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Dr. Susanne Dietz
Proseminar (4093) - "Emotionen"   2 St. Mo 12-14 in S 85
Proseminar (4094) - Übungen   2 St. Mo 14-16 in S 85
Sprechstunde - Mo 16-18 im Institut

17.01.2000     Emotionen und Lernen


Lernen ist Wissensaufbau. Gesamtpersonale Aktivität, die durch viele damit zusammenhängende Prozesse beeinflußt wird: motivationale, volitionale (=willentliche) Prozesse, Kontroll-, Bewertungs-, Regulationsprozesse, Einstellungsbildungen, affektive Anteile, Evaluationen durch Lehrer (Steiner, 1996).

Die Lerntheorie an sich gibt es nicht.

Es gibt derer viele: behavioristische Lerntheorien (Pawlow, Watson, Skinner), (sozial-)kognitivistische Lerntheorien (Bandura) (alles in Lefrancois).

Nach Prystav (in Krohne, 1985 S. 25) muß jedwede Leistungssituation unter dem phasenspezifischen Aspekt betrachtet werden. Alle institutionalisierten Leistungsprüfungen, und damit auch die des universitären Kontextes, beinhalten eine Vorbereitungsphase und eine Konfrontationsphase (Krohne 1985, S. 32).
In der Vorbereitungsphase kommt es darauf an, Wissen, Kenntnisse und Fähigkeiten zu erwerben und sich emotional (Worry/Emotionality) und motivational (Heckhausen, 1977, 1982) vorzubereiten.
Heckhausen (in Krohne s. 32) unterscheidet zwischen einem Motivationsprozess vor und nach einer Leistungssituation und einem Motivationszustand während dieser Situation.
Für diesen werden neben den generellen Variablen `Erfolgszuversichtlichkeit´ und `Mißerfolgsängstlichkeit´ je drei kognitive Komponenten (Inkompetenzerleben, negative Selbstbewertung, Mißerfolgserwartung) und drei affektive Komponenten (Aufgeregtheit, Überforderungsgefühle, und mangelnde Reaktionskontrolle) postuliert.
In der Konfrontations- beziehungsweise der Prüfungsphase, steht die Reproduktion und die Aktualisierung der erworbenen Kenntnisse im Vordergrund. Diese Phase beinhaltet folgende Faktoren: Angst- und Erregungskontrolle, Aufmerksamkeitsfokussierung, Vermeidung aufgabenirrelevanter Kognitionen, Kausalattribuierungen und Kontrollüberzeugungen, sowie Diskrepanzen zwischen Handlungs- und Ergebniserwartungen.

Lernarten/Denkstilhypothese

  1. Eine Lernart besteht in "blinder" Anstrengung zum Auswendiglernen und damit dem Bestreben, sich selbst mit Fakten und Begriffen aufzufüllen. Der Lernende richtet dabei seine Aufmerksamkeit auf den zu bearbeitenden Text selbst, und nicht auf mögliche kritisierbare Stellen. Er versucht nicht, den Text zu verstehen, sondern lernt ihn auswendig. Das Ziel solchen Lernens besteht lediglich in der Reproduktion des Textes. Man spricht hier von "surface-level-approach". Kennzeichnend für diese Lernart sind u.a. Wiederholungsstrategien.
  2. Bei dieser zweiten Lernart bemüht sich der Studierende um die Botschaft des Textes, indem er stark elaborativ arbeitet. Das bedeutet, er verbindet Teilaspekte des Textes, sucht nach verwandten Strukturen aus anderen Texten, hinterfragt kritisch, setzt logische Schlußfolgerungen ein und schafft auf diese Art neues, umfassender vernetztes Wissen. Die Autoren sprechen hier von "deep-level-approach". Kennzeichnend für diese Lernart sind Elaborationsstrategien.
  1. Motivation wird als (positiver oder negativer) Anreiz definiert (Bindra, 1969).
  2. Motivation wird als Lust/Unlust-Gefühl verstanden (McClelland, 1951). Annäherung und Vermeidung wären die Folge.
  3. Motivation wird als 1. verhaltenssteuernder (selektiver) 2. aktivierender (energetisierender) Trieb verstanden (Hull, 1951).
Pekrun (1996): Motivation sind alle (deklarativen) Wünsche und Absichten zu bestimmten Handlungen, sowie (prozedurale) Aktivierungen von Verhaltensprogrammen. Lernmotivation definiert sich demnach als diejenige Motivation, deren Ziel subjektiv im Lernen liegt. (um des Lernens Willen oder ob der Folgen).

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Prenzel (1996, S. 14) versteht unter Motivation allgemein Anstrengungsbereitschaft. Er unterscheidet verschiedene (Lern-) Motivationstypen:

Im Idealfalle sollten StudentInnen selbstbestimmt und intrinsisch-interessiert motiviert lernen.
Studentisches Lernen sollte sich mit der Zeit dadurch auszeichnen, daß Lernen gelernt wurde. Unter Lernen lernen versteht Weinert (1997, s.300) den Erwerb unterschiedlicher Regeln und Strategien des Lernen, die in enger Verbindung mit inhaltlichem Wissen aufgebaut, eingeübt und bewußt gemacht werden, so ist damit eine effektive Förderung kognitiver und metakognitiver Kompetenzen verbunden, die zu einer Verbesserung der individuellen Voraussetzungen für die Lösung mehr oder minder ähnlicher Aufgaben führt.
Bereichsspezifisches Vorwissen und Denken sind die wesentlichen Komponenten des produktiven Lernens. Beim Studieren geht´s also um das kritische Nachdenken über das Lernmaterial.

Bedingungen für selbstbestimmt motiviertes und interessiertes Lernen (Prenzel, 1996):
  • Ausmaß, in den sich die Person in ihrem Bestreben als autonom unterstützt erlebt (selbstbestimmtes Lernen).
  • Ausmaß, in den sich die Person in ihrem Bestreben als Kompetenzunterstützt erlebt (Rückmeldung).
  • Ausmaß, in den sich die Person als sozial eingebunden erlebt (Umfeldbedingungen: kollegialer Umgang, akzeptierter Partner, Teilnehmer nett).
  • Wahrgenommenes Interesse des Lehrenden (Interesse kann anstecken).
  • wahrgenommene inhaltliche Relevanz des Lehrstoffes (Anwendung und Nutzung erfahrbar machen).
  • Wahrgenommene Instruktionsqualität (Übersichtlichkeit, Klarheit, Anschaulichkeit).

Emotionen (und Motivation) werden von vorauslaufenden Prozessen ausgelöst. Dabei handelt es sich um situations-, selbst-, handlungs-, und gegenstandsbezogene Kognitionen. Wichtig sind hier nach Pekrun (1996) unter anderem:

"Sie entstehen durch:
a) Situationswahrnehmungen und
b) zugeordnete Überzeugungssysteme (Selbstkonzepte, Erwartungsüberzeugungen, überdauernde Interessen).
Bei habitualisierten Emotions- und Motivationsformen können solche kognitiven Motivationsprozesse übersprungen werden. Gefühle, Wünsche und Absichten können in solchen Fällen direkt durch die Situationswahrnehmung ausgelöst werden." (Pekrun, 1996, S. 156)

Der Zusammenhang zw. Emotionen und Lernen entwickelt sich in den Diskussionen.

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