Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

4. Darstellung der Methode

>> 4.1.Vorbereitung
>> 4.2. Durchführung
>> 4.3. Auswertung

 

4.1.Vorbereitung

(1) Auswahl geeigneter Inhalte

Die Methode eignet sich gut zur Einführung neuer Inhalte, wobei Grund- und Basiskenntnisse vermittelt werden können.

Schwierigkeitsgrad:
Die Inhalte sollten selbstständig erarbeitet werden können, wobei die Hilfe des/der Kursleiters/Kursleiterin nicht erforderlich sein sollte, diese/r fungiert hier lediglich als Ansprechpartner im Hintergrund.

Lernstoff:

  • Der Lernstoff sollte in drei bis vier, unabhängig voneinander zu bearbeitende, Teilbereiche untergliedert werden können, um eine sinnvolle Aufteilung der Inhalte und ein autonomes Erarbeiten zu ermöglichen.
  • Auch die Teilgebiete, die vom/von der Lerner/In nicht aktiv bearbeitet wurden, müssen nach Abschluss der Methode verstanden sein.
  • Dies kann z.B. dadurch erreicht werden, dass
    • jeder Teilbereich exemplarisch für die Gesamtproblematik steht,
    •  ein Transfer durchgeführt wird,
    • spezifische Materialien  zu verschiedenen Aspekten eines Sachverhaltes bearbeitet werden,
    • die gleichen Materialien nach unterschiedlichen Perspektiven zu einem Sach­verhalt untersucht werden.
  • Die Materialien sollten so aufbereitet sein, dass die Informationen gut zugänglich sind (z.B. Schaubilder, Tabellen, weniger umfangreiche Texte usw.).

(2) Expertenblätter

Expertenblätter sind Anleitungen, welche das methodische Vorgehen der Lerner vorstrukturieren und die Lerner durch gezielte Fragestellungen zur Lösung führen. Bevor man Expertenblätter für die Gruppen zusammenstellt, sollte man sich vorher überlegen, ob diese  überhaupt nötig und sinnvoll sind oder ob man die Lerner ihren Weg nicht ganz frei und eigenständig konstruieren lassen sollte.
Die Erfahrung zeigt, dass Lerngruppen welche Expertenblätter (vorgefertigte oder besser noch kompetent selbst erstellte) benutzen, in der Regel zielgerichtetere Ergebnisse erreichen. Vor­aussetzung ist jedoch, dass die Expertenblätter genügend Raum für eigene Ideen lassen. Wird die Methode häufig genutzt, dann ist die Anleitung durch das Expertenblatt öfter auch nicht mehr nötig. Das Expertenblatt sollte ein roter Faden sein an dem sich die Lerner orientieren können.
Ob der Einsatz eines Expertenblattes sinnvoll ist und wie umfangreich und präzise es in seinen Anforderungen sein sollte, hängt immer davon ab,

  • wie umfangreich der einzuführende Lernstoff ist,
  • wie groß die Lerngruppe ist,
  • wie alt die Teilnehmer sind und
  • wie viel Vorerfahrung die Gruppe bereits mit alternativen Lernmethoden bzw. speziell der Gruppen- Experten- Rallye gemacht hat.

Wird ein Expertenblatt eingesetzt, sollte dies folgende Informationen beinhalten (siehe Beispiel):

  • Schwerpunkt der Expertengruppe (auf welche Fragen und Probleme soll beim Lesen geachtet werden?)
  • evtl. Kennzeichnung des Materials zwecks Gruppenfindung (z.B. durch Farben),
  • Anleitung,  um  selbstständiges Erarbeiten zu gewährleisten und gleichzeitig genügend Spiel­raum für die Entwicklung eigener Strategien zu lassen,
  • Formulierung des Lernziels, um klar zu machen, worum es geht,
  • Festlegung des Verfahrens (präzise die Erwartungen beschreiben),
  • Bestimmung des Zeitansatzes (für die Vorbereitung in den Expertengruppen und der Zeitansatz zur Vermittlung in der Stammgruppe),
  • je nach Themengebiet und Aufgabenstellung kann das gleiche Expertenblatt in Teilen für alle Gruppen verwendet werden.

(3) Gesamttest vorbereiten

Anhand des Gesamttests kann der/die Kursleiter/In herausfinden und nachvollziehen, ob die Lerner/Innen den Stoff richtig verstanden haben, oder, falls ein Thema komplett selbstständig erarbeitet wurde, ob die Lerner bei ihrer Recherche die wesentlichen Aspekte erfasst haben. Anhand dieser Kontrolle kann er/sie gegebenenfalls Fehler korrigieren oder Lerninhalte ergänzen.
Zu jedem Teilthema sollten folgende Punkte beachtet  werden:

    • mindestens zwei Fragen pro Thema,
    • gleich viele Fragen zu jedem Thema,
    • möglichst gleichschwere Fragen.

(4) Organisatorisches

  • Vor der Durchführung der Rallye hat der Leiter die Aufgabe, möglichst alle organisatorischen Hindernisse zu beseitigen.
Möglicher Aufbau eines Expertenblattes

Expertenblatt für Expertengruppe ___: (Thema)
Kurze Einleitung: ..................................................................................................
Lernziel: ................................................................................................................
                 
Teilziel I: ……………  das zu wissen ist dein erstes Ziel.
Fragen zum Teilziel I:
a) .....?
b) ….?                         }     Diese Fragen helfen dir Teilziel I zu erreichen
c) ….?
Teilziel II: ………… das zu wissen ist dein zweites Ziel.
Fragen zum Teilziel II:
d) …..?
e) …..?                       }     Diese Fragen helfen dir Teilziel II zu erreichen
f) …..?
Materialien: ….. diese Materialien helfen dir bei der Lösung der Fragen
 g) ….
 h) ….                        z.B. konkrete Anschauungsobjekte, Informationsblätter,
 i) ….                        Skizzen, Materialien zum Experimentieren

Vorgehen
Bestimmt ein Mitglied der Gruppe, das auf die Einhaltung der Reihenfolge achtet.
Werdet zu Experten, indem ihr  selbstständig den Lernstoff erarbeitet.
Danach überlegt, wie ihr euer Expertenwissen euren Kollegen/Innen vermitteln könnt.

1. Bearbeitet die Materialien zum Teilziel I!
    Beachtet dabei Folgendes:

  • Ein Mitglied fasst die wichtigsten Inhalte zusammen, die Anderen er­gänzen und stellen Fragen.
  • Nun beantwortet die Fragen zum Teilziel I, wobei zunächst jedes Mitglied eine Frage allein beantwortet, die gegebenenfalls von den anderen ergänzt werden.
  • Bei Unklarheiten, schaut noch mal konkret in den Text.

2.  Bearbeite die Materialien zum Teilziel II!
     Gleiches Vorgehen wie Teilziel I.

3. Als Experte, gehst du nun zurück in deine Stammgruppe gibst dein Wissen an deine 
    Mitlerner/Innen weiter.
    Dabei gehe folgendermaßen vor:

  • Gib dein Lernziel bekannt
  • Nimm deine Notizen zur Hilfe
  • Versuche deine Erklärungen durch Anschauungsmaterial zu unterstreichen
  • Halte deinen Vortrag fei, ohne dich an die vorgegebenen Fragen zu klammern

4. Überprüfe ob deine Mitlerner/Innen dein Expertenthema verstanden haben!

  • Dies könnte z.B. geschehen durch „Fragen ziehen“, die verdeckt auf dem Tisch liegen oder andere Methoden

Konkret bedeutet dies:

  • für genügend Räumlichkeiten zu sorgen, damit nicht alle Gruppen in einem Raum arbeiten müssen und sich gegenseitig behindern,
  • sicherstellen, dass ausreichend Materialien (für Notizen, Präsentation, Veranschau­lichung, Wissens­vermittlung, Experimente usw.) vorhanden sind,
  • genügend Texte und Expertenblätter für die Teilnehmer bereitstellen,
  • als Berater im Hintergrund erreichbar sein, um bei Fragen und Problemen den Gruppenprozess zu unterstützen und
  • den zeitlichen Rahmen für die einzelnen Phasen zu kalkulieren und darauf zu achten, dass dieser auch eingehalten wird.

4.2. Durchführung

(1) Phase I: Einführung in das Verfahren
Vorab ist es sinnvoll, die Methode zu erläutern, insbesondere wenn sie das erste Mal praktiziert wird. Dauer, Ziel, Sinn und organisatorischer Ablauf sind zu klären. Visuali­sierungen von Thema und Teilthemen z.B. Wandtafel, Flipchart usw. können helfen, das Vorgehen genauer zu strukturieren und den Kontext der Themen und der Aufgabenstellungen besser zu erfassen.

(2) Phase II:  Stammgruppenbildung
Bevor sich Expertengruppen bilden, kann es sinnvoll sein, kurz eine Stammgruppenphase stattfinden zu lassen, damit sich die spätere Gruppe, in der die Experten ihr Wissen vermitteln werden, schon kennen lernt. Aus der Stammgruppe heraus werden dann Expertengruppen gebildet. Stamm- und Expertengruppen sollten immer leistungsheterogen zusammengesetzt werden, damit die wechselseitige Hilfe produktiv sein kann (hier reicht das Zulosen von Gruppen meist aus, um diese Verteilung zu erzielen; die Ansammlung von Eliten und Leistungsschwächeren in bestimmten Gruppen hätte für diese Methode allerdings fatale Folgen: Schadenfreude, unterschiedliche Zeit der Erledigung der Aufgaben, verstärkte Hierarchi­sierung auf Grund unterschiedlicher Qualität wären nur einige davon).
Die Anzahl der Gruppen richtet sich nach Gruppengröße und Anzahl der Teilthemen die bearbeitet werden, d.h. die Anzahl der Stammgruppen ergibt sich, wenn man die Gruppengröße durch die Anzahl der Teilthemen dividiert (geht die Gleichung nicht auf, übernehmen zwei Personen ein Expertenthema).


unter

experten

 

 

 

 

 

 

Bei der Aufgabenverteilung sollte folgendes beachtet werden:

  • Die verschiedenen Themenschwerpunkte können noch in den Stammgruppen verteilt werden, so können z.B. farbige Expertengruppenblätter oder nummerierte Blätter gegeben werden, damit sich anschließend die Expertengruppen mehr aus Zufall bilden.
  • Es ist auch denkbar, dass die Stammgruppenmitglieder sich individuell jeweils ein Thema aussuchen.
  • Das erste Lesen erfolgt als Einzelarbeit schon in der Expertengruppe, damit dann dort der Arbeitsprozess beginnen kann.

(3) Phase III:  Expertenrunde
Aus den Stammgruppen geht man in die Expertenrunde. Hier treffen sich die Lerner mit gleichen Teilthemen und werden gemeinsam zu Experten für ihr Thema. Dies geschieht z.B., indem man etwas gemeinsam erarbeitet, erforscht, re­cherchiert und diskutiert. Aber auch die Vorbereitung der späteren Präsentation ist Aufgabe der Expertengruppe. In der Regel gibt es so viele Expertengruppen wie Stoffgebiete. Die Expertengruppen sollten jedoch nicht zu groß sein. Gibt es also z.B.  nur drei Stoffgebiete (bei 24 Lernern hieße das acht Mitglieder pro Expertengruppe), dann sollten diese nochmals in jeweils zwei kleinere (vier Mitglieder pro Gruppe) aufgeteilt werden, so dass es jeweils zwei Expertengruppen zu einem Stoffgebiet gibt. So wird gewährleistet, dass stillere Lerner auch zu Worte kommen.
Die Expertenrunde ergibt sich wie folgt:

  • Anzahl der Expertengruppen = Anzahl der Stoffgebiete.
  • Die Gruppen sollten nicht zu groß sein. Vier Teilnehmer pro Gruppe haben sich als sinnvoll erwiesen. Ab einer Gruppenstärke von acht sollte diese geteilt werden, so dass jeweils zwei Gruppen dasselbe Thema bearbeiten.
  • Folgende Aufgaben sollten während der Expertenrunde erfüllt werden:
    • Bearbeitung und Klärung des Materials
    • à Vorbereitung der Präsentation
    • à der Experte plant, wie er in der Stammgruppe überprüfen kann, ob sein Thema verstanden wurde
  • Damit keine Fehler vermittelt werden, sollte die Lehrkraft auch zwischendurch das Wissen der Experten durch stille Teilnahme am Prozess oder Zwischenfragen überprüfen!

(4) Phase IV: in den Stammgruppen unterrichten
Aus der Expertenrunde gehen die Lerner als Experten ausgebildet in die jeweilige Stammgruppe zurück. Damit die Experten ihr Wissen erfolgreich an ihre Mitlerner weiter­geben können, ist es wichtig

  • die Vorstellung des Stoffes genau zu planen; es ist sinnvoll Visualisierungshilfen zur Verfügung zu stellen,
  • die Präsentation nicht zu lange dauern zu lassen (je nach Klassenstufe 5–15 Minuten),
  • dass die Lerner ihre beiden Aufgaben erfüllen: Expertenwissen zu vermitteln und von anderen Experten zu lernen,
  • der Experte kontrolliert, ob der Stoff von der Stammgruppe verstanden worden ist,
  • allen Phasen sollte gleichwertige Aufmerksamkeit geschenkt werden!


4.3. Auswertung

Die Auswertung kann in sehr unterschiedlichen Formen erfolgen. Dabei muss grundsätzlich unterschieden werden, ob ein Test geschrieben werden soll, was diese Methode im Grunde bisher kennzeichnet, oder ob freiere Formen wie eine gemeinsame Schlussaussprache, Fragerunden, eine spätere Überprüfung durch Klausuren oder mündliche Prüfungen, Berichte oder Protokolle usw. gewählt werden. Es ist zwar richtig, dass insbesondere ein Test für eine kurzfristige Leistungsüberprüfung und dabei auch für besondere Bemühungen der Experten sorgen kann, aber dies sollte nicht zu einem Formalismus führen, der die Stärken dieser Methode nur auf dieses Kontroll-Verfahren beschränkt. Die Methode bietet in der Aus­wertung einen breiten Raum für ein handlungsorientiertes Vorgehen, dessen Viabilität stets neu überprüft werden kann (siehe Reflexion unter Methodeninterdependenz).

Bei der Auswertung haben sich in der Praxis insbesondere Beobachtungsbögen zur genaueren Rückmeldung (Feedback) bewährt. Als Vorschlag im Netz findet sich z.B. http://www.joerg-rudolf.lehrer.belwue.de/diverses/dateien/gruppenpuzzle.pdf

Wenn das klassische Verfahren der Testung benutzt wird, so gibt es z.B. folgende bewährte Möglichkeiten:
Die Auswertung beginnt mit einem ca. 20-minütigen Test. Dieser wird von jedem Lerner alleine geschrieben und nicht benotet. Der Leiter stellt die Aufgaben und kontrolliert die Antworten (ggf. auch durch Überprüfung in Partnerarbeit). Danach erhalten alle Gruppen ein Feedback, welches auch nach Stamm- und Expertengruppen getrennt gegeben werden kann.

Feedback Stammgruppe
Die Ergebnisse müssen eindeutig in einem Punktesystem (z.B. 100 Punkte-System) ermittelt werden (das 100er-System kann auch auf Schulnoten umgerechnet werden). Die Ergebnisse aller Mitglieder einer Stammgruppe werden addiert.
Nach der Regel: x1+x2+x3... : Anzahl der Mitglieder = Durchschnittsleistung der Stammgruppe (entweder im 100er-System oder im Notensystem). Nun lassen sich die Werte der unterschiedlichen Gruppen miteinander vergleichen und in ein Rangverhältnis setzen.

Feedback Expertengruppe
Nun wird die erreichte Punktzahl eines jeden einzelnen Lerners zu den vorhandenen       Teilthemen zusammengezählt und dann durch die Anzahl der Lerner geteilt    (Durch­schnittswert pro Teilthema = in der Regel Durchschnittswert der Experten­gruppen), so dass man die Ergebnisse der Teilthemen miteinander vergleichen kann und eine Aussage darüber gewinnt, welche Expertengruppe ihr Expertenwissen am besten weitergeben konnte. Auch einzelne Fragen aus den Expertenteilthemen ließen sich einzeln in ihrer Punktung nachvollziehen, wenn dies für das Feedback wichtig ist (genauere Beispiele bei Niggli 2000 und unter Gruppen-Wettkampf-Rallye).

Feedback Belohnung
Bei der Gruppen-Experten-Rallye kann man sich im Vorfeld überlegen, ob die    Leistungen der Lerner durch eine Belohnung gewürdigt werden sollen. Dies kann den   Ansporn zur Aufgabenbewältigung erhöhen. Es sollte aber darauf geachtet werden, Belohnungen nicht zu sehr an äußerliche oder materielle Dinge zu heften, sondern sinnvoll mit der Lerngruppe zusammen auszuwählen und zu bestimmen.
Was ist sinnvoll? Wenig sinnvoll ist es, Lernleistungen überwiegend an äußere Anreize zu heften, da dabei die innere Einstellung zum Lernen zu stark von außen kontrolliert wird. Fallen äußere Anreize weg, dann wird auch das Lernen schnell eingestellt. Günstiger sind eine innere Motivation und deren Stärkung. Das aber ist in einer Kultur, die sehr auf äußere Erfolge setzt, kein leichtes Ziel. Hier hilft es weiter, dieses Thema mit den Lernern zu diskutieren und Lösungen gemeinsam aufzuspüren, die viabel sein können. Der Lehrende allein kann dies aus seiner Sicht kaum mit Erfolg für seine Lerngruppe entscheiden.
ädagogen eine Variante ausgedacht, die sich bewährt hat. Sie besteht aus einem Zertifikat, welches die Lerner nach dem Test erhalten. Das Zertifikat dient gleichzeitig dazu, gesammelte Bonuspunkte, die aus den Testresultaten errechnet werden, festzuhalten, um somit möglicherweise die eigenen Resultate zu verbessern.
Dabei kann jeweils für jedes Mitglied von Stamm- oder Expertengruppen ein eigenes Zertifikat mit dem jeweiligen Gruppenergebnis ausgestellt werden.
Ein Beispiel für ein solches Zertifikat könnte so aussehen (vgl. Niggli, A., 2000, 248):

 

 

Gruppenzertifikat

Für die Gruppe
                      _________________________________

Teilnehmern/Innen

                       __________________________________
                       __________________________________
                       __________________________________
                       __________________________________

Es wurde ein Gesamtwert erreicht, der zwischen ___ und ___ Punkten liegt.
Somit erhalten die Mitglieder einen Bonus von insgesamt

_____Punkten

in der individuellen Schlussprüfung

 

        Datum                                                   Unterschrift der Lehrperson
     
_____________                                            _______________________

Die Bonuspunkte werden für jede Gruppe (Stamm-, Expertengruppe) extra errechnet. Beides basiert auf einer Intervallskala, die für beide Gruppenarten jeweils festgelegt wird. Für Stammgruppen werden die Bonuspunkte z.B. folgendermaßen errechnet: Die einzelnen Ergebnisse der Mitglieder einer Stammgruppe werden addiert und der Durchschnitt wird errechnet. Das Ergebnis wir mit der Intervallskala verglichen. Nun wird die erreichte Bonuspunktzahl in die einzelnen Zertifikate eingetragen. Beispiel für eine Intervallskala der Stammgruppe:

Mittelwertintervalle

Bonus

         25 bis 30 Punkte

                         3 Punkte

         20 bis 25 Punkte

                         2 Punkte

         17 bis 20 Punkte

                         1 Punkt

 Beispiel für eine Stammgruppe
Teilnehmerin A  erreicht       27 Punkte
Teilnehmer    B erreicht        25 Punkte
Teilnehmer C erreicht           15 Punkte
Teilnehmerin D erreicht        17 Punkte
Gesamtpunktzahl                   84 Punkte
Mittelwert:    84: 4                 21 Punkte

 

Diese Gruppe erhält 2 Bonuspunkte

                                                                                                              (Vgl. Niggli 2000, 250)

Für die Punktverteilung in den Expertengruppen addiert man die Ergebnisse aller Kursteilnehmer zu den jeweiligen Expertenfragen. Wurden beispielsweise zwei Fragen pro Expertenthema gestellt, zählt man die Ergebnisse des Kurses zu den beiden Fragenzusammen und errechnet den Durchschnitt. Nun wird das Ergebnis ebenfalls mit der dafür festgelegten Intervallskala verglichen und die Bonuspunkte in die Zertifikate der Expertengruppen­mitglieder eingetragen.
Bei der Auswertung für die Expertengruppe ist es sinnvoll, die einzelnen Ergebnisse der Teil­nehmer so zu veröffentlichen, dass ein möglicher Sündenbockeffekt innerhalb der Expertengruppe vermieden wird. Gleichwohl ist ein Feedback notwendig.
           
Beispiel für eine Intervallskala der Expertengruppe
            Bei einer Prüfung mit zwei Fragen pro Teilthema mit max. 3 Punkten
            Frage 1: maximal: 3 Punkte
            Frage 2: maximal: 3 Punkte

Durchschnittsintervalle

 Bonuspunkte

2,5 bis 1,0

3 Punkte

3,5 bis 2,5

2 Punkte

4,5 bis 3,5

1 Punkt

Summe der Punkte die 24 Lernende zu Frage 1 erreicht haben
Summe der Punkte die 24 Lernende zu Frage 2 erreicht haben

Gesamtsumme

58 Punkte

51 Punkte
__________

109 Punkte

 

Mittelwert: 109:24=4,5

è Gruppe erhält
 1 Bonuspunkt

           
Nun besitzen die Lerner zwei Zertifikate deren Punkte zum Gesamttest dazu addiert werden, wodurch sich die Ergebnisse der Einzelnen verbessern.
Die durch Zertifikate vergebene Summe der Bonuspunkte sollte jedoch nicht mehr als zehn Prozent der Gesamtpunktzahl ausmachen, um eine Unverhältnismäßigkeit zu vermeiden.

Zur Notenproblematik:
Besonders im englischsprachigen Raum, in dem das Lernen in vielen Ländern oft mit Wettkampf und Spiel verbunden wird, hat die Methode in Kombination mit Tests und Gruppen­noten als auch Gruppenbelohnungen längst nicht den Beigeschmack, den sie im deutschsprachigen Raum, der stärker Individualismus und Individualnoten propagiert, leicht bekommt. Von deutschen Lehrenden wird oft argumentiert, dass solche Gruppenverfahren nicht geeignet seien, weil die Individualleistung durch die Gruppe verfälscht wird. Dies ist richtig, aber das Problem besteht gar nicht in dieser Verfälschung. In der heutigen Berufswelt wie im Lebensalltag hat der Einzelkämpfer und haben Individualnoten längst ihre früher dominante Rolle eingebüßt. Hier ist es wichtiger, in einem Team alle Ressourcen zu nutzen und jedes Team ist nur so stark, wie alle seine Mitglieder sein können. Insoweit ist es für das Teamlernen wichtig, schon möglichst früh zu begreifen, dass ich anderen helfen muss und mich bei der Hilfe von anderen zugleich anstrengen muss, das Gruppenergebnis positiv mit zu gestalten.
Gelingt es Lehrenden und Lernenden dabei eine Atmosphäre wechselseitiger Achtung und Anerkennung zu erreichen, dann kann auch ein negatives Feedback bei einer Leistung produktiv werden, wenn das Feedback z.B. an einen Experten, der sein Wissen nicht richtig vermittelt hat, zugleich Lösungen und Vereinbarungen (mit Kontrollen siehe Evaluation) enthält, wie er sich tatsächlich verbessern kann.