Die Europäische Kommission hat das Projekt ACTRIS gestern rechtlich als europäische Forschungsinfrastruktur für die Atmosphärenforschung anerkannt und ihm den Status eines Konsortiums (ERIC) verliehen. Europaweit sind an ACTRIS mehr als 100 Institutionen beteiligt, die zusammen die größte standortübergreifende Infrastruktur für die Atmosphärenforschung der Welt bilden. Die Meteorolog*innen der Universität zu Köln, die an dem Projekt beteiligt sind, können durch den neuen Status Einrichtungen und Ressourcen des Forschungsnetzwerks nutzen und ACTRIS durch eigene Technologien und Forschungsleistungen unterstützen. Die Kölner Wissenschaftler*innen werden für ihren Beitrag am ACTRIS-Projekt für eine Dauer von fünf Jahren mit insgesamt 4,5 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Das Kürzel ACTRIS steht für Aerosol, Clouds and Trace Gases Research Infrastructure – also eine Forschungsinfrastruktur für Aerosole (u.a. Feinstaubpartikel), Wolken und Spurengase. ACTRIS wird Daten zu den kurzlebigen Bestandteilen der Atmosphäre vom Boden bis in die Stratosphäre liefern und so helfen, die Unsicherheiten in der Vorhersage des zukünftigen Klimas zu reduzieren. Die kurzlebigen Klimatreiber sind in der Regel nur wenige Stunden bis Wochen in der Atmosphäre unterwegs – im Gegensatz zu den langlebigen Treibhausgasen wie Kohlendioxid oder Methan, die viele Jahre bis Jahrzehnte in der Atmosphäre verbleiben. So reflektieren winzige Schwebeteilchen beispielsweise Sonnenlicht und Wärmestrahlung oder dienen als Keime für die Bildung von Wolkentropfen und Eiskristallen, was die Niederschlagsbildung beeinflusst. Die kurzlebigen Faktoren wirken sich auf das Klima und die Gesundheit aus und müssen in den Vorhersagen berücksichtigt werden. Wie groß die zum Teil sehr unterschiedlichen Effekte der kurzlebigen Bestandteile aber letztlich jeweils sind, ist noch nicht ausreichend erforscht.
Das Institut für Geophysik und Meteorologie der Universität zu Köln betreibt seit mehr als zehn Jahren in Kooperation mit dem Forschungszentrum Jülich die Wolkenbeobachtungsplattform JOYCE (Jülich Observatory for Cloud Evolution. www.joyce.cloud). Durch den ERIC-Status ist jetzt sichergestellt, dass die Wolkenbeobachtungen der Kölner Meteorolog*innen in den nächsten Jahren von der EU unterstützt werden. Die Forschenden der Uni Köln können die Plattform JOYCE nun signifikant für die Beobachtung von Wolkenprozessen erweitern und dem ACTRIS-Netzwerk fortlaufend und qualitätskontrolliert ihre Messdaten zur Verfügung stellen. Wolken werden aber nicht nur am Forschungszentrum Jülich erforscht, sondern auch in der Stadt Köln. Hier betreiben die Forschenden ein Mikrowellenradiometer, das kontinuierlich den Wassergehalt von Wolken und die Temperatur vom Boden bis zu einer Höhe von fünf Kilometern misst – ohne dass hierfür ein Wetterballon nötig ist. Zusätzlich kann mit einem Ceilometer an der Meteorologischen Messtation des Instituts die Höhe der Wolken über der Stadt Köln präzise zu jeder Tageszeit bestimmt werden. Interessierte Bürgerinnen und Bürger können diese Daten jederzeit hier einsehen: https://geomet.uni-koeln.de/forschung/aktuelle-beobachtungen.
ACTRIS bietet seinen Nutzer*innen freien Zugang zu Messeinrichtungen, Fachwissen, Schulungsmöglichkeiten und Datenmanagementdiensten. Am deutschen ACTRIS-Beitrag (ACTRIS-D) sind insgesamt 11 Universitäten, Forschungsinstitute und Behörden beteiligt. Der Aufbau der deutschen Kalibrierzentren, Beobachtungsstationen, Atmosphären-Simulationskammern und mobilen Messplattformen wird vom BMBF über acht Jahre mit insgesamt 86 Millionen Euro gefördert. Gleichzeitig hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) die Finanzierung des deutschen Mitgliedsbeitrags und des Betriebs der deutschen Kalibrierzentren übernommen. Koordiniert wird ACTRIS-D durch das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) in Leipzig. Alle ACTRIS-Dienste sind zentral über http://www.actris.eu erreichbar.
Inhaltlicher Kontakt:
Prof. Dr. Ulrich Löhnert
Universität zu Köln
Institut für Geophysik und Meteorologie
+49 221 470-1779
ulrich.loehnertuni-koeln.de
Dr. Bernhard Pospichal
Universität zu Köln
Institut für Geophysik und Meteorologie (AG Löhnert)
+49 221 470-3691
bernhard.pospichaluni-koeln.de
Presse und Kommunikation:
Mathias Martin
Universität zu Köln
+49 221 470-1705
m.martinverw.uni-koeln.de
Weitere Informationen:
ACTRIS - the European Research Infrastructure for the observation of Aerosol, Clouds, and Trace Gases:
https://www.actris.eu/
https://www.actris.eu/news-events/news/actris-eric-establishment
Wolkenbeobachtungsplattform JOYCE
http://joyce.cloud
Meteorologische Messungen rund um Köln
https://geomet.uni-koeln.de/forschung/aktuelle-beobachtungen
Bildmaterial:
Fotos in hoher Auflösung finden Sie zur kostenlosen Nutzung für die Medien bei Angabe der Quelle unter:
https://owncloud.gwdg.de/index.php/s/xT01mtLoVyuoLF5
Eine Bildergalerie mit Fotos der EU-Partner & weiteres Material unter:
https://www.actris.eu/outreach
Verantwortlich: Dr. Elisabeth Hoffmann – e.hoffmann@verw.uni-koeln.de