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Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser?

Studie zur Bedeutung von Vertrauen für wissenschaftliche Karrieren

BMBF fördert Kölner SoziologInnen

 

Lehrevaluationen durchführen, Drittmittel einwerben und Berufungskriterien erfüllen – junge WissenschaftlerInnen sind dem ständigen Druck ausgesetzt, sich beweisen zu müssen. Welche Rolle Vertrauen dabei spielt, wollen Kölner Soziologen und Soziologinnen um Professorin Dr. Julia Reuter und Oliver Berli, UzK-Institut für Vergleichende Bildungsforschung und Sozialwissenschaften, gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen von der Ruhr Universität Bochum herausfinden. Der Forschungsverbund „Vertrauen und wissenschaftlicher Nachwuchs (VWiN)“ wird mit 500.000 Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) betonte bereits 2002, dass Vertrauensbildung in und von Gesellschaft und Staat „ein entscheidender Erfolgsfaktor für die zukünftige Hochschulentwicklung in Deutschland“ sei. Wie aber stellen Hochschulen das Vertrauen ihres Personals, aber auch der Gesellschaft in die Wissenschaft, in wissenschaftliche Abschlüsse und Leistungen sicher? Welche Kontroll- und Garantiemechanismen für die eigene Vertrauenswürdigkeit halten sie vor? Und wie gehen sie mit dem Vertrauen und Misstrauen des eigenen Personals, insbesondere des wissenschaftlichen Nachwuchses um? Um der Bedeutung von Vertrauen in den Karriereverläufen von wissenschaftlichem Nachwuchs auf den Grund zu gehen, befragen Julia Reuter, Oliver Berli und ihre Bochumer Kollegen und Kolleginnen Promovierende, Postdoktoranden und Postdoktorandinnen und Juniorprofessoren und -professorinnen unterschiedlicher Fächergruppen. Zusätzlich sprechen sie mit Experten aus der Nachwuchsförderung.

Die Tatsache, dass stabile Vertrauenserwartungen und -beziehungen Beschäftigungsunsicherheiten kompensieren können und sich positiv auf die Leistungsbereitschaft und Motivation der Beschäftigten auswirken, ist in der Arbeits- und Managementforschung hinlänglich bekannt. Wie sich Vertrauenserwartungen und -beziehungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs darstellen, der bekanntermaßen mit langen Qualifizierungsphasen und begrenzter Selbständigkeit in zumeist abhängiger Stellung leben muss, ist bislang noch nicht beforscht worden. Die Studie versteht sich daher auch als Grundlagenforschung für den deutschsprachigen Raum. Schließlich geht es über die konkrete Erforschung von Formen und Konstellationen von Vertrauen im Hochschulkontext hinaus auch um die Frage nach der gesellschaftlichen Funktion von Vertrauen unter Bedingungen des wissensbasierten Wandels von Qualifikation, Bildung und Arbeit insgesamt.

Das Projekt will neben dem Ausbau der Datengrundlagen einer nationalen Hochschul- und Bildungsberichterstattung zum wissenschaftlichen Nachwuchs am Ende der dreijährigen Projektlaufzeit auch konkrete Vorschläge machen für eine verbesserte Nachwuchsförderung und -betreuung. Auch wenn das Projekt gerade erst gestartet ist, könnte ein Ergebnis der Forschung vermutlich sein, dass am Ende nicht der Satz gilt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, sondern dass Arbeitsorganisationen wie Hochschulen eher beherzigen sollten, dass Kontrolle gut, aber womöglich Vertrauen besser ist!

Bei Rückfragen:     
Professor Julia Reuter
0221/470-4744
j.reuter@uni-koeln.de
    
Oliver Berli, M.A.
0221/470-7349
oberli@uni-koeln.de