Das
Imaginäre begleitet unsere Kommunikation
ständig, indem wir uns Vorstellungen
über etwas machen. Hinter diesen Vorstellungen
steht ein Begehren, ein unbewusstes Wünschen,
bestimmte Bilder, die uns leiten, ohne dass
wir sprachlich oder reflexiv darüber
verfügen. Eine solche Verfügung
erlangen wir erst durch einen Wechsel in
das Symbolische.
Das
Imaginäre wird besonders dann herausgefordert,
wenn eine schwierige Situation oder ein
Problem oder ein emotionales Ereignis besteht,
für die wir als Lösung eine Vision
benötigen.
So
entsteht z.B. die Frage nach einem Wunder:
Welches Wunder müßte geschehen,
damit...?
Findet
man auf diese Frage eine Antwort, so ist
es eine Lösung!
Aber
das Imaginäre bezeichnet stets auch
eine Grenze: Wir können den anderen
nicht imaginär einfangen, wir können
ihn nicht nach unseren Bildern formen, er
bleibt eigen. Gerade Pädagogen darf
diese Grenze nicht schrecken, denn sie zu
beachten signalisiert, dass ich den anderen
nie vollständig instruieren kann, dass
ich Überraschungen erleben werde, dass
mehr Kräfte im anderen schlummern,
als ich je zu sehen vermag. Vielleicht schlummern
ja auch in mir ungeahnte Kräfte.
Dies
sollte jedoch keine Gleichgültigkeit
bedeuten: Andere sind anders und daran lässt
sich nichts ändern. Nein, ein solches
Schwarz-Weiß-Bild ist nicht gemeint,
denn Veränderungen bestimmen alle Interaktionen
zumindest als Möglichkeit. Aber die
Wege der Veränderung sind eben nicht
so einfach, wie es viele ungeduldige Menschen
gerne möchten. Und Veränderungen
treten vor allem dann leichter ein, wenn
das Imaginäre positv als Vision ins
Spiel kommt. Pädagogische Arbeiten
benötigt Imaginationen. Es benötigt
Visionen. Und kleine Wunder, die nur dann
eintreten, wenn wir sie erwarten und vorbereiten.