Erfahrungsberichte und Reflexionen von älteren Studierenden

 

Erika Lüdicke

 

Mein Name ist Erika Lüdicke. Ich bin 77 Jahre alt und seit dem Wintersemester 1983/84 studiere ich an der Universität zu Köln.

Mich interessiert im weitesten Sinn ‚Kulturgeschichte’: also Literatur, Kunstgeschichte, Musikgeschichte, Philosophiegeschichte und auch Psychologie.

In letzter Zeit beschäftigen mich zwei Themen mehr und mehr: das Altern des Menschen (Was passiert da mit uns? Was kann man tun?) und die Frage, wie das Gehirn arbeitet (Wie und wo entstehen Gefühle? Wie kann man sie beeinflussen?).

Meine Motivation:

Meine Motivation ist die Suche nach Erkenntnis -- nach Goethe: Ich möchte wissen, "was die Welt im Innersten zusammenhält". Zur Motivation zählt auch ein Stückchen Neid auf die später Geborenen: Heute ist es ja für viele eine Selbstverständlichkeit, Gymnasium und Uni zur Verfügung zu haben. Ich durfte damals, in den 30er Jahren, nicht aufs Gymnasium, aber das Gefühl der Benachteiligung ist jetzt vorbei.

Über Schwierigkeiten:

Am Anfang (1983/84) war die Orientierung sehr schwierig, auch das unbehagliche Gefühl: ich darf eigentlich gar nicht rein... und später dann auch die Beobachtung: wir suchen nach Erkenntnis und ertrinken in Informationen.

Das Klima an der Universität ist jedoch viel lockerer, als man am Anfang befürchtet. Ein Beispiel: Die jüngeren Studenten wandern in den ersten beiden Wochen von Vorlesung zu Vorlesung, um sich gezielt für das Wichtigste entscheiden zu können. Dieses Recht haben auch wir. Auch wir müssen uns nicht schon vor Beginn des Semesters endgültig festlegen, welche Vorlesung wir besuchen wollen. Besonders seit es den Verein zur Förderung des Gasthörer- und Seniorenstudiums gibt, wo sich Gleichgesinnte unseres Alters zusammenfinden, gibt es ein gutes Lebensgefühl.

Das Studieren ist ein prima Gedächtnistraining, ein Training in sozialem Verhalten, ein wundersames Naturheilmittel gegen Vereinsamung, Vertrocknung und Verhärtung!

   

 

letzte Aktualisierung: Mittwoch, 20. April 2005

Prof. Dr. H. Meyer-Wolters / Miriam Haller