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Nordeuropa in Köln
Herzlich willkommen zu unserem Rundgang »Nordeuropa in Köln«!
Der Rundgang präsentiert verschiedene Stationen in der Kölner Innenstadt, die einen Bezug zu Nordeuropa aufweisen. Dabei sollen die Rundgangspunkte ein möglichst breites Spektrum an Erinnerungspunkten abdecken. Die Dauer des Rundgangs beträgt rund 60 Minuten (ca. drei Kilometer). Die Strecke konzentriert sich auf Attraktionen im Zentrum der Stadt – Start- und Endpunkt ist der Kölner Dom.
Die Reihenfolge der Stationen ist unser Vorschlag für einen optimalen Rundgang. Selbstverständlich können die Stationen aber auch beliebig anders kombiniert werden.
Der Rundgang wurde im Zuge des Seminars »Nordeuropa in Köln« am Institut für Skandinavistik/Fennistik der Universität zu Köln erstellt und basiert auf der ebenfalls im Seminar erstellten uMap-Karte. Diese Karte erlaubt es, bei Interesse viele weitere Orte mit Nordeuropabezug in Köln zu erkunden.
Ergänzungen und Korrekturen können jederzeit per Mail an skanfen@uni-koeln.de geschickt werden.
Koordinaten: 50.9413, 6.9572
Position in OpenStreetMap: https://www.openstreetmap.org/way/18639364
Denkt man an Köln, so ist wohl die erste Assoziation vieler Menschen, unabhängig von woher sie kommen, der Kölner Dom. Der Kölner Dom ist ein so einprägsames und beeindruckendes Bauwerk, dass von der Vergangenheit bis heute viel über ihn geschrieben wurde und wird. So notierten auch der finnlandschwedische Schriftsteller Zacharias Topelius, der isländische Schriftsteller Hannes Pétursson und der schwedische Schriftsteller August Strindberg ihre Eindrücke.
Topelius vergleicht den Dom mit einer Klippe im Meer kleiner unscheinbarer Häuser und beschreibt ihn als »aufgetürmt in so verwunderlich leichte Gewölbe, so geistreich harmonische Proportionen, dass man sich gleichzeitig erhoben, frei und hoch unter dem Gefühl all seiner Kleinheit fühlt«. Der Dom sehe aus wie ein Gedanke. Topelius ist so begeistert von der Domstadt, dass er sogar schreibt, wäre er deutsch, würde er Köln als die wahre Hauptstadt Deutschlands erachten.
Der Isländer Hannes Pétursson studierte für kurze Zeit an der Universität zu Köln und fand für den Dom Worte in Gedichtform. Übersetzt lautet das Gedicht folgendermaßen:
Köln
Alles sinkt horizontal vorwärts:
der stille Fluss
das Leben der Straßen
der Zug auf der Brücke
alles – außer der Kirche
über einer Generation und Zeit.
Sieh, die Linien der Türme
strömen senkrecht hinauf
und bleiben nicht stehen
obwohl der Stein ausgeht
sondern erheben sich in die Lüfte
und fliegen davon, streben
senkrecht zum Himmel
zur Versammlung des Herrn.
August Strindberg, einer der bekanntesten schwedischen Autoren, besuchte Köln im Jahr 1876. Auch er schrieb ausführlich über seine Erfahrungen in und seinen Eindruck von Köln und dem Dom. Strindberg betritt den Dom und ist sehr beeindruckt von der Größe und Gewaltigkeit, fühlt sich von dieser jedoch auch nahezu erdrückt. Wieder hinaustretend findet er folgende Worte: »Ich warf einen Blick auf die maskenschwere Fassade; sie war hässlich, aber sie war überwältigend«.
Ob aus Finnland, Island oder Schweden – jeder dieser drei Schriftsteller fand beeindruckende Worte für dieses beeindruckende Bauwerk.
Koordinaten: 50.9406, 6.9537
Position in OpenStreetMap: https://www.openstreetmap.org/relation/5121515
Zwanzig Jahre stand Köln unter der Vorherrschaft von Napoleons Frankreich – bis 1814. Aufgrund militärischer Misserfolge zogen sich die damals französischen Truppen dann aus Köln zurück und preußische Truppen in die Stadt ein.
Der Abzug stieß allerdings nicht nur auf Begeisterung: Die französische Verwaltung hatte Köln modernisiert. Politisch gab es von preußischer Seite zunächst zwar Zugeständnisse an Köln, so blieb beispielsweise die eingeführte Gewerbefreiheit bestehen. Auf persönlicher Ebene kam es jedoch immer wieder zu Reibereien aufgrund der Mentalitätsunterschiede. Das katholische Köln prallte auf den preußischen Protestantismus. Der Kölner Karneval passte nicht zu preußischen Tugenden.
Teil dieser Kölner Stadtgeschichte ist auch der damalige schwedische Kronprinz. In den Wirren der Befreiungskriege wurde Köln Anfang 1814 kurzzeitig Hauptquartier von Kronprinz Karl Johan und seinen Streitkräften. Der ursprünglich bürgerliche Franzose Jean Baptiste Bernadotte wurde 1763 in Pau geboren. Er stieg unter Napoleon rasch auf und wurde schließlich 1804 zum kaiserlichen Marschall ernannt. Die Verbindung zu Napoleon war aber nicht nur politisch-militärischer Natur, sondern weitaus persönlicher: 1789 heiratete Bernadotte Désirée Clary, die zuvor einige Jahre mit Napoleon verlobt gewesen war. 1810 folgte dann eine einschneidende Wendung in Bernadottes Leben: Er wurde als Thronfolger für Schweden vorgeschlagen und schließlich einstimmig gewählt und vom kinderlosen König Karl XIII. unter dem Namen Karl Johan adoptiert. Damit wurde er auch Oberbefehlshaber der schwedischen Streitkräfte.
Zunächst versuchte er sich aus kriegerischen Handlungen herauszuhalten, griff dann aber 1813 als Oberbefehlshaber der zusammengestellten Nordarmee in die Befreiungskriege ein. Damit musste er sich gegen seinen einstigen Förderer Napoleon stellen. Nach ersten militärischen Erfolgen verlegte er vom 10. bis zum 28. Februar 1814 sein Hauptquartier nach Köln. In der Weinwirtschaft, die später das Dom-Hotel werden sollte, soll es sogar einen großen Ball zu Ehren des Kronprinzen gegeben haben. Aus seinem Hauptquartier in Köln veröffentlichte er auch eine Bekanntmachung an das französische Volk:
Franzosen! Ich habe auf Befehl meines Königs die Waffen ergriffen, um die Rechte des schwedischen Volks zu vertheidigen. Nachdem ich die ihm zugefügten Beschimpfungen gerächt und zur Befreiung Deutschlands mitgewirkt habe, bin ich über den Rhein gegangen. Beim Wiedersehen der Ufer dieses Flusses, an dem ich so oft und so glüklich für euch gefochten, wird es mir Bedürfniß, Euch meine Gesinnungen bekannt zu machen. […] Alle Leute von Einsicht hegen Wünsche für die Erhaltung Frankreichs; sie verlangen nur, daß es nicht mehr die Geißel der Erde sey. Die Souveraine haben sich nicht mit einander verbunden, um die Nationen zu bekriegen, sondern um eure Regierung zu Anerkennung der übrigen Staaten zu zwingen; dis sind ihre Gesinnungen, und ich verbürge mich euch für ihre Aufrichtigkeit.
Im Mai 1814 verließ Kronprinz Karl Johan seine frühere Heimat Frankreich für immer und siedelte endgültig nach Schweden über. 1818 starb König Karl XIII. und der ehemalige Jean Baptiste Bernadotte wurde zum König Karl XIV. Johan gekrönt. Er begründete damit das schwedische Adelsgeschlecht Bernadotte, von dem bis heute das Königshaus Schwedens abstammt. Politisch begründete er unter anderem die Neutralität Schwedens.
Koordinaten: 50.9384, 6.9523
Position in OpenStreetMap: https://www.openstreetmap.org/node/4544839246
Bei einem Besuch in Köln - auch wenn man nur auf Durchreise war - durfte der Kauf einer Flasche 4711 (Eau de Cologne) natürlich nicht fehlen.
1866 reiste Georg Brandes (1842–1927), der fünf Jahre später mit dem Beginn seiner Vorlesungsreihe ›Hauptströmungen in der Literatur des 19. Jahrhunderts‹ zum wichtigsten dänischen Literaturkritiker werden sollte, nach Paris. Auf der Reise dorthin reiste er auch durch Köln:
In Köln, wo ich andächtig im edlen Säulenwald des Doms stand und mir danach in meiner Einfalt eine ganze Kiste Eau de Cologne aufschwatzen ließ, verkürzte ich meinen Aufenthalt voller Ungeduld, nach Paris zu kommen.
Laut Tagebuch-Eintrag von seiner Übernachtung in Köln vom 17.07.1852 auf den 18.07.1852 kaufte auch Hans Christian Andersen in der Farina eine Flasche Eau de Cologne für 12 Groschen und schrieb außerdem Folgendes:
Zuerst in Deutz gelandet, dann weiter nach Köln, wo wir im Grand Hotel Royal eincheckten und vereinbarten, bis morgen Nachmittag hier zu bleiben. Gingen ein wenig in die Stadt, ich ging in eine Kneipe und trank ein Glas Bier, sah eine alte Kirche, und ging zu Farina und kaufte eine Flasche Eau de Cologne für 12 Silbergroschen - Viel Leben auf der Brücke; Dampfschiffe kamen und gingen; wir sahen deutlich aus unseren Fenstern, ›Siebengebirge‹. Der Rhein schießt davon.
Koordinaten: 50.9382, 6.9539
Position in OpenStreetMap: https://www.openstreetmap.org/node/3356989745
Das Gebäude, in dem heute Manufactum und KPM beherbergt sind, steht auf dem Areal des ehemaligen Hotels Disch, das 1880 eines der beiden international renommiertesten Hotels in Köln war. In einem solchen Kölner Hotel spielt eine zentrale Szene in dem Roman Haabløse Slægter von 1880, der unter dem Titel Hoffnungslose Geschlechter gleich mehrfach, nämlich 1900 und erneut 2013, ins Deutsche übersetzt wurde. Der Autor war der Däne Herman Bang, einer der wichtigsten skandinavischen Autoren des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, der bis auf den heutigen Tag auch im deutschsprachigen Raum viel gelesen wird. Bangs Erstlingsroman handelt von der Degeneration einer Familie und ist ein frühes Beispiel für Dekadenzliteratur in Skandinavien. Die Hauptperson ist William Høeg, der mit seinem psychisch labilen Vater eine Reise macht, die seinem Vater bei der Gesundung helfen soll. Der Vater gibt sich in Köln intensiv dem Nachtleben hin (Theater und Zirkus werden erwähnt), verliert dabei aber endgültig seinen Verstand und stirbt noch in der gleichen Nacht im Hotel.
Tatsächlich war Bang kurz vor dem Erscheinen des Romans im August 1880 in Köln. Ausgerüstet mit einem Baedeker, besuchte er in diesem Monat das Rheinland, berichtete als reisender Journalist von der großen Gewerbe-, Industrie- und Kunstausstellung in Düsseldorf mit ihren über eine Million Besucher:innen und fuhr von dort nach Belgien weiter. Dabei muss er auch durch Köln gekommen sein. Ob er sich in der berühmten Domstadt länger aufgehalten hat, ist allerdings ungewiss. Im Roman wird Köln auffällig als eine eher generische Großstadt beschrieben; anders als in anderen literarischen Erwähnungen der Stadt durch skandinavische Autor:innen werden keine touristischen Attraktionen oder kölnspezifische Erfahrungen geschildert. Der Grund mag darin zu finden sein, dass das Manuskript dieses Abschnittes schon im Juli 1880 an den Drucker gegangen war, d.h. bevor Bang selbst auf persönliche Erfahrungen in Köln zurückgreifen konnte.
Haabløse Slægter erschien dann Ende November 1880 in Kopenhagen. Bangs Debütroman schrieb übrigens nicht nur Literatur-, sondern auch Zensurgeschichte, wurde die Restauflage doch einen Monat später wegen Unzucht beschlagnahmt. Viele Jahrzehnte durfte der Roman nur in einer ›gereinigten‹ Fassung erscheinen, bis 1965 erstmals wieder die Originalfassung publiziert wurde. Die Köln-Szene war allerdings immer in allen Ausgaben enthalten.
Koordinaten: 50.9374, 6.9548
Position in OpenStreetMap: https://www.openstreetmap.org/node/2897225301
Wer etwas mehr Zeit hat, kann auf einen Abstecher ins Wallraf-Richartz-Museum gehen. Das Museum geht auf die Sammlung von Ferdinand Franz Wallraf zurück, die er mit seinem Tod 1824 an die Stadt Köln vererbte. Das Museum ist das älteste in der Stadt und kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Das Wallraf-Richartz-Museum gehört zu den klassischen Gemäldegalerien Deutschlands und verfügt über die weltweit umfangreichste Sammlung mittelalterlicher Malerei. Darüber hinaus wird aber auch eine große Sammlung impressionistischer und neoimpressionistischer Kunst präsentiert. Im Bestand des Museums befindet sich außerdem auch eine bedeutende graphische Sammlung.
Im dritten Stock in der Sammlung von Kunst des 19.–20.Jahrhunderts lassen sich auch zwei Werke des bedeutenden norwegischen Malers Edvard Munch (1863–1944) bestaunen: Asgårdstrand von 1888/1890 und Vier Mädchen auf der Brücke aus dem Jahr 1905.
Weitere Werke von Munch – die zurzeit nicht ausgestellt sind – sind auf der Website https://www.kulturelles-erbe-koeln.de ebenfalls dem Besitz des Wallraf-Richartz-Museums zugeordnet. Darunter unter anderem: Mädchen am Meer (1891), Zwei Menschen (um 1900) und Ibsen im Cafe des Grand Hotels in Christiania (1902).
Darüber hinaus besitzt das Museum folgende nordeuropäische Werke: Roulette (1966) des schwedischen Künstlers Öyvind Axel Christian Fahlström (1928–1976) und Landschaft (vor 1964) des isländischen Malers Jóhannes Sveinsson Kjarval (1885–1972).
Koordinaten: 50.9384, 6.9609
Position in OpenStreetMap: https://www.openstreetmap.org/node/750820138
In der Kirche Groß St. Martin werden Reliquien der Heiligen Birgitta von Schweden aufbewahrt. Birgitta empfing göttliche Offenbarungen und gründete daraufhin 1346 den Erlöserorden. Die Kirche Groß St. Martin hatte selbst aber nie Verbindungen zu diesem Orden. Weshalb also findet man Reliquien einer schwedischen Heiligen hier in Köln?
Nachdem die Kirche 40 Jahre lang aufgrund von Zerstörung nicht öffentlich zugänglich gewesen war, wurde sie erst 1985 nach dem Wiederaufbau wieder geöffnet. Vor der Säkularisierung hatte es eine an die Kirche angrenzende Pfarrkirche gegeben, die die Hl. Brigida von Kildare zur Patronin hatte. Da keine Reliquien von ihr verfügbar waren, entschied man sich stattdessen für ihre „Namensvetterin“ Birgitta von Schweden. Bei der neuen Altarweihe am 22. Juni 1985 wurden deshalb Reliquien der Hl. Birgitta von Schweden in den Altar der Kirche eingefügt.
Auch im Mittelalter war Köln bereits eine auch im Norden bekannte Pilgerstätte, vor allem wegen der Gebeine der Heiligen Drei Könige, die 1164 nach Köln gebracht wurden. Die Heilige Birgitta von Schweden soll ihnen ebenfalls bei ihrer Pilgerreise nach Santiago de Compostela einen Besuch abgestattet haben. Von ihrem Halt in Köln finden sich allerdings keine belastbaren Quellen. Allerdings wird Köln im Leiðarvísir erwähnt, einem Pilgerführer, der vom isländischen Mönch Nikúlás Bergsson geschrieben wurde. Köln wird darin als eine der Hauptattraktionen auf dem Weg nach Rom und Jerusalem gelistet, wird aber nicht näher beschrieben und erscheint daher mehr wie ein wenig bedeutender Zwischenhalt.
Koordinaten: 50.9398, 6.9622
Position in OpenStreetMap: https://www.openstreetmap.org/way/155570079
Es gibt wohl keine Stadt Deutschlands, die eine engere Bindung zu ›ihrem‹ Fluss hat als Köln. Schon zur Römerzeit markierte der Rhein eine natürliche Grenze zwischen dem Römischen Reich und dem rechtsrheinischen Germanengebiet. Die Römer selbst sollten im Jahr 310 auch die erste von vielen Brücken über den Rhein erbauen. Von den heute noch existierenden sieben Rheinbrücken dürfte die Hohenzollernbrücke (benannt nach dem ehemaligen dt. Kaiserhaus) wohl die wichtigste sein, so ist sie mit 1220 Zugfahrten pro Tag die meistbefahrene Eisenbahnbrücke und für viele Reisende ihr Einfahrtstor nach Köln. Erwähnung fanden die damals noch drei Rheinbrücken auch in Stig Dagermans Tysk höst (1947, Deutscher Herbst) als eines der Symbolbilder für die im Zweiten Weltkrieg nahezu völlig zerstörten Großbauten der Stadt.
Die 1998 eröffnete Lanxess Arena (bis 2008 KölnArena), deren bogenförmiges Dach jenseits des Rheins auf der linken Seite zu sehen ist, ist die größte Multifunktionsarena Deutschlands und ist neben der Nutzung als Heimspielstätte der Kölner Haie bereits Austragungsort zahlreicher nationaler wie auch internationaler Sportveranstaltungen gewesen. Darunter drei Eishockey-Weltmeisterschaften, wobei 2010 und 2017 zudem die Finalpartien in der im Kölner Volksmund ›Henkelmännchen‹ genannten Arena ausgetragen wurden. Abseits des Kufensports erweist sich die Arena auch als eine Top-Adresse für den in Skandinavien beliebten Hallenhandball. So findet seit 2010 auch das Final Four der EHF Champions League jährlich in Köln statt. Verglichen mit dem RheinEnergie-Stadion erwies sich die Lanxess Arena als gutes Pflaster für skandinavische Mannschaften, so gelang der dänischen Nationalmannschaft der 3. Platz bei der Handball-WM 2007, ebenso Schweden bei der Eishockey-WM 2010, als man sich ausgerechnet gegen Gastgeber Deutschland mit 3:1 in Köln durchsetzte. Sieben Jahre später gelang es Schweden sogar, diese Leistung zu überbieten, indem man sich auf der Schäl Sick (die rechte ›falsche‹ Seite des Rheins) zum Weltmeister krönte, nachdem man u.a. Finnland im Halbfinale aus dem Turnier geworfen hatte. Neben analogen Sportveranstaltungen ist die Lanxess Arena inzwischen auch ein etablierter Standort für eSports geworden. So verwandelt sich die Arena seit 2015 jährlich für drei Tage in die ›Kathedrale des Counter Strike‹. Bei der Erstaustragung der ESL One Cologne triumphierte auf Anhieb das dänische Lineup von Fnatic.
Koordinaten: 50.9412, 6.9605
Position in OpenStreetMap: https://www.openstreetmap.org/way/15993541
Nachdem wir bereits einige der faszinierenden Orte Kölns mit Verbindung zu Nordeuropa erkundet haben, wollen wir nun bei unserem letzten Halt in die Geschichte eines ganz besonderen Besuchers eintauchen – eines dänischen Dichters, dessen Werke in aller Welt bekannt sind: Hans Christian Andersen (der in Dänemark übrigens nur H.C. Andersen heißt).
Dieser erlebte den Kölner Karneval u.a. im Jahr 1870 – und seine Eindrücke dieses für ihn unvergesslichen Spektakels sind auch heute noch ein wunderbarer Blick auf das bunte Treiben, das diese Stadt so einzigartig macht.
Während seines Aufenthalts war er im zehn Jahre zuvor neuerbauten Hotel du Nord abgestiegen, vor dessen ehemaligen Standpunkt wir uns nun befinden und das zu seiner Zeit einen hervorragenden Ruf genoss.
Andersen, der bereits zum neunten Mal in der Stadt Köln verweilte, war völlig begeistert vom Karneval, der bei seiner Ankunft gerade begonnen hatte und nach zwei Tagen im Rosenmontagszug gipfelte. In einem Brief an Henriette Collin, die Frau seines engsten Freundes, berichtet er, der Kölner Karneval sei »genauso vielfältig und festlich wie in Rom […]. Wir haben uns vorzüglich amüsiert […]. Dann haben wir uns im Gewimmel herumtreiben lassen«.
Am 28. Februar 1870, als der Karneval in vollem Gange war, hielt sich Andersen mit Jonas Collin jr. (dem Sohn seines Freundes und Henriettes) in Köln auf und erlebte das bunte Treiben aus nächster Nähe. In seinem Tagebuch beschreibt er den Tag wie folgt:
Ging mit Jonas aus; überall wimmelten Masken, am schönsten waren die Kinder. Fast ein Drittel der Stadtbewohner war verkleidet, wir suchten den Neumarkt, trafen Berittene im Zug und einzeln. […] Von halb eins bis gegen vier waren wir unterwegs, uns den Zug anzusehen; es dauerte fast zwei Stunden, bis er in Gang kam.
Auch die kuriosen Festwagen, die von Velozipeden gezogen wurden und auf denen fantasievolle Gestalten mitfuhren, hinterließen mit Sicherheit nicht nur bleibenden Eindruck bei diesen beiden Männern. Die Umzüge waren laut und ausgelassen, die Straßen überfüllt, und die Atmosphäre so, dass Andersen sich in das Getümmel stürzte und sich von der Fröhlichkeit anstecken ließ.
Natürlich besuchte Andersen auch den Kölner Dom, den er, wie er festhielt, inzwischen noch beeindruckender fand als bei seinem letzten Aufenthalt. Doch die Karnevalstage blieben für ihn das Highlight seines Stadtbesuchs und die unterhaltendsten drei Tage der Reise, wie er in seinem Tagebuch resümierte.
Vergleicht man Andersens Brief an Henriette Collin mit dem seines Begleiters Jonas Collin jr. an dessen Mutter, wird schnell deutlich, dass der Karneval schon damals nicht von allen Besuchenden ausschließlich positiv empfunden wurde und für Außenstehende und Nicht-Kölner:innen durchaus abschreckend wirken konnte. So erlebte Collin jr. den Karneval eher als chaotisch und verglich das Spektakel mit einem »Irrenhaus«. Die »wahnsinnigen Kostüme« und das »johlend, schreiende« Volk schienen ihm mehr wie ein wildes Durcheinander als ein festliches Ereignis. Dennoch konnte auch er nicht leugnen, dass der Kölner Karneval in seiner Extravaganz und seinem Überfluss einzigartig war. »Hier ist Karnevalsfröhlichkeit wie in keiner anderen europäischen Stadt«, so fasst er es in seinen Worten zusammen.
Auch heute noch spüren wir die besondere Energie, die dieser Karneval ausstrahlt, wenn die Stadt sich alljährlich in ein ausgelassenes Fest der Freude und des närrischen Übermuts verwandelt. Und obgleich Sie anschließend eher Andersens Begeisterung oder Collin Juniors Auffassung zum Karneval teilen, so ist es der Kölner Karneval mit Sicherheit einen Besuch wert, falls Sie diesen noch nicht miterlebt haben!
Koordinaten: 50.9397, 6.9587
Position in OpenStreetMap: https://www.openstreetmap.org/node/1439231908
Übrigens: Fast nirgends wird so viel Kaffee pro Kopf getrunken wie in den nordeuropäischen Ländern. Wem nach dieser kleinen Stadterkundungstour zum Abschluss nach einem Heißgetränk im nordeuropäischen Stil ist, kann in das Copenhagen Coffee Lab als letztem Halt heineinschauen. Hier lässt sich nicht nur Kaffee der eigenen Rösterei trinken, sondern es findet sich auch einiges an skandinavischem Gebäck wie Zimt- oder Kardamomschnecken auf der Karte.
https://copenhagencoffeelab.com/cafes/cafes-germany/