Der Vokabeltrainer

GLIE-Vis
Gegliederte Visualisierung

Ein Training aus der Serie: Lernen zu Lernen

 

GLIE-Vis wurde an der Universität zu Köln entwickelt.
GLIE-Vis basiert auf der aktuellen Lerntheorie.
Mit GLIE-Vis werden Vokabeln so intensiv bearbeitet, daß sie langfristig haften.
GLIE-Vis besteht aus einem herkömmlichen audiovisuellen Lern- und Übungspro-gramm und einem Programm zum intensiven Lernen. Das Intensiv-Programm erzeugt durch raffiniert gestaltete spielerische Übungen eine hohe Konzentration. In diesen Übungen werden die wichtigsten Prozesse zum Ein-prägen von Worten immer wieder angeregt. Die wichtigsten Prozesse sind das Glie-dern und das Visualisieren bzw. die gegliederte Visualisierung der Worte - daher der Name GLIE-Vis.
Mit GLIE-Vis werden nicht nur Vokabeln sicher eingeprägt, sondern gleichzeitig wer-den auch die Prozesse des Gliederns und des Visualisierens im Gehirn verankert. Man erwirbt eine Lernstrategie - man lernt "zu lernen".
GLIE-Vis ist empirisch getestet.

Das Problem:

Guten Rechtschreibern und schnellen Vokabellernen springen neue Worte ins Auge. Sie gliedern diese Worte automatisch und visualisieren sie in geglieder-ter Form. Dieser zweiteilige Verarbeitungsprozeß verankert die Orthographie im Langzeitgedächtnis. Das Problem besteht darin, daß bei vielen Menschen der zweiteilige Prozeß der gegliederten Visualisierung unvollständig und nicht automatisch verläuft.

Die Idee:

Die Idee zur Lösung dieses Problems ergibt sich aus der Tatsache, daß Ge-dächtnisprozesse, die sehr häufig anregt werden, sich verselbständigen und schließlich automatisch verlaufen; das Gliedern und Assoziieren von Telefon-nummern ist ein Beispiel hierfür. Das obige Problem reduziert sich damit auf das Problem, den Prozeß der gegliederten Visualisierung vielfach in motivie-render Weise anzuregen.

Der Ansatz:

Es hat sich gezeigt, daß viele Menschen Schwierigkeiten haben, den Prozeß der gegliederten Visualisierung durchzuführen. Darüber hinaus hat sich aber auch gezeigt, daß diese Schwierigkeit durch die zahlenmäßige Codierung von Silben überwunden werden kann, so daß der Prozeß auch bei schwächeren Lernern flüssig abläuft. Der Lösungsansatz basiert somit auf der Beobachtung, daß die zahlenmäßige Codierung von Silben die entscheidende Hilfe für die gegliederte Visualisierung bei schwächeren Lernern ist.

 

Die Lösung:

Die technische Lösung des Problems bietet das multimediale Trainingspro-gramm GLIE-Vis. GLIE-Vis zwingt dem Gedächtnis durch eine optimierte Folge genau vorge-schriebener Aktivitäten die Strategie der gegliederten Visualisierung auf. Da-durch kann dem Gedächtnis des schwächeren Lerners genau die Eigenschaft vermittelt werden, die das Gedächtnis der schnelleren Lerner auszeichnet. Auf diese Weise wird ein signifikanter Beitrag zur Erhöhung der allgemeinen Lern-fähigkeit geleistet.

 

Der Aufbau des Trainings:

 

Dieses Training besteht aus fünf multimedialen Übungsformen:

  1. Gliederung
  2. Codierung
  3. Vernetzung
  4. Auffrischung
  5. Test: Erschließen und Buchstabenmustertest

1te multimediale Übungsform: Gliederung

Die Gliederungsübung besteht aus dem Zerteilen und dem Silbentest.
Zerteilen Das deutsche Wort wird zusammen mit dem Fremdwort vorgegeben und dasFremdwort soll so zerteilt werden, daß man die einzelnen Teile gut visualisieren kann - das sind im allgemeinen die Silben. Direkt anschließend gibt der Computer die Anzahl der Buchstaben der Teile vor, so daß man das Wort noch einmal in gegliederter Form visualisieren kann. Dann folgt der Silbentest. Bsp.:

  • vorgegeben wird: BIBLIOTHEK
  • der Lerner zerteilt das Wort:
  • der Computer zeigt die Anzahl der Buchstaben pro Silbe: 3 3 4

Es folgt der Silbentest: Abbildung 2: Silbentest - der erste Buchstabe der zweiten Silbe ist anzuklicken. Im vorliegenden Fall also das "L".

2te Multimediale Übungsform: Codierung

Die Codierungsübung besteht aus der zahlmäßigen Codierung, der gegliederten Visualisierung und dem Silbenpuzzle.

Zahlmäßige Codierung
Abbildung 3: Codierung - Die Zahlen hat der Lerner eingegeben. Sie geben an, wieviel Buchstaben die Teile des Wortes haben, die er gebildet hat.
In diesem Fall hat der Lerner die Zahlen "3, 3, 4" eingegeben. Er hat das Wort in Silben eingeteilt.

Gegliederte Visualisierung
Abbildung 4: Gegliederte Visualisierung - Die zahlenmäßige Codie-rung rechts in der Mitte, stützt die gegliederte Visualisierung. Auf diese Weise wird der geforderte 4. Buchstabe des Wortes Bibliothek sofort gesehen.

Silbenpuzzle
Die Silben der Worte werden durcheinander gewürfelt präsentiert, der Lerner soll sie in Gedanken in die richtige Reihenfolge bringen und bestimmen, an welcher Stelle ein bestimmter Buchstabe steht.

3te multimediale Übungsform: Spezial

Die Spezialübung dient der Vernetzung des Fremdwortes mit der deutschen Be-deutung. Dies geschieht durch das Erkennen der Anzahl der "gemeinsamen Buchstaben" der Worte.

Gemeinsame Buchstaben
In dieser Übung wird das deutsche Wort vorgegeben und der Lerner soll sich das Fremdwort in gegliederter Form vorstellen und angeben, wieviel gemeinsame Buchstaben die Worte haben. Wenn ihm dieses nicht gelingt, wird - wie in Abbil-dung X - das Fremdwort als Hilfe eingeblendet.
Die Übung ist so konzipiert, daß derjenige, der das Fremdwort nicht gliedert und nicht silbenweise vorgeht, wesentlich mehr Schwierigkeiten hat als derjenige, der die Strategie der gegliederten Visualisierung anwendet.
Abbildung 7: Gemeinsame Buchstaben - hier ist 2 die richtige Lö-sung, die der Lerner beim ersten Versuch nicht erkannt hat, so daß als Hilfe das Fremdwort eingeblendet wurde.

4te multimediale Übungsform: Auffrischung

Die Übungsform besteht aus zwei Schritten: dem schnellen Erkennen von ge-gliederten Worten und dem Buchstabenmustertest.

Schnelles Erkennen:
Das deutsche Wort wird vorgegeben und das Fremdwort wird kurzfristig in ge-gliederter Form eingeblendet. Direkt anschließend soll ein bestimmter Buchstabe des Fremdwortes identifiziert werden. Auf diese Weise werden 10 bis 20 Worte orthographisch verarbeitet, dann folgt der Buchstabenmustertest.

Abbildung 8: Oben links erscheint zunächst das Wort "Bücherei" und dann wird das Wort "Bibliothek" kurzfristig eingeblendet. In diesem Fall soll der Lerner den letzten Buchstaben der ersten Silbe erken-nen - also das "B" anklicken.

5te Multimediale Übungsform: Test

5a: Bedeutungserschließung
Die Bedeutungserschließung geschieht durch eine einfache Zuordnungsübung: das sogenannte Matching. Beim Matching sollen anhand des Vorwissens und anhand von Vermutungen die Fremdworte ihren deutschen Bedeutungen zuge-ordnet werden. Diese Übung provoziert die aktive Verarbeitung der Information.

Abbildung 1: Matching - Die Fremdworte sind anhand des Vorwis-sens und notfalls durch Trial and Error ihren deutschen Bedeutun-gen zuzuordnen.

5b: Buchstabenmustertest:
Über dem deutschen Wort wird das Fremdwort in gegliederter Form als Käst-chenmuster präsentiert und der markierte Buchstabe ist in der darunterstehen-den Auswahlliste anzuklicken. Die Auswahlliste enthält die Buchstaben des Fremdwortes in ungeordneter Form, was eine zusätzlich spielerisch motivierende Komponente darstellt.

Abbildung 9: Buchstabenmustertest - Der markierte Buchstabe im Buchstabenmuster des Fremdwortes ist zu bestimmen. Im vorlie-genden Falle also das "W" von Bowling

Im Überblick:

1. Bedeutung erschließen matching
2. Gliedern Zerteilen - Silbentest
3. Codierung Zahlmäßige Codierung - gegliederte Visualisie-rung - Silbenpuzzle
4. Vernetzung Gemeinsame Buchstaben
5. Auffrischung Schnelles Erkennen - Buchstabenmustertest
 

Lerntheorie

GLIE-Vis ist ein lernspsychologisch konzipiertes Trainingsprogramm, das die Teil-leistungsschwäche von Lese-Rechtschreibschwachen Schülern signifikant verringert.
GLIE-Vis ist ein Training aus der Serie "Lernen zu Lernen", dessen allgemeines Ziel, die Automatisierung produktiver Prozesse (AUTOPRO) ist. Die Automatisierung pro-duktiver Prozesse verleiht dem Gedächtnis zusätzliche Eigenschaften in dem Sinne, daß es parallel zum Lesen, Denken, Rechnen automatisch bestimmte Prozesse der Informationsverarbeitung ausführt.
GLIE-Vis zwingt dem Gedächtnis durch eine optimierte Folge genau vorgeschriebe-ner Aktivitäten eine Strategie auf. Diese führt dazu, daß man beim Lesen von Worten diese automatisch gliedert und gegliedert visualisiert. Diese Prozesse werden von guten Rechtschreibern ohnehin automatisch ausgeführt.
Die Effektivität von GLIE-Vis ist gegeben, weil das Gliedern und Visualisieren, den empirischen Ergebnissen der Kognitionspsychologie zufolge, zentrale Prozesse der orthographischen Informationsverarbeitung sind. Zusätzlich ist die Effektivität von GLIE-Vis durch die empirische Erprobung eines Vorläufers des Trainings nachge-wiesen.


Anmerkung: GLIE-Vis arbeitet mit zahlenmäßigen Codierungen der Silben, indem die Anzahl der Buchstaben pro Silbe erkannt und benutzt werden muß. Diese zahlenmäßige Codie-rung irritiert zunächst manchen Anwender, weshalb zu betonen ist, daß sie nicht Selbstzweck, sondern nur eine Hilfe für die Gliederung und Visualisierung darstellt.

Den allgemeinen theoretischen Hintergrund bildet die Theorie der menschlichen In-formationsverarbeitung, derzufolge kontrollierte und automatische Prozesse der In-formationsverarbeitung (vergleiche Chiffren et al) zu unterscheiden sind. Nur die kon-trollierten Prozesse belasten die eng begrenzte Kapazität des Arbeitsgedächtnisses und führen bei komplexeren Lernprozessen häufig zu Überlastungen mit der Folge der Beeinträchtigung des Lernens.

Automatisierung kognitiver Prozesse

Bedeutung des Gliederungsprozesses

Bedeutung des Visualisierungsprozesses

Spezielle Theorie: die zahlenmäßige Codierung präzisiert einerseits die Gliederung und erleichtert andererseits die Visualisierung. Die zahlenmäßige Codierung wird von denjenigen Personen, die bereits eigene Wortverarbeitungsstrategien automatisiert haben, als störend, von denen, die keine Strategien haben, als hilfreich empfunden. Tatsache ist, daß der Buchstabentest sehr viel leichter wird, wenn die zahlenmäßige Gliederungskombination auf dem Bildschirm sichtbar oder im Gedächtnis verfügbar ist. Die zahlenmäßige Codierung ist also ein unterstützender Prozeß, der die beiden produktiven Prozesse, das Gliedern und das Visualisieren, bedeutsam erleichtert. Zusätzlich ermöglicht die zahlenmäßige Codierung auch bestimmte Inferenzen, mit denen die Schreibweise des Wortes erschlossen werden kann. Beispiel: Rheintal - 5 -3: Anhand der 5 erschließt man das H.