Das Ziel der Untersuchungen ist die Rekonstruktion der
Landschaftsentwicklung des Kaokolandes seit dem Spätglazial unter
besonderer Berücksichtigung des Reliefs. Basierend auf der Gliederung
der Region in naturräumliche Einheiten sollen natürlicher und
anthropogen verursachter Landschaftswandel beschrieben werden. Ein Schwerpunkt
der Arbeiten liegt auf den Prozessen der Bodenerosion. Sie ist eine Folge
der Vegetationszerstörung durch Beweidung seit dem Beginn der pastoral-nomadischen
Landnutzung. Ferner wird durch multitemporale Betrachtung der Wandel
von der Natur- zur Kulturlandschaft bis hin zu technologischen Eingriffen
(Straßenbau, Minenbetrieb) beschrieben.
Durch die Erfassung des Landschaftsgefüges und der Klimafluktuationen
während des Holozäns werden Gunsträume für die pastoral-nomadische
Bevölkerung definiert. Weiterhin stellen Ergänzungsräume
in Trockenzeiten räumlich und zeitlich variable Weidegründe
dar.
Dieses Verteilungsmuster kann mögliche Siedlungs- und Weidegebiete
ausweisen sowie Leitlinien für die Verbreitung wirtschaftlicher
Innovationen aufzeigen.
In Verbindung mit Forschungsprojekten zur Entwicklung der Kontinentalen
Randabdachung (E. Brunotte & J. Spönemann) sowie zur Reliefentwicklung
des nord-namibischen Anorthositkomplexes (H. Sander), die beide außerhalb
des Sonderforschungsbereiches angesiedelt sind, entsteht unter besonderer
Berücksichtigung der Morphologie und Landschaftsgenese eine flächendeckende
und umfassende Beschreibung des Kaokolandes einschließlich einer
geomorphologischen Übersichtskarte.
Methoden
Neben den klassischen morphographisch-morphometrischen Feldmethoden
(Geländebeobachtung, Kartierung, Vermessung und Probenentnahme)
werden Methoden der Fernerkundung (Luftbildauswertung und Satellitenbildinterpretation),
der Datierung (Thermolumineszenz, optisch stimulierte Lumineszenz) sowie
Laboranalysen (Mikromorphologie, Röntgendiffraktometrie, Granulometrie
etc.) angewendet.
Phase 1 des Projektes (1995-1998)
Die Geländearbeit der ersten Phase wurde von E. Brunotte und
H. Sander unter Mitarbeit von Studenten durchgeführt. Die räumlichen
und thematischen Schwerpunkte lagen in:
- der Untersuchung der naturräumlichen
Einheiten auf der Basis der Ausweisung von Reliefeinheiten, Schuttdecken
und Böden (entlang
von Transekten zwischen der Namib und dem Ovamboland),
- der Untersuchung
der Auswirkungen von langanhaltender pastoral-nomadischer Nutzung in
mit lößartigen Sedimenten gefüllten Becken
des zentralen Kaokolandes (Opuwo, Omungunda),
- der detaillierten Untersuchung
der Auen und ihrer feinen Sedimente des Kunenetales als möglicher
Siedlungsleitlinie und
- der Untersuchung der Beziehung zwischen Übernutzung,
Landdegradation und dem Wandel der Landnutzung in Omuhonga (nördliches
Kaokoland), in enger Zusammenarbeit mit Botanikern und Ethnologen.
Phase 2 und 3 des Projektes (1998-2004)
In Weiterführung der Ziele der ersten Phase konzentrierten sich
die Untersuchungen der 2. und dritten Phase auf die Rückzugs- und
Ergänzungsräume. Einen Schwerpunkt stellt der Aspekt der ‚Shifting
Desert Margins’ dar.
- Kerstin Hartmann bearbeitet den Namibrand im nördlichen
Kaokoland einschließlich Marienflusstal und Hartmannstal,
- Oliver
Bödeker untersucht nördlich des Hoanib im Abschnitt
Sesfontein, Puros, Amspoort die Relief- und Landschaftsentwicklung. Ende
2004 schloss er diese Untersuchungen mit der Dissertation „Sedimentologische
und geochronologische Untersuchungen zur jungquartären Klima- und
Reliefgeschichte im südlichen Kaokoland (NW-Namibia)“ ab.
- Die Arbeiten zu Kolluvien und Böden der Landschaften des Kaokolandes
werden von Ernst Brunotte (mit Diplomanden) weitergeführt.
Phase 4 des Projektes (2005)
Kerstin Hartmann schließt ihre Dissertation mit dem Thema „Geomorphologisch-landschaftsgenetische
Untersuchungen am Ostsaum der Namib im nordwestlichen Kaokoland (Hartmannstal
und Marienflusstal, Namibia)“ ab. |