DFG-Forschungsprojekt
Filmische Adaptionen literarischer Texte (als historisch neue Form literarischer Praxis) sind fast so alt wie die öffentlich projizierten ‘lebenden Bilder’ selbst; das literarische Schreiben über den und für den Film setzt sogar zeitgleich mit der kulturellen Praxis des Kinos ein. Die Einbeziehung von Literatur‘verfilmungen’ in den Gegenstandsbereich der Literaturwissenschaft in den siebziger Jahren und die damit einhergehende Herausbildung der sog. Filmphilologie stand mit ihrem Leitkriterium der ‘Werktreue’ indes noch weitgehend unter dem Zeichen der unproduktiven Verteidigung disziplinärer und zugleich hegemonialkultureller Normen. Obendrein war sie allzu häufig einem essentialistischen und damit a-performativen Medienverständnis verpflichtet. Die kurante Intermedialitätsforschung vermeidet zwar explizit eine Hierarchisierung zwischen der literarischen Vorlage und ihrer Adaption, doch wegen ihres zumeist stark auf die semiotische Dimension eingeschränkten Medienbegriffes – Folge ihrer Herkunft aus den Interart-Studien und aus der Intertextualitätsforschung – neigt sie dazu, sich auf den bloßen Vergleich zwischen literarischem und filmischem Werk zu beschränken. Erst ein performativischer Intermedialitätsansatz, der Medien und ihre ‘Produkte’ als kulturelle Praktiken konzeptualisiert, erlaubt es, die Interferenz zwischen Literatur und Film/Kino einschließlich der Literaturverfilmung in all ihren Dimensionen zu analysieren.
Die frühen Literaturverfilmungen, nicht zuletzt die dänischen, norwegischen und schwedischen, sind von der Forschung vor allem als zuweilen plumpe Versuche der Filmindustrie bewertet worden, am symbolischen Kapital der Literatur teilzuhaben. Wichtige Fragen sind in diesem Kontext allerdings bislang ausgeblendet worden: Inwiefern reflektiert oder aber modifiziert z. B. die laut communis opinio der Forschung ‘literarische’ Ausrichtung der skandinavischen Filmproduktion hegemoniale literarische Praktiken der damaligen Zeit? Was geschah mit dem symbolischen Kapital der Autoren (und Autorinnen) bei ihrem Eintritt in die Filmproduktion? Welche Genderdimensionen sind bei diesem Prozess zu beobachten? Das Grundproblem der bisherigen Forschung besteht darin, dass die Literatur in dieser Perspektive schlicht als ‘Opfer’ einer spekulationskapitalistischen Filmindustrie erscheint, was ungebrochen den damaligen bildungsbürgerlichen Diskurs fortschreibt. Weitgehend unerforscht ist, was diese Literaturverfilmungen – als massenmediale Narrationen wie als finanzielle Subsistenzmöglichkeit – für die Autonomisierung des literarischen Feldes leisteten.
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Skandinavisches Seminar |
Universiteit Gent Vakgroep Scandinavistiek en Noord-Europakunde |
Universität zu Köln Institut für Skandinavistik/Fennistik |