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BEMERKUNGEN ZUR BESTIMMUNG DES GEGENSTANDES | |
Abgrenzung | Auch wenn es in den Geschichtswissenschaften nicht -
wie etwa in den Philologien oder der Musikwissenschaft - eine eigenständige Editionswissenschaft
gibt, gehören Fragen der Quellenerschließung und der Editionstechnik doch zum
erweiterten Kanon der Historischen Hilfswissenschaften. Mit dem Übergang zu einer digitalen Informations- und Kommunikationskultur vollzieht sich auch im Bereich der historischen Editionstechniken ein grundlegender Wandel. Dieser bezieht sich nicht nur auf die Form der Publikation historischer Quellen, sondern auf alle Bereiche der Quellenkritik und Quellenerschließung. Die - vor allem durch neue Möglichkeiten bedingten - Veränderungen betreffen z.B.:
Damit sind nicht nur grundlegende theoretische und methodologische Fragen neu zu
beantworten, sondern auch der Gehalt des Begriffes Edition und seine Position im
geisteswissenschaftlichen Fächerkanon neu zu bestimmen. Diese Definition deckt sich auch mit den bisherigen gedruckten Editionen. Der
Unterschied besteht zunächst in der veränderten Publikationsform (nämlich in digitalen
Medien), womit auch eine notwendige Bedingung für digitale Editionen gegeben wäre.
Wichtiger ist aber der grundsätzliche Unterschied in der potentiellen
Informationsstruktur gedruckter und digitaler Editionen, womit ich als hinreichende
Bedingung für digitale Editionen formulieren würde, daß solche "digitalen
Editionen sich nicht ohne wesentliche Informations- und Funktionalitätsverluste in
gedruckte Editionen überführen lassen". Andererseits ist es notwendig, den Blick auch für andere Fachrichtungen und Berufsfelder zu öffnen, die wegen ähnlicher Entwicklungen in ihrem Bereich wichtige Beiträge auch für die Editionstheorie in den historischen Fächern liefern können. Dies betrifft vor allem die philologischen Fächer, aber auch die Bibliothekare, Archivare und Dokumentare, die in ihren Aufgabenfeldern Veränderungen ihrer Erschließungsmethoden erkennen lassen, die zu Überschneidungen mit den Vorgehensweisen bei geschichtswissenschaftlichen Quellenerschließungen führen. Ob ein bestimmtes Projekt, ein Text oder eine andere "Datenquelle" in dieser Sektion der Virtuell Library referenziert wird, hängt folglich nicht davon ab, welchem Fachbereich es entspringt, sondern davon, ob es einen Beitrag zur Entwicklung von Theorie und Methodologie auch der historischen Editionstechnik im digitalen Zeitalter leisten kann. Je weniger historische Beiträge es am Anfang dieser Entwicklung noch gibt, umso offener muß der Blick auf scheinbar fachfremde Quellen sein. Je weiter die Ausbildung einer eigenen Editionsmethodik fortschreitet, umso mehr wird man sich in Zukunft auf originär geschichtswissenschaftliche Beiträge konzentrieren können. |
Zurück zur Überblicksseite | Patrick Sahle, 10.Januar 2000 |