Klimaerwärmung - Herausragende Jahreszeiten



Die Klimastatistik nach Baur veranschaulicht die Temperaturentwicklung in Mitteleuropa mittels Anomalien bzgl. eines

210-jährigen Mittelwertes (1761-1970). Die Zeitreihen der Stationen De Bilt, Potsdam, Basel und Wien spiegeln das Klima

in Mitteleuropa wieder und ermöglichen durch ihre Länge und relative Homogenität eine solch dauerhafte Statistik. Schon

seit den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts verzeichnen die ausgewählten Stationen einen deutlich erkennbaren

Trend der Temperaturzunahme, welche sich im letzten Quartal des vergangenen Jahrhunderts intensivierte. So überschreiten,

beziehungsweise erreichen seit 1998 alle Jahrestemperaturanomalien das 90%-Perzentil (d. h. sie sind größer als 90% der

in der Statistik auftretenden Abweichungen). Auch die Tatsache, dass die wärmsten Jahre der Statistik nicht weit zurückliegen

bestätigt die Erwärmungstendenz. Während das einstige Rekordjahr 2000, welches mit einer positiven Anomalie von 2,2 °C

das wärmste Jahr der Statistik darstellte, durch herausragend hohe Temperaturen in Frühling und Herbst gekennzeichnet war,

wurde 1994 mit einem Plus von 2 °C durch besonders große, positive Anomalien in den Jahreszeiten Sommer und Winter

bestimmt. Das aktuelle Rekordjahr 2007 mit einer Temperaturanomalie von +2,4°C war besonders in der ersten Jahreshälfte

sowie im Dezember mit Bezug auf den Mittelwert zu warm. Die Monate Juli bis November 2007 lagen dagegen im Bereich des

langjährigen Mittelwertes mit Abweichungen von unter +1°C. Das Jahr 2006 stach durch einen Rekordherbst hervor, welcher mit

einem Plus von 3,93 °C der Herbst mit der höchsten Temperaturanomalie seit Beginn der Statistik im Jahr 1761 war. Auch im

Vergleich zu den anderen Jahreszeiten wird die Stärke dieser Abweichung deutlich, nur der Winter 1989/90 mit +3,97°C sowie

der Winter 2006/07 mit +5,1°C verzeichneten eine höhere positive Temperaturabweichung. Da jedoch vor allem zu Beginn des

Jahres 2006 auch Monate mit negativer Temperaturanomalie auftraten, wird dieser Rekordwert in der Jahresstatistik etwas

abgeschwächt, was zu einer Jahrestemperaturanomalie von "nur" +1,9 °C führte. Eben dies geschah auch im Jahr 2003, in dem

der Rekordsommer mit einer positiven Anomalie von 3,63 °C in Verbindung mit vergleichsweise geringen Anomalien in Herbst

und Winter nicht zu einer extremen Jahrestemperaturanomalie führte. Dennoch zeichnen sich trotz der Erwärmungstendenz

auch hin und wieder negative Anomalien ab wie auch jüngst der Dezember 2010 gezeigt hat. Mit einer Temperaturabweichung

von -2,7 °C bezogen auf den Mittelwert hatte dieser die größte negative Abweichung eines Dezembers seit 1969

(hier waren es -4,2 °C) und die größte überhaupt seit Januar 1987 (-3,9 °C). Dieser sowie andere Monate des Jahres 2010 mit

negativen bzw. nur geringfügig positiven Anomalien (der Juli 2010 mit einer Abweichung von +3,5 °C stellte die mit Abstand

größte positive Anomalie dar) trugen dazu bei, dass das gesamte Jahr 2010 letztendlich zwar trotzdem noch um 0,4 °C zu warm

aber damit nicht so warm wie alle anderen Jahre seit einschließlich 1997 gewesen ist. Dem generellen Temperaturanstieg in

Mitteleuropa und auch der restlichen Welt sind natürliche Klimaschwankungen überlagert, welche die wahrscheinlichste Ursache

für den derzeitigen Abschwung der gleitenden Mittelkurve sind.

 

Die Statistik der Niederschlagsanomalien lässt erkennen, dass die Erwärmung mit einer Niederschlagszunahme einhergeht.

Eine direkte Korrelation zwischen extrem feuchten und extrem warmen Jahren ist allerdings nicht auszumachen, zumal die

vergangenen sieben Jahre trotz positiver Temperaturanomalien abgesehen von 2007 zu trocken waren bzw. eher durchschnittliche

Niederschlagsmengen aufwiesen. Bezüglich der Jahreszeiten lassen sich folgende Tendenzen erkennen: Seit den 1970ern sind

die Sommer häufig zu trocken, wohingegen die Wintermonate seit Mitte der 1970er überwiegend zu feucht ausfielen. Die Frühjahre

und Herbstmonate übertreffen in den letzten Jahrzehnten ebenfalls häufig den Mittelwert des Niederschlags.

 

Kontakt:

Prof. Dr. Andreas H. Fink (fink@meteo.uni-koeln.de) und Malvin Schneidewind (mschne21@uni-koeln.de) 

 

Stand: Februar 2011