außerdem der Nutzen dieser Wendungen für den Alltag transparent ist, kann sich die didaktische Methode auf die gedächtnispsychologischen Probleme des Behaltens und Abrufens konzentrieren. Aus diesem Grunde wird auf eine bildgestützte Lehrmethode zurückgegriffen, mit der wir in anderen Bereichen, etwa bei der Lehre japanischer Schriftzeichen, erfolgreich waren.
Psycholinguistisch wird angenommen, dass Abwandlungen, Austausch, Analogiebildung und anderes mehr schon nach der Beherrschung von etwa zwölf Dialogen einsetzen, weil das menschliche Gedächtnis diese Dialoge nicht wortwörtlich speichert, sondern dem Konstruktivismus zufolge jeweils rekonstruiert. Vor diesem Hintergrund wurde entschieden, zur Ausbildung der Dialogkompetenz eine begrenzte Anzahl von Dialogen einüben zu lassen und die sich entwickelnde funktionale Sprachkompetenz empirisch zu überprüfen. Die Dialoge sind so gestaltet, dass sie zunächst an das Spiel "Wegbeschreibung" und dann an die allgemeinen und berufsspezifischen Redewendungen anknüpfen und langsam aber sicher komplexer werden. Insgesamt entsteht also eine Lernhierarchie, die durch das Prinzip der gemeinsamen Elemente den pädagogisch wichtigen Transfermechanismus vielfältig aktiviert.
C. Lernsequenz
Effektive Lernsequenzen sollten prinzipiell nach dem Prinzip von Transferhierarchien konzipiert werden. In diesen erleichtern die vorangegangenen Lernergebnisse die jeweils nachfolgenden signifikant durch vertikalen Transfer. Dieses Transferprinzip gilt im vorliegenden Projekt besonders für die Lernsequenz zur Ausbildung der funktionalen Sprachkompetenz. Die Übungen zur Ausbildung der interkulturellen Kompetenz können in diese Lernsequenz unter motivationalen Gesichtspunkten eingestreut werden. Das gleiche gilt für das Erlernen der Fachvokabeln. Die Lernsequenz zur Ausbildung der funktionalen Kompetenz hat sechs Ebenen:
Abbildung 2: Die Ebenen beeinflussen sich durch vertikalen Transfer.
zu Ebene I:
Zur Bewältigung der mit den Wegbeschreibungen verbundenen Komplexität wird die Etappentechnik eingesetzt. Diese ermöglicht es dem Lerner, die Länge einer zusammenhängenden Instruktion selbst festzulegen, wobei er aus motivationalen Gründen dazu angehalten wird, die Beschreibung mit möglichst wenig Etappen ausführen zu können. Im Falle des Spiels "Wegbeschreibung" wird das Erlernen von fünf Wegbeschreibungen für Autofahrer und fünf Wegbeschreibungen für Fußgänger mit Benutzung der Nahverkehrsmittel als ausreichend dieser spezifischen Instruktionskompetenz angesehen.
Zu Ebene II:Die Einübung der kommunikativen Funktionen geschieht in drei Schritten:
Beispiel:
Intention: Sie wollen jemanden dazu bewegen, die Musik auszumachen.
Allgemeine Funktion: Requesting someone to do something
Alternative Beispiele:
Please ...
Please turn off the music
Could you please ...
Would you please ...
Kindly ...
Im Bedarfsfall kann die deutsche Übersetzung abgerufen werden.
Überprüfung der Abrufbarkeit der Alternativen mit dem Strichmuster-Test.
(Alle Alternativen noch einmal hören und anschließend ein bestimmtes Wort an die richtige Stelle des Strichmusters setzen.)
PRIMAT PRogressive Integration Mit Alternativen Techniken
Progressive Integration (PRI) bedeutet das Erlernen von immer größer werdenden Teilen, wobei jeder größere Teil die zuvor erlernten Teile enthält. Der kleinste zu erlernende Teil bei der PRIMAT-Technik ist ein Dialog-Absatz aus vier Äußerungen. Je zwei Absätze werden zu einem Abschnitt verbunden und je zwei Abschnitte zu einer Hälfte und die Hälften zum Gesamtdialog. Auf diese Weise entsteht die folgende Hierarchie, die mit der kognitiven Repräsentation der jeweiligen Situation beginnt:
Abbildung 3: Die Zahlen stehen für die Anzahl der Äußerungen der Absätze, Abschnitte, Hälften und des Gesamtdialogs. Jeder der acht Absätze besteht aus vier Äußerungen. Je zwei Absätze bilden einen Abschnitt, usw.
Die Ziele dieser Hierarchie werden mit alternativen Techniken (MAT) angestrebt:
Techniken zur Repräsentation der Situation:
Techniken zum Lernen von Absätzen:
Techniken zum Lernen von Abschnitten:
Diese Aufgabe erfordert es, den gesamten Abschnitt gedanklich zu rekonstruieren und die Rekonstruktion erzeugt die Gedächtnisspur für die spätere freie Reproduktion.
Merke: Die meisten Erinnerungen werden nicht passiv aus dem Gedächtnis abgerufen, sondern aktiv rekonstruiert, deshalb ist es wichtig, die Inhalte mindestens einmal rekonstruiert zu haben - die Gedächtnisspur für die freie Reproduktion entsteht durch die Rekonstruktion.
Techniken zum Lernen von Hälften:
Diese verzögerte Rekonstruktion einer ganzen Dialoghälfte führt zur Vertiefung der Gedächtnisspuren, die durch die Rekonstruktion der Abschnitte entstanden sind. Die Rekonstruktion in einem größeren Kontext fördert gleichzeitig die progressive Integration.
Techniken zum Lernen des Gesamtdialogs:
Die Satzanfänge jeder Äußerung werden vorgegeben mit der Aufforderung, den Satz schneller zu sprechen als der Computer ihn schreibt. Der Lernpartner bewertet die Qualität der Äußerungen. Wenn dieses beiden Lernern gelingt, kommt es zu einem Ping-Pong-Effekt dergestalt dass der eine sprechen muss, sobald der eine gesprochen hat und bewertet wurde. Hier sind erste Abweichungen vom vorgegebenen Dialog möglich.
Mit den Erklärungen erreichen die fremdsprachlichen Formulierungen eine hohe sprachliche Komplexität.
D. Didaktische Handreichungen
Um einen optimalen Umgang mit den Techniken zu erreichen, können unter "Anregungen und Tips" lernstrategische Hinweise abgerufen werden. Diese Tips beziehen sich auf Lernzeiten, Wiederholungsfrequenzen, Auswahl von Lernpartnern, Wiederbeanspruchung zurückliegender Lernergebnisse, Module überspringen bei großem Erfolg, ...
E. Evaluation
Die Evaluation gliedert sich in:
1.1 Effektnachweis zur Instruktionskompetenz
Es wird ein Kontrollgruppenversuch durchgeführt. Der Proband muss dem Evaluator zwei Wege beschreiben. Der Evaluator fährt den Weg und bewertet die Qualität.
1.2 Effektnachweis zur kommunikativen Kompetenz
Lernzielorientiert: Zu 80% der Funktionen müssen 80% der Alternativen in einer Testsituation abgerufen werden können.
1.3 Effektnachweis zur Dialogkompetenz
Neue Dialoge aus dem spezifischen Berufsbereich signifikant besser generieren und besser fremdsprachlich formulieren können als eine Kontrollgruppe.
a. Lernzielorientiert: Die eingeübten Dialoge müssen zeitverzögert in akzeptabler Form reproduziert werden können. Die Akzeptanzbewertung geschieht durch Experten als Dialogpartner.
b. Lernzielorientiert: Neue einschlägige Dialoge zu einer Situation, frei sprechen, wobei der Evaluator die Rolle des Coachs einnimmt. Die Anzahl der Hilfen ist entscheidend.
1.4 Effektnachweis zur Erklärungskompetenz
Lernzielorientiert: Die eingeübten Erklärungen müssen zeitverzögert reproduziert werden können.
Die Implementation geschieht durch strukturierte Interviews und bezieht sich auf Fragen wie
Durch Fragebogen und Interview
Zusatz:
Diese Überprüfung ist wichtig, weil die Threshold-Didaktik das Einstudieren von Dialogen nicht empfiehlt. Offensichtlich, weil sie davon ausgeht, dass es zu keinen produktiven Vermischungen kommt.
Die Überprüfung könnte durch eine Analyse der gesprochenen Satzstrukturen geschehen.