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Darstellung des multimedialen Lernprogramms
CoS - Codierung orthographischer Schwierigkeiten
(Beitrag zum Sammelband "Rektoratskolloquium")

"CoS" ist ein gedächtnispsychologisch optimiertes multimediales Programm zum Erlernen einer Lesekompetenz und zur Förderung der autonomen Lernkompetenz.

Es ist auf das Erlernen schwieriger Wörter und auf die Ausbildung einer effektiven Lesestrategie ausgerichtet. Die Auswahl der Wörter ist vorgegeben, kann aber von jedem Lehrer oder Lerner über eine Eingabemaske verändert werden. Ausgehend von einem empirisch gestützten Prozeßmodell zum Erlernen der Orthografie während des Leseprozesses wurden verschiedene produktive Lernprozesse identifiziert und "CoS" als Übungsprogramm entworfen, um diese auzulösen und schließlich zu automatisieren.

Es wird davon ausgegangen, daß die ausgebildeten Prozesse von einer Sprache auf eine andere transferierbar sind.

Der wichtigste der Prozesse ist die Konstruktion einer prägnanten Visualisierung. Durch eine zahlenmäßige Kodierung des zu lernenden Wortes ist die Konstruktion eines klaren Vorstellungsbildes des Wortes leichter und schneller möglich. Die klare Visualisierung gelangt schließlich ohne Zahlenkodierung ins Langzeitgedächtnis.

Ein weiterer wichtiger Prozeß ist der Inferenzprozeß. Die Kodierung ermöglicht diesen Schlußprozeß, ist also Mittel zum Zweck,

z.B. Detail kann gegliedert werden in De - tail, die Zahlenkodierung ist dann 2 - 4, also wird es nicht mit Doppel-l geschrieben.

Wenn dieser Schlußprozeß vollzogen ist, kann die Kodierung im Prinzip vergessen werden:

Das Gerüst kann abgebaut werden, wenn die Konstruktion steht.

Man sieht es und man weiß es auch.

Eine weitere Grundlage des Programms ist die kognitionspsychologische Erkenntnis, daß die begleitenden Lernhilfen mit der Zeit überflüssig werden, da der Lerner sie nach und nach verinnerlicht. "CoS" ist deshalb nach dem Fading-Prinzip aufgebaut, so daß dieser natürliche Prozeß unterstützt wird, indem die Lernhilfen schrittweise zurückgenommen werden.

Das gesamte Programm ist in drei Teilprogramme unterteilt, und zwar in Haupt-, Fading- und Autoprogramm. Jedes dieser Teilprogramme ist durch unterschiedliche multimediale Untereinheiten zur Ausbildung, Vertiefung und Vernetzung von Gedächtnisspuren gekennzeichnet.

Inhalt des Hauptprogramms sind je 48 Wörter in den Kategorien leicht, mittelschwer, schwer, die wiederum jeweils in 12er Einheiten bearbeitet werden können. Die einzelnen Prozesse der Lernstrategie

können mit diesen 12er Wortpaketen nacheinander durchgeführt werden.

Zu Beginn erscheinen zu den kreisförmig angeordneten Umschreibungen oder Übersetzungen der Wörter nacheinander im Uhrzeigersinn die Wörter mit der farbigen Markierung der kritischen Stelle. Im nächsten Schritt werden die Wörter gegliedert gesprochen und danach farbig gegliedert auch gezeigt mit der Aufforderung gegliedert nachzusprechen. Der nächste Schritt ist die Übersetzung der Gliederungsblöcke in Zahlenkodierungen. Im letzten Schritt wird dann überprüft, ob die Wörter gegliedert im Langzeitgedächtnis des Lerners repräsentiert sind, indem unter Zeitdruck nach kritischen Stellen gefragt wird.

Im Fading-Programm sind die Lernhilfen teilweise zurückgenommen, indem auf die visuelle Unterstützung verzichtet wurde. Sie ist nur noch über ein Hilfeprogramm wieder zuschaltbar. Die Anzahl der Wörter und auch die Aufteilung in 12er-Blöcke bleibt aber weiterhin bestehen. Die einzelnen Schritte des Hauptprogramms sind teilweise zusammengefaßt.

Der Inhalt des Auto-Programms sind weitere 200 Wörter, die nacheinander aus der Tiefe heraus auf dem Bildschirm erscheinen. Die Lernstrategie soll autonom vom Lerner angewandt werden. Zur Unterstützung und Erinnerung stehen die einzelnen Schritte zur Verfügung, um solange als Checkliste abgearbeitet zu werden, bis der Lerner ohne diese Unterstützung auskommt.

Das Training kann in der Aus- und Weiterbildung eingesetzt werden. Es eignet sich vor allem zum individuellen Einsatz in der Schule und zum Selbststudium, um eine Kompetenz zu erwerben, die weiteres Lernen, Lesen und Schreiben wesentlich erleichtert.

Erste Erprobungen mit Studenten zeigen, daß das Programm auf dem richtigen Weg ist. Eine umfassende empirische Überprüfung ist im Rahmen einer Dissertation durchgeführt worden.
Zusätzlich wird es im Rahmen einer Magisterarbeit mit spanischen Vokabeln überprüft, um zu zeigen, daß der Einsatz auch beim Fremdsprachenerwerb möglich und effektiv ist.

Veröffentlicht unter:
PFLEGING, Bettina (1997) Das multimediale Lernprogramm CoS - Codierung orthografischer Schwierigkeiten. Forschungsbericht Multimedia, Universität zu Köln.

Weitere Informationen bei Bettina Pfleging, bettina.pfleging@uni-koeln.de

 


Dissertation

KRAMER, Dagmar (1998). Evaluation eines multimedialen Programms zum Erlernen der Orthographie "schwieriger Wörter", Köln

- einige Ausschnitte -

S. 106
"Hauptziel der Untersuchung ist eine formative und summative Evaluation des multimedialen Computerprogramms zum Erlernen der Orthographie "schwieriger" Wörter. Um das zu erreichen, muss die Effektivität der im multimedialen Programm vermittelten Lernstrategie überprüft werden."

S. 213
"Beide Einflussnahmen auf den Lernprozess - das multimediale Training und die allgemeine Übung - haben dazu geführt, dass sich die Leistungen des Vor- und Nachtests unterschieden und die Gruppen sich in ihren Leistungen verbesserten."

S. 214
"Die Gruppen von Studenten und Schüler, die am multimedialen Training teilnahmen, waren in der Pilotuntersuchung und in der Hauptuntersuchung 2 erfolgreicher als die Gruppen von Studenten und Schüler, die sich einer allgemeinen Übung zum Erlernen der Wörter unterzogen hatten."

S. 218
"Es sollte erforscht werden, ob die Probanden mit Hilfe des multimedialen Programms "das Lernen lernen", das bedeutet, Strategien "verinnerlichen", die es ihnen ermöglichen, Gelerntes in neuen Situationen einzusetzen. ...
Der Lerntransfer konnte jedoch noch besser und eindrucksvoller mittels des Transfertests überprüft werden. ..."

S. 219
"Die Grafik Nr. 19 zeigt deutlich, dass die Gruppe der trainierten Schüler weniger Fehler gemacht hat und einen größeren Lernerfolg erzielte als die untrainierte Schülergruppe. ..."