Interaktionistischer Konstruktivismus
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Kersten Reich
last update: 28.07.2017 11:53
 
 

Kersten Reich
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Univ.-Prof. Dr. Kersten Reich war an der Universität zu Köln im Gebiet Allgemeine Pädagogik von 1979 bis Ende 2006 tätig. Seit 2007 vertrat er das Forschungs-und Lehrgebiet "Internationale Lehr- und Lernforschung" am Institut für Vergleichende Bildungsforschung und Sozialwissenschaften an der Universität zu Köln. Er war in diesem Zeitraum Direktor des Dewey-Centers Köln. Seit 2017 ist er "emeritiert".


Kersten Reich hat den Ansatz „Interaktionistischer Konstruktivismus“ entwickelt, der einen kulturbezogenen Konstruktivismus begründet. Das wissenschaftliche Forschungs- und Lehrprofil zeichnet sich durch Arbeiten auf drei Ebenen aus:

1. Fachwissenschaftliche Beiträge mit Schwerpunkten in Fragen der Erziehungsphilosophie, Grundlagen der Erziehungswissenschaft und Didaktik, Pragmatismus- und Konstruktivismusforschung.

2. Metatheoretische Reflexionen insbesondere in der wissenschaftstheoretischen oder empirischen Begründung der fachwissenschaftlichen Beiträge.

3. Praxisorientierte Schriften zur Umsetzung der Theorie in die Praxis.

In der zeitlichen Reihenfolge sind vor allem die folgenden Wirkungen der Arbeiten, die als Bücher vorliegen, hervorzuheben:

1. Die frühen Arbeiten konzentrieren sich methodologisch auf den methodischen Konstruktivismus der sog. Erlanger Schule (Habilitation) und beschäftigen sich insbesondere mit der Weiterentwicklung der Berliner Schule der Didaktik in praxisorientierter Sicht (Bücher 1-4).

2. In einem großen Forschungsprojekt, gefördert von der Stiftung Volkswagenwerk und dem DAAD, fand ein einjähriger Forschungsaufenthalt in China statt, dessen Ergebnisse insbesondere auf die Unterschiede in den Erziehungsphilosophien des Westens und Chinas mündeten (Bücher 5, 7). In diesem Kontext entstanden zahlreiche Doktorarbeiten von chinesischen Forschern/Forscherinnen.

3. Die "Häuser der Vernunft" entstanden als eine metatheoretische Schrift, um den Einfluss ausgewählter Philosophen auf die Erziehungs- und Bildungs-theorie in anschaulicher Form zu beschreiben (Buch 6).

4. Mit der "Ordnung der Blicke" wurde in zwei Bänden der eigene Ansatz des "Interaktionistischen Konstruktivismus" breit hergeleitet und begründet. Auf der Methodologie dieser Arbeit fußen alle weiteren Arbeiten seither. In diesem Kontext entstanden sehr viele Doktorarbeiten, die teilweise in der Reihe "Pädagogik und Konstruktivismus" (Waxmann) erschienen. Der Ansatz setzte sich insbesondere mit der Transzendentalpragmatik und dem Pragmatismus kritisch auseinander. Dabei gibt es eine große Nähe zwischen Interaktionistischen Konstruktivismus und Pragmatismus nach John Dewey. Eine Schrift zu Medien und Konstruktivismus ergänzt diese Grundlagenarbeiten (Bücher 8-12, 16-17).

5. In der pädagogischen Theoriebildung mit gleichzeitiger Praxisumsetzung fanden die Bücher "Systemisch-konstruktivistische Pädagogik" (6 Auflagen) und "Konstruktivistische Didaktik" (5 Auflagen) bei Beltz eine sehr hohe Verbreitung auch in der pädagogischen Praxis. Beide Bücher stehen für eine konstruktivistische Wende in der deutschsprachigen Erziehungswissenschaft und Didaktik, wie sie im englischen Sprachraum deutlich stärker und schon länger verbreitet ist (Bücher 13-14). Insbesondere der Methodenpool, in dem handlungsorientierte Methoden kostenfrei zur Verfügung gestellt werden, hat zur Verbreitung des didaktischen Ansatzes beigetragen. Er konnte weit über eine Million Nutzer/innen verzeichnen (www.methodenpool.de). Der Methodenpool wurde gemeinsam mit Studierenden erarbeitet und steht für ein innovatives Lehrkonzept, indem bereits Studierende in die Darstellung des Methodenwissens (Lernen durch Forschen) einbezogen werden. In den Büchern "Lehrerbildung konstruktivistisch gestalten" (Buch 19) gemeinsam mit der Hessischen Lehrerfortbildung und "Teamteaching" (Buch 28) werden weitere praxisorientierte Beiträge vorgelegt, die insbesondere die Konstruktivistische und Inklusive Didaktik erweitern und auf konkrete Praxisfragen beziehen.

6. Während in Deutschland die pädagogischen und didaktischen Arbeiten weite Verbreitung fanden, so konnte der Interaktionistische Konstruktivismus in theoretischer Hinsicht vor allem im englischen Sprachraum Fuß fassen. Manche verstehen den Ansatz auch als pragmatischen Konstruktivismus oder konstruktivistischen Pragmatismus. Wichtig und bedeutsam sind viele Gemeinsamkeiten mit John Dewey, aber auch einige wesentliche Unterschiede (Bücher 15, 18, 22, 24, 29 sowie zahlreiche Aufsätze).

7. Ein wichtiger neuer Forschungsansatz sind Raumkonzepte in Architektur und Pädagogik. Diese Forschungen stehen auch im engen Zusammenhang mit der Konzeption und dem Bau der Inklusiven Universitätsschule Köln, die maßgeblich von Kersten Reich gestaltet wurde und wird (Bücher 21, 31). Hier wurden interdisziplinäre Modelle mit Architekten, Stadt- und Raumplanern und Schulverwaltern erarbeitet.

8. Seit 2012 gibt es umfassende Arbeiten zur Inklusion, die einerseits theoretische und praxisrelevante Grundlagen erschließen und andererseits die bereits etablierte Konstruktivistische Didaktik in eine Inklusive Didaktik weiterentwickeln (Bücher 25, 26). In einem Vergleich mit Deutschen Schulpreisträgerschulen kann gezeigt werden, wie diese mit den Bausteinen inklusiver Didaktik arbeiten, was die praxisbezogene Begründung des Ansatzes stärkt (Buch 30). Hierzu wurden auch Videovorträge veröffentlicht, um einen digitalen Zugang zu ermöglichen: https://videos.uni-koeln.de/de/serial/index/id/407

9. Selten gelingt es einem pädagogisch-didaktischen Ansatz aus der Theorie heraus eine realisierbare Praxis – hier in einer Modellschule – zu entwickeln. Mit der "Helios-Schule – Inklusive Universitätsschule der Stadt Köln" wird der Ansatz der Inklusiven Didaktik und das ebenfalls entwickelte Raumkonzept aus den oben genannten Forschungsschwerpunkten seit 2015 umfassend in die Praxis umgesetzt und in ihr erprobt. Ähnlich wie die "Laborschule Bielefeld", die auch schon im Wesentlichen durch John Dewey inspiriert wurde, entsteht hier ein neues und innovatives Modell, das die schwierigen Aufgaben der Inklusion in einem breiten und umfassenden Sinne zu gestalten und in der Praxis umfassend zu evaluieren versucht. Dabei wird nicht nur die Schulentwicklung nach den Ideen der Inklusiven Didaktik neu gestaltet (Lernlandschaften, Auflösung von Klassen, Selbstlernformate, Projekte, Werkstätten, ganztägige Anwesenheit aller Lehrkräfte, Teamteaching usw.), sondern auch die hierbei beteiligte Lehramtsausbildung reformiert (inklusives Hochschulstudium mit erstmaliger Integration von Bildungswissenschaften und Heilpädagogik in einem Ausbildungsprofil, vorbereiteter Praxiseinsatz in Zusammenarbeit mit der Schule, umfassende wissenschaftliche Begleitung durch die Universität) (Bücher 27, 30).

10. Mit der Schrift "Chancengerechtigkeit und Kapitalformen" wird in einer theoretischen Grundlagenarbeit dem Problem der zunehmenden Bildungsungleichheit in umfassender Weise nachgegangen. Dabei werden die von Bourdieu entwickelten Kapitalformen um das Körper- und Lernkapital erweitert. Die zunehmende Kapitalisierung der Bildung wird kritisch nachgewiesen und die daraus resultierenden Anforderungen an die Gesellschaft und das Individuum umfassend rekonstruiert (Buch 25, englische Publikation in unmittelbarer Vorbereitung).

 

Daten im Überblick:

14.8.48 in Hamburg geboren, verheiratet, zwei Kinder. Studium der Germanistik, Politologie und Kunst in Stuttgart, Berlin bis 1973, Ablegung des Staatsexamens nach 8 Semestern.
Tätigkeiten als Tutor im Bereich Fachdidaktik Amerikanistik; ab 1974 wissen­schaftlicher Assistent im Fachgebiet Schulpädagogik bei Frau Prof. Dr. Helga Thomas an der Pädagogischen Hochschule Berlin; ab 1975 Wissenschaftlicher Assistent mit dem Schwerpunkt Erziehungswissenschaften an der Technischen Universität Berlin bei Helga Thomas.
Promotion 1976 zum Dr. phil. an der TU Berlin. Die Dissertation "Theorien der Allgemeinen Didaktik" erschien 1977 im Klett‑Verlag Stuttgart.
Habilitation mit der Lehrbefugnis für Erziehungswissenschaften an der TU Berlin Ende 1977. Die Habilitationsschrift "Erziehung und Erkenntnis" erschien 1978 bei Klett‑Cotta.
1978/79 Referendar in der zweiten Lehrausbildungsphase in Berlin und Privatdozent an der TU Berlin. Bis 1992 Lehraufträge im Bereich Erziehungswissenschaften an der TU Berlin insbesondere für Doktoranden.
Seit 1979 Universitätsprofessor für Allgemeine Pädagogik an der Universität zu Köln. Von 1986 bis 1991 mehrfache Aufenthalte in China als Gastprofessor.
Seit 2007 Professor für Internationale Lehr- und Lernforschung an der Universität zu Köln (Umwidmung der Denomination).
Von 2003 bis 2017 Leiter des Dewey-Centers an der Universität zu Köln (Forschungsstelle für Pragmatismus- und Konstruktivismusstudien).
„Emeritierung“ April 2017.
Von 2011 bis 2017 Wissenschaftlicher Leiter der Gründung der „Helios-Schule – Inklusive Universitätsschule der Stadt Köln“. Seit 2017 bis heute Berater der Schulentwicklung.
Von 2014 bis laufend Mitglied im Expertenkreis Inklusion der UNESCO.
Seit 2012 Mitglied im Inklusionsbeirat der Stadt Köln.
Mitglied der DGfE und der amerikanischen Pragmatismusgesellschaft.
Zahlreiche Drittmittelförderungen von BMBF, Stiftung Volkswagenwerk u.a.
Förderung des Wissenschaftlich  Nachwuchses: 35 Promotionen in den letzten 20 Jahren. 5 Habilitationen.
Enge Zusammenarbeit mit der Montag Stiftung (Bonn) in den Feldern Raum und Inklusion.


Curriculum Vitae englisch

Kersten Reich was born in Hamburg, Germany. He studied first Arts and Political Science and worked two years as a teacher. Then he returned to university and made his PhD at the age of 25 in Education with a work about teaching and learning theories in Berlin. He did his habilitation at the age of 28 and became one year later a Professor of Educational Research at the University of Cologne. He was a Guest-Professor in China for one year in 1988. He is married and has two children.

Kersten Reich is the founder of the Interactive Constructivism, a brand of constructivism which is culturally orientated and stands in close discussion with pragmatism (esp. Dewean pragmatism). Like in the latter case, this involves a combination of philosophical and educational interests. He is director of the Dewey-Center at the University of Cologne.

Kersten Reich is a University Professor at the University of Köln and the founder of the Interactive Constructivism, a brand of constructivism that is culturally orientated and stands in close proximity with pragmatism (especially Deweyan pragmatism). He was director of the Dewey-Center at the University of Köln. He is the author of over 100 papers and 30 books, including with Jim Garrison and Stefan Neubert one on “John Dewey’s Philosophy of Education” and one on “Democracy and Education Reconsidered.”

 

 

 

 
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