KONSTRUKTIVISMUS :: Texte
 

 

Kurzes Wörterbuch zur konstruktivistischen Didaktik

 

  Beobachter
 
Der Beobachter ist eine Grundkategorie des Konstruktivismus. Die Heraufkunft des Beobachters (siehe Reich: Ordnung der Blicke, Band 1, Kapitel 1) ist mit dem Erscheinen neuerer erkenntniskritischer Ansätze verbunden, die vereinfachte Widerspiegelungs- oder Abbildungstheorien ablehnen und betonen, dass der Mensch allein schon durch sein Beobachten und seine Beobachtungen mit in das Geschehen eingreift, was beobachtet wird.

Als Beobachter schaue ich mit allen Sinnen auf das, was mich umgibt und was ich hierbei denke und tue. Ich nehme eine Selbstbeobachterposition ein, wenn ich eigene Erwartungen, Ansprüche, Normen erhebe oder reflektiere. Ich beziehe eine Fremdbeobachterposition, wenn ich entweder andere Beobachter, Teilnehmer oder Akteure beobachte und deren Erwartungen, Ansprüche, Normen feststelle und beurteile oder mich selbst aus meinen üblichen Beobachtungen löse und aus einer imaginierten Außenposition mich kritisch beobachte. Ich beobachte nicht nur singulär, sondern fasse wiederkehrende Ereignisse als Beobachtungen zusammen. Ich beobachte als kulturelles Wesen im Kontext meiner Kultur und ihrer Beobachtungsvorschriften. Insoweit gelange ich nie zu beliebigen Beobachtungen, obwohl die Postmoderne durch Pluralität, Wahlmöglichkeiten und Unübersichtlichkeit zu einer Ekstase von Beobachtungsvarianten führt .

Der interaktionistische Konstruktivismus sieht Beobachter immer auch als Teilnehmer und Akteure an und versucht deshalb, diese Rollen in Bezug aufeinander stets zu reflektieren.