KONSTRUKTIVISMUS :: Texte
 

 

Kurzes Wörterbuch zur konstruktivistischen Didaktik

 

  Teilnehmer
 

Als Teilnehmer erscheine ich jenen Beobachtern (mir selbst oder anderen), wenn ich im Rahmen von Sinnbildungen oder Verständigungen einer Gemeinschaft (von zufälliger bis institutioneller Organisation) angehöre, die für einen gewissen Zeitraum einen Kontext meines Beobachtens oder Agierens bilden. Als Beobachter scheine ich noch frei, als Teilnehmer bin ich immer an die Vorverständigungen meiner Teilnehmerschaft rückgebunden. Solche Bindungen legen mich fest: als Feministin, Christ, Atheist, Mitglied einer Ethnie, einer wissenschaftlichen, sozialen, ökonomischen oder anderen Deutungsgemeinschaft, politischer Überzeugungen, usw. Auch der Konstruktivismus ist eine solche Festlegung in bestimmter Teilnahme. In der Postmoderne habe ich dabei nicht mehr eine einzige (vollständige, nicht brüchige) Identität, die mich recht ausschließlich festlegt, sondern ich gehöre überlappenden, teilweise ambivalenten, öfter auch wechselnden Teilnahmen an, die durchaus eine Widersprüchlichkeit meiner Bezüge aufweisen können (z.B. Teilnahme an ökologischen Gemeinschaften und zugleich Teilnahme am Autofahren). Es gehört zu meinen ambivalenten Erfahrungen, dass ich in den Deutungen oft ein klares Weltbild konstruiere und mich hierbei anderen anschließe, zugleich aber diese Deutungen als Akteur oder (ignoranter) Beobachter dadurch unterlaufe, dass ich mich nicht entsprechend den Deutungsidealen verhalte.