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Krea-Kanji
"Krea-Kanji" ist ein multimediales Lernprogramm zum Erlernen japanischer Schriftzeichen (Kanji) und zur Förderung der Kreativität.
Konkret dient Krea-Kanji dem Erlernen der ca. 2000 japanischen Schriftzeichen und der Automatisierung eines zentralen Prozesses der menschlichen Kreativität, dem sogenannten "pattern matching". Darüberhinaus wird die allgemeine Lernfähigkeit im Sinne von definierten und konsequent angewendeten Lernstrategien gefördert.
Potentielle Anwendergruppen sind Studenten des Faches Japanologie, Japanisch für Übersetzer, Pädagogik und Linguistik sowie Geschäftsleute in Vorbereitung auf Japanaufenthalte, Volkshochschulteilnehmer und private Benutzer zum Zwecke der allgemeinen Kreativitätsförderung.
Das Programm eignet sich somit auch als Kreativitätstraining für Personen mit einem nur marginalen Interesse an japanischen Schriftzeichen, etwa für Studenten zur Ausbildung von Lernstrategien und zur Förderung des flexiblen Denkens.
Didaktische Grundlagen
Die didaktischen Besonderheiten des Programms sind in der Anwendung von Kognitions- und Motivationspsychologie zu sehen. Krea-Kanji basiert speziell auf der "Levels of Processing" Theorie (LOP Theorie), derzufolge Information um so besser behalten wird, je tiefer sie verarbeitet wird. Daraus folgt die revolutionäre Lehrstrategie, nicht die Anzahl der Wiederholungen, sondern die Tiefe des einzelnen Lerndurchganges zu maximieren. Es ist wie mit dem Zusammenfügen von Teilen mittels eines Haftklebers, nicht die Dauer, sondern die Stärke des Zusammendrückens ist entscheidend.
Analogien, Assoziationen, Elaborationen und Visualisierungen sind die geeigneten Mittel. Eine weitere didaktische Besonderheit ist in der gleichzeitigen Aneignung einer effektiven Lernstrategie und in der Anregung der Kreativität zu sehen. Die Prozesse der Lernstrategie - erinnern - assoziieren - erschließen - vernetzen - vergleichen - werden auf geschickte Weise in den ersten Lernübungen parallel zur Wissensvermittlung eingeübt, in den nachfolgenden zu einer Strategie zusammengeschlossen und in den abschließenden soweit automatisiert, daß autonome Lernkompetentz entsteht und die Menge der Kanji mit sparsamer lehrlern-theoretischer Unterstützung erlernt werden kann.
Krea-Kanji basiert auf der kognitions-psychologischen Erkenntnis, daß die Lernbedingungen, unter denen man längerfristig lernt, mit der Zeit verinnerlicht werden, sie sich also selbst überflüssig machen. Deshalb ist das Programm nach dem Fading-Prinzip aufgebaut, demzufolge die äußere Anregung zur Auslösung der produktiven Denk- und Lernprozesse sukzessiv zurückgenommen wird, so daß am Ende des Lernprogrammes der autonome Lerner steht, der sein Lernen selbst steuern kann.
Die mediale Gestaltung von Krea-Kanji geht von der Annahme aus, daß die Stimmungen des Lerners (mood) das Lernen und die Dauer des Lernens positiv beeinflussen. Deswegen sind die Module in eine ansprechende japanische Ornamentik eingebettet.
Darüberhinaus wird das Spektrum der Farben genutzt, um die Struktur des Programms auf einer weiteren Ebene transparent zu machen.
Das Programm
Krea-Kanji stellt durch seine strikte Beschränkung auf das Erlernen der Struktur, Bedeutung, Aussprache und Schreibweise der Kanji eine selbständige Einheit dar, die sich in die unterschiedlichen japanischen Sprachprogramme mit dem Ziel integrieren läßt, eine der höchsten Barrieren europäischer Studenten beim Einstieg der japanischen Sprache gezielt und signifikant zu erniedrigen.
Krea-Kanji ist zunächst auf das Erlernen eines Grundwortschatzes von mehr als 500 Kanji und die Ausbildung einer effektiven Lernstrategie ausgerichtet. Auf der Basis dieser Lernstrategie kann dann die Menge der fehlenden ca. 1300 Kanji (1850 Joyo-Kanji) mit abnehmender Lehr- Lernunterstützung schneller und vor allem stabiler als mit herkömmlichen Methoden erlernt werden. Deshalb ist Krea-Kanji aus einem Haupt-, einem
Fading- und einem Auto-Programm zusammengesetzt.
Im Hauptprogramm können in 5 Einheiten zu je 64 Zeichen 320 Kanji mit voller multimedialer Unterstützung tief verarbeitet und dadurch sicher und beschleunigt erlernt werden. Das Fading-Programm ist eine Art Trainingsprogramm. Es zielt neben der Vermittlung der anschließenden Zeichen auf die Aktivierung der Kreativität und die Einübung der produktiven Lernprozesse.
In ihm können dem Fading-Prinzip zufolge, die im Hauptprogramm realisierten Lernbedingungen in dem Maße zurückgenommen werden, wie der Lernende sie verinnerlicht hat. Nach Beendigung dieser Phase beginnt das Auto - Programm. In ihm sollte die Lernkompetenz soweit ausgebildet sein, daß der Lernende bis zu der Menge von über 500 Kanji und später dann bis zu der kritischen Menge von 1850 Kanji relativ autonom mit verringerter Lernunterstützung weiterlernen kann.
Das beschleunigte Erlernen der japanischen Schriftzeichen bezieht sich auf die visuelle Kodierung der Zeichen, das Einprägen ihrer Bedeutung, die genaue Aussprache der Lesung und schließlich auf die Ausführung der richtigen Strichfolge beim Schreiben der Zeichen.
Aus didaktischen Gründen werden die Kanji in zwei Kategorien, Radikale und Komposita unterteilt.
Zu den Radikalen werden auch Grapheme gezählt, die sich außerhalb der klassischen Anordnung der 214 Radikale befinden. Als Komposita werden in diesem Programm Zusammensetzungen aus Radikalen bzw. Graphemen bezeichnet.
Als erstes werden die Radikale, die als Bausteine der Kanji zu sehen sind, via Assoziationen gelehrt.
Daran schließt sich die Vermittlung der Kanji, die sich aus den zuvor gelernten Radikalen zusammensetzen. Letztere werden dann mit Hilfe der Bedeutung der Einzelzeichen elaboriert und somit kodiert.
Nach einer solchen Untereinheit, die insgesamt 64 Zeichen umfaßt, wird die Lesung erlernt. In diesem Modul wird die Lesung kodiert, indem sich der Lerner neben dem Hören der Lesung die Schreibweise vorstellen muß, um somit, in einem Strichmuster, die markierte Laute eingeben zu können.
Zur Strukturierung der Zeichenmenge sowie der Vernetzung der Gedächtnisspuren wird der Lernende in übergeordneten Modulen dazu angeregt, mehrere Zeichen zu visualisieren und diese in der Vorstellung nach Ähnlichkeit zu einem vorgegebenen Zeichen zu bewerten. Hierzu muß der Lerner die Zeichen intensiv und quasi simultan visualisieren. Dieser Prozeß aktiviert in besonderem Maße das aktive Beherrschen der Zeichen.
Die genannten Module basieren auf der kognitions-psychologischen Erkenntnis, daß von außen angeregte Prozesse nach ca. 200 Wiederholungen automatisch ablaufen und die äußeren Anregungen somit sukkzessive zurückgenommen werden können.
So wird dem Lerner im weiteren Verlauf des Programms die Möglichkeit gegeben, eigene Hilfen einzugeben, bzw. der Lerner wird in der Endphase des Programms lediglich an die zuvor praktizierten Prozesse, die zum Erlernen der Zeichen notwendig sind, erinnert.
In einer weiteren Einheit wird anhand ausgewählter Beispiele die Strichfolge der Zeichen in animierter Form präsentiert.
Das Programm arbeitet mit einer weitgehend intuitiven Oberfläche und ist so konzipiert, daß nur wenige Steuerungselemente notwendig sind. Es geht von einem jederzeit erreichbaren Hauptmenü aus und vermittelt auf alle Lernhandlungen unmittelbare, differenzierte Rückmeldungen. Hierzu werden die multimedialen Möglichkeiten variierend eingesetzt.
Krea-Kanji wurde bereits an ca. 200 Studenten getestet. Die Ergebnisse waren durchweg positiv, d.h. der durchschnittliche Student (Studenten unterschiedlicher Fakultäten testeten das Programm) erlernt mit Hilfe des Programms in einer Stunde ca. 50-60 Zeichen, die er auch nach einer Woche, ohne weitere Übungen reproduzieren kann. Die Spitzenleistungen liegen bei 128 Zeichen in zwei Stunden. Dies übertrifft die normale Lernrate traditioneller Lernformen um ein Vielfaches. Nur vergleichsweise wenig StudentInnen kamen mit dem Programm bisher nicht zurecht. Ihnen fehlten wahrscheinlich die notwendigen kreativen Fähigkeiten. Ferner konnte ein Trainingseffekt im Verlauf des Programms beobachtet werden, wobei die Fähigkeit, strukturanaloge Objekte und Situationen zu finden, sukzessive zunahm.
Krea-Kanji kann optimal in Kleingruppen eingesetzt werden, weil hier die motivierende Kraft des Wechsels von Wettbewerb und Kooperation voll zur Geltung kommt. Der Einsatz im Klassenverband via Panel ist gut möglich.
Darüberhinaus eignet sich Krea-Kanji sehr gut zum Selbststudium durch die hohe Interaktivität, Rückmeldungsintensität und Leistungsvergleiche mit Anderen.
Krea-Kanji bietet eine attraktive Zugangsmöglichkeit zu einem wichtigen Bildungsinhalt eines anderen Kulturkreises, verbunden mit den Möglichkeiten, das eigene Lernen zu optimieren und die Kreativität zu reaktivieren.
Die Umsetzung der aktuellen Kognitionspsycholgie auf komplexe Lerninhalte ist unseres Wissens in dem Umfang, in dem es in Krea-Kanji geschehen ist, bisher nicht realisiert worden.
Außerdem ist die Einbeziehung der ästhetischen Komponenten durch das Spiel von Farben und Mustern in Sprachlernprogrammen kaum zu beobachten
Universität Köln
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