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Dr. Susanne Dietz
Proseminar (4093) - "Emotionen"   2 St. Mo 12-14 in S 85
Proseminar (4094) - Übungen   2 St. Mo 14-16 in S 85
Sprechstunde - Mo 16-18 im Institut

20.12.1999     Emotionen und Selbstkonzept


...nach Epstein

Assimilation = Anpassung. Der Anpassungsgrad hängt ab von der Angemessenheit der (Selbst)Theorie.

Nach Epstein entsteht Angst, wenn eine Selbsttheorie ihre Funktionen nicht mehr erfüllen kann und ergo unter Druck gerät. Ist dieser Druck groß genug, so wird die Selbsttheorie desorganisiert. Diese Desorganisation stellt einen natürlichen Adaptationsprozess dar.Generell können bedrohliche Ereignisse assimiliert oder abgewehrt werden. Die allgemeinste Form der Verteidigung gegen Desorganisation ist die Einengung des Selbstsystems (Verleugnung, Ignoranz).
Bei hoher Angstintensität infolge hohen Drucks kommt ein Wachstumsrückzug des Selbstkonzeptes zustande.
Eine Bestätigung der Selbsttheorie führt hingegen zu vermehrter Offenheit gegenüber neuen Erfahrungen, zu positiven Affekten.

Die Selbsttheorie ist unmittelbar mit Emotionen verknüpft, da es um die Aufrechterhaltung der Lust-Unlust-Balance geht. Wenn die Selbsttheorie im Zuge der Assimilation neuer Informationen ausgeweitet wird, oder zur Lösung innerer Konflikte beiträgt, hat dies positive Emotionen zur Folge. Diese wiederum tragen zur Anpassung bei Integrationsprozessen und Differenzierungsprozessen des konzeptuellen Systems bei, bzw. setzen sie in Gang.

Negative Emotionen entstehen, wenn die Selbsttheorie die Assimilation neuer Informationen oder den Erhalt interner Konsistenzen nicht leistet. Dies bedeutet z.B. Unsicherheit bezüglich der Kontrollierbarkeit von Ereignissen (Unvorhersagbarkeit).

Da die Un-/Fähigkeit zur Assimilation jeweils von gegensätzlichen Emotionen begleitet wird, ist die Person zwangsläufig einem Wachstumskonflikt ausgesetzt. Erst wenn die Assimilation gelingt, können positive Emotionen erfahren werden. Vorher entstehen durch neue Erfahrungen oder Aspekte eher negative Emotionen. Nach Epstein werden Emotionen immer dann evoziert, wenn ein für die individuelle Selbsttheorie bedeutsames Ereignis eintritt. Emotionen sind demnach Hinweise auf implizite Postulate (z.B. Intelligenz).
Also: Wenn jemand mich für beschränkt hält, werde ich wütend. Ergo ist Intelligenz im Rahmen meiner Selbsttheorie recht wichtig (ein Postulat höhrerer Ordnung).

Grundsätzlich: Hinter jeder Emotion stehen Kognitionen. Emotionen entstehen durch Interpretationen. Allerdings liefern sie auch Rahmen von Interpretationen.

Affektregulation
Tendenz zur Selbstkonsistenz:
Personen sollen generell bestrebt sein, das vorhandene Selbstkonzept beizubehalten, auch dann, wenn dies mit einer negativen Selbstbewertung verbunden ist. Informationen, die dem Selbstkonzept widersprechen, werden als bedrohlich wahrgenommen, weil sie die Stabilität und die Sicherheit der bestehenden Selbstwahrnehmung gefährden. Es werden also selektiv selbstkonsistente Informatio-nen wahrgenommen und integriert, affektive Zustände werden reguliert und entsprechende motivati-onale Anreize für das Verhalten bereitgestellt.

Tendenz zur Selbstwerterhöhung:
Personen sind motiviert, eine positiven affektiven Zustand hinsichtlich des Selbst herzustellen und zu bewahren, oder sogar - je nach situativem Kontext - zu erhöhen. Beispielsweise indem eine Person leichte Vergleichsbereiche heranzieht, bei denen sie am ehesten positiv abschneidet.

Es läßt sich tendenziell annehmen, daß Personen - solange keine direkten Herausforderungen oder Bedrohungen für das Selbstkonzept bestehen - eher zu einer Selbstwerterhöhung neigen. Wird das Selbstkonzept hingegen durch Rückmeldungen in Frage gestellt und bedroht, so besteht die Tendenz, das eigene Selbstkonzept zu schützen und selbstkonsistente Informationen bevorzugt zu verarbeiten.

Selbstaufmerksamkeit ist ein Zustand, bei dem die Person als "Objekt" im Mittelpunkt der Aufmerk-samkeit steht. Die Aufmerksamkeit kann sich dabei auf verschiedene Aspekte der Person richten (Selbsteinschätzungen, Standards, Ziele, die eigene Stimmung). Erhöhte Selbstaufmerksamkeit muss nicht immer aversiv sein. Sie könnte - nach positiven Ereignissen - zu einer Intensivierung positiver Affekte führen.

Ängstlichkeit als bereichsspezifisches Selbstschema

Informationen werden von ängstlichen Personen eher oberflächlich und weniger elaboriert verarbei-tet. Gelegentlich werden sogar negative Effekte zwischen Ängstlichkeit (Testangst) und den Erinne-rungsleistungen berichtet (Mittag, 1992, S. 62). Aufgabenirrelevante und selbstbezogene Kognitionen herrschen vor, die zu einer Reduktion der Verarbeitungskapazität des Arbeitsgedächtnissen führen sollen. Dies weist darauf hin, daß selbst- und angstbezogene Gedächtnisstrukturen bei ängstlichen Personen besonders leicht zu aktivieren sind.

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